Arizona Gunfighter - 10 Western: Sammelband Januar 2018. Pete Hackett
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16.
Paul und Lee Millard packte die Ungeduld, sie mussten jedoch warten, denn der junge Partner schlief tief und fest. Es dunkelte bereits, als Dan erwachte und sich aus den Decken schälte.
Die Frage Pauls, wie Dan sich jetzt fühlte, konnte er zufriedenstellend beantworten. Der tiefe Schlaf hatte ihn nicht nur entspannt, sondern auch die Schmerzen fast völlig weggenommen.
„Wozu halten wir uns hier noch auf?“, sagte er zu den Brüdern. „Ann ist in der Stadt, das heißt, wenn sie noch dort ist, wo sie Quartier bezog. Ich habe ein Versprechen zu erfüllen.“
„Dann nur zu!“, sagte Paul und nickte Lee zu, der von einem Erkundungsritt zurückkam und aus dem Sattel stieg.
„Hast du etwas gefunden, was wir zum Unterbringen der Pferde und unseres Gefangenen brauchen?“
„Mehr noch“, sagte Lee gedehnt. „Es hat einen Kampf in der Stadt gegeben. Über ein Dutzend Ranger hat die Stadt von den Jugens und ihren Anhängern frei gefegt. Der Sheriff ist abgelöst und eingesperrt worden, um später den Kronzeugen zu machen. Der Kampf entbrannte, als die Verhaftung des Sheriffs ruchbar wurde und Jugens ihn mit seiner harten Mannschaft aus dem Gefängnis befreien wollte. Jugens glaubte ein leichtes Spiel zu haben, doch er täuschte sich. Die Rangertruppe ließ sich nicht ausheben, sie war auf einen Angriff gefasst. Jim Jugens’ Männer holten sich blutige Köpfe, obwohl sie in der Überzahl waren. Wichtig zu erwähnen ist noch, dass die Stadtleute für die Ranger Partei ergriffen. Die Streitmacht von Jim Jugens musste sich schnell zurückziehen. Dabei gingen einige Häuser und Schuppen in Flammen auf. Dan, wir werden von Henry Dublon erwartet, dem Staatenreiter, der die Aktion gegen die Jugens leitet.“
„Warst du in der Stadt?“, fragte Paul erschrocken.
„Ich konnte nicht anders“, entgegnete Lee. „Irgend etwas forderte mich geradezu dazu heraus.
Ich musste vorsichtig sein, denn ich musste erwarten, dass man einem Fremden verteufelt hart entgegentreten würde. Ich täuschte mich auch nicht. Als man mich zum Boss des Widerstandes gegen die Jugens führte, konnte ich ihm allerdings klarmachen, auf welcher Seite ich stand und dass ich zu den Männern gehöre, die ein Anrecht auf eine Prämie haben und an der Beschaffung der dreißigtausend Dollar interessiert sind. Nun, er machte große Augen und glaubte seinen Ohren nicht ganz zu trauen. Er fragte mich wegen der dreißigtausend Dollar aus, dann umarmte er mich und war so froh gestimmt, wie ich es selten bei einem Manne gesehen habe. Nun, ich lehnte die Begleitung ab, die er mir aufdrängte, doch leider bestand er darauf, und ich konnte nur noch durchdrücken, dass die Kavalkade außer der Sichtweite des Lagers meiner Freunde zurückbleiben müsste, wollten sie nicht Gefahr laufen, dem Teufel selbst in die Arme zu laufen. Zuerst war Mister Dublon der Meinung, dass ich stark übertriebe, aber als ich mich vorstellte und auch dich erwähnte und den Namen unseres jungen Freundes nannte, zuckte er zusammen, als hätte er sich auf einen großen Skorpion gesetzt, doch dann stellte sich zu meinem großen Erstaunen heraus, dass er eine Liste bei sich trug, in der unsere Namen standen und die Untaten, die wir verübten. Um nur eins zu nennen, der Kampf mit den Cowboys, die uns die Rinder für die Rohhäutersippe nicht hergeben wollten. Offen gestanden, mir schlug das Herz in der Kehle. Zum ersten mal im Leben hatte ich große Angst und wusste, dass ich verteufelt schuftige Taten vollbracht habe. Als ich schon glaubte, dass schon alle Felle davon geschwommen wären, holte er ein Schreiben eines gewissen Frank Rüdiger hervor, das an den Gouverneur des Staates Texas gerichtet war, ein anderes Schreiben von einem Bankdirektor und einer Treibherdenmannschaft, die nach Texas unterwegs ist. Aus allem ging eins hervor, dass man sich für eine Amnestie für uns einsetzt. Vor allem Frank Rüdiger, dem du das Leben gerettet hast, Dan, ist es zu verdanken, dass diese auch ausgesprochen wurde. Es geht noch weiter, Freunde! Frank Rüdiger ließ uns beschatten und bekam dadurch Kenntnis von den Zuständen im hiesigen Distrikt. Er war es, der eine Rangertruppe anforderte. — Ist dir jetzt nicht gut, Stuart Jugens?“
Jugens sah völlig entstellt aus. Für ihn war das, was Lee da mitteilte, das Ende. Jetzt, als Lee ihn
anredete, tauchten auch die beiden Ranger auf, denen das Warten zu lange gedauert hatte.
„Ich habe euch unterschätzt“, kam es spröde von Jugens’ Lippen. „Ich habe das Spiel verloren, doch ihr habt Jim und Larry noch nicht, und ihr werdet sie nie erwischen!“
„Sie haben dich alle verlassen, Stuart Jugens. Nicht einer ist geblieben. Dir bleibt nicht einmal die Hoffnung, wieder in ein normales Leben zurückkehren zu können. Den Rest deines Daseins wirst du — doch dazu gehört schon ein Großmaß an Glück — im Gefängnis zubringen müssen.“
Lee winkte den beiden Rangern zu, die vorsichtig näher kamen.
„Es ist alles in Ordnung“, sagte er zu den Männern der Elitetruppe. „Wie ich Ihnen schon sagte, haben wir einen Vogel besonderer Art eingefangen, und mit ihm zusammen übergeben wir gern die geraubten dreißigtausend Dollar. Je schneller wir beides los sind, um so leichter wird es uns ums Herz sein. By Gosh, Dan, was starrst du mich so an, ist etwas nicht in Ordnung?“
„Hast du dich nach Ann Palmer erkundigt?“, fragte er ungeduldig. „Weißt du etwas von Ann?“ Lee Millard schüttelte den Kopf.
„Ich hatte keine Gelegenheit dazu“, erwiderte er. „Zuviel auf einmal stürmte auf mich ein, und Henry Dublon kam mir wie ein Zauberkünstler vor, der mehr aus unserem Leben wusste als wir selbst. Außerdem ließ er mich nicht mehr frei, als er mich einmal kennengelernt hatte. Es tut mir leid, dass ich mich nicht nach Ann umschauen konnte. Es musste sich bald herausstellen, dass ihr nichts passiert ist. Ich kann mir denken, dass bei den Schwierigkeiten, die Jim Jugens hatte, er kaum noch ein Interesse an der Frau haben dürfte. Gewiss war es ihr Glück, dass der Tumult in der Stadt losbrach. Nur keine Sorge, ich bin sicher, dass Ann alles gesund in der Stadt überstanden hat. Reiten wir, damit wir uns davon überzeugen können.“
Noch während Lee sprach, hatten die beiden Ranger sich Stuart Jugens’ angenommen und mit ihm ein kleines Verhör begonnen. Dan interessierte es nicht, er war in Sorge um Ann. Seine Unruhe hatte ständig zugenomnuen.
„Eins ist jetzt sicher, dass Larry und Jim Jugens zusammen sind“, sagte Dan. „Jim hat keinen Grund mehr, sich gegen seinen Bruder zu sperren. Ich bin nicht sicher, dass Jim Ann in Ruhe ließ.
Warum hat man noch keine Aufgebote zusammengestellt, die die Gegner jagen?“
„Man ist dabei, Dan“, erwiderte Lee, „doch es geht nicht so schnell, die ganze Stadt ist durcheinander. Man braucht einige Zeit, um alles unter Kontrolle zu bekommen. Man muss verstehen, dass der Großteil der Menschen in der Stadt noch immer ängstlich ist und sich wohl noch nicht so recht der Freiheit erfreuen kann.“
Während Lee noch mit Dan sprach, hatte Paul den Rangern erklärt, dass sie voraus reiten würden. Er hatte dazu deren Erlaubnis eingeholt in dem Glauben, dass der Chef ihnen einen Befehl übertragen hatte, sie nicht aus den Augen zu lassen, doch zu seinem Erstaunen wurde ihm erwidert:
„Ihr steht nicht unter Kontrolle, ihr seid freie Bürger und könnt tun und lassen, was ihr wollt. Mister Dublon war der Meinung, dass man euch nicht im Wege sein sollte. Ihr braucht euch also nicht weiter um Stuart Jugens zu kümmern.