Arztroman Sammelband: Drei Romane: Ihre Verzweiflung war groß und andere Romane. A. F. Morland

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Arztroman Sammelband: Drei Romane: Ihre Verzweiflung war groß und andere Romane - A. F. Morland

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legen Sie sich in die Seeberg Klinik?“, erkundigte sich Oma Clara.

      „Übermorgen.“

      Clara Griesmayer hustete. „So bald schon?“

      „Gut, dass Dr. Kayser Belegarzt der Seeberg-Klinik ist, sonst hätte ich wahrscheinlich nicht so schnell ein Bett gekriegt. Ich will keine Thrombose bekommen.“

      Oma Clara nickte sehr ernst. „Thrombosen sind eine sehr gefährliche Angelegenheit.“

      „Und dass die Zyste platzt und sich die Flüssigkeit zwischen die Muskeln ergießt, muss ich auch nicht unbedingt riskieren. Das ist nämlich ziemlich schmerzhaft, sagt Dr. Kayser.“

      Clara Griesmayer schüttelte sich. „Lassen Sie uns aufhören, über Krankheiten zu reden. Es gibt erfreulichere Themen.“ Sie erzählte ihrer guten Bekannten von ihren heißgeliebten Enkelkindern.

      Auch Berta Dietrich war bereits Großmutter. Iris hieß ihre vierzehnjährige Enkelin – ein sanftes, zartes, sensibles Mädchen. Bedauerlicherweise führten Iris’ Eltern keine besonders glückliche Ehe. Das Kind litt darunter, deshalb holte Frau Dietrich es so oft wie möglich zu sich. Doch die Nestwärme, die Iris zu Hause fehlte, konnte ihr die Großmutter nur zu einem geringen Teil ersetzen.

      „Ich beneide Sie um das Eheglück Ihrer Kinder, Frau Griesmayer“, sagte Berta Dietrich traurig. „Meine Tochter und ihr Mann ...“ Sie seufzte. „Patrick ist ein guter Kerl, aber er hat keine Zeit für seine Familie. Als Geschäftsmann hat er es geschafft, wie man so schön sagt, doch privat ... Um da hinzukommen, wo er heute ist, musste er hart arbeiten, und das tut er immer noch. Er verdient viel Geld, o ja, sehr viel Geld. Aber alles Geld der Welt kann Liebe, Harmonie, Zärtlichkeit und Geborgenheit nicht ersetzen. Sonja, meine Tochter, ist eine junge, attraktive, lebenslustige Frau. Sie bringt die Geduld nicht auf, zu warten, bis Patrick mal für sie Zeit hat. Sie hat auch kein Verständnis dafür, dass für ihren Mann immer zuerst das Geschäft kommt.“

      Oma Clara rümpfte die Nase und schüttelte den Kopf. „Das ist auch nicht richtig.“

      „Nein“, sagte Berta Dietrich, „aber ich kann Patrick dennoch nicht verurteilen. Er ist ein herzensguter Mensch. Ich liebe ihn. Und auch er ist mir sehr zugetan.“

      Frau Griesmayer nickte bedächtig. „Sie sind auch eine großartige Schwiegermutter.“

      „Deshalb tut es mir besonders weh, dass Sonja ihrem Mann seit Längerem schon nicht mehr treu ist“, erklärte Frau Dietrich betrübt. „Sie fühlt sich von ihrem Mann vernachlässigt und hält sich deshalb anderswo schadlos. Das ist nicht richtig. Das kann ich nicht gutheißen.“

      „Weiß Ihr Schwiegersohn davon?“, fragte Clara Griesmayer.

      Frau Dietrich zuckte die Schultern. „Keine Ahnung. Von mir wird er es jedenfalls nicht erfahren. Da kann, darf und will ich mich nicht einmischen. Vielleicht ahnt er etwas. Möglicherweise streiten er und Sonja deshalb in letzter Zeit immer häufiger und immer vor dem Kind.“

      Oma Clara hustete und wiegte bedenklich den Kopf. „Damit tun sie Iris sehr, sehr weh.“

      „Natürlich, denn sie liebt ihre Mutti genauso sehr wie ihren Vati, und sie kann es nicht ertragen, wenn ihre Eltern sich gegenseitig weh tun.“

      „Also, ich glaube, ich könnte meinen Mund nicht halten“, sagte Frau Griesmayer und richtete ihr Kopftuch. „Ich würde mir meine Tochter und meinen Schwiegersohn vornehmen und sagen: Hört mal zu, so darf es mit eurer Ehe nicht weitergehen. Ihr habt eurem Kind gegenüber eine Verantwortung, also besinnt euch gefälligst darauf.“ Sie hatte streng und energisch gesprochen.

      „Und was tun Sie, wenn die beiden Ihnen sagen, Sie sollen sich um Ihre eigenen Angelegenheiten kümmern?“

      „Würden Sie das von Ihrer Tochter und von Ihrem Schwiegersohn zu hören bekommen?“, fragte Oma Clara zurück.

      „Ich fürchte – ja.“

      „Dann – dann ...“ Frau Griesmayer blieb kurz stehen. „Verzeihen Sie, wenn ich das sage. Dann haben Sie Ihre Tochter nicht gut erzogen. Ich habe drei Töchter, aber so etwas würde keine von ihnen zu mir sagen.“

      „Nicht gut erzogen!“ Berta Dietrich nickte niedergeschlagen. „Ja, vielleicht ist Ihr Vorwurf berechtigt, Frau Griesmayer, aber ich habe meinen Mann verloren, als Sonja erst drei Jahre alt war. Ich musste mich mit dem Kind allein durchschlagen. Sonja war mein Ein und Alles. Ich hatte nur sie. Wahrscheinlich war ich deshalb immer nachsichtig mit ihr – und so habe ich sie verzogen, ohne dass es mir richtig bewusst war.“

      Die Frauen gingen weiter. Sie erreichten Berta Dietrichs Haus, und diese lud Clara Griesmayer zu Kuchen und Kaffee ein.

      „Ich möchte Ihnen keine Umstände machen“, wehrte Oma Clara ab. „Sie haben ein krankes Knie.“

      „Kaffee kochen kann ich noch, und der Kuchen ist vom Konditor.“

      „Wir können doch auch bei mir Kaffee trinken.“

      „Dann muss ich noch weiter laufen, und der Heimweg bleibt mir auch nicht erspart.“

      Das war ein Argument, das Clara Griesmayer gelten lassen musste. „Aber ich darf Ihnen helfen, ja?“, sagte sie, und damit war Berta Dietrich einverstanden.

      „Schmeckt herrlich, der Pflaumenkuchen“, sagte Frau Griesmayer wenig später. Die beiden Frauen saßen im gemütlichen Wohnzimmer am hübsch gedeckten Speisetisch. Auf einem Bücherbord stand eine Delfter Uhr, die leise tickte.

      „Nehmen Sie sich doch noch ein Stück“, forderte Frau Dietrich die gute Bekannte auf.

      „Ach nein“, zierte sich die füllige Oma Clara, „ich kann doch nicht ...“

      „Warum denn nicht?“

      Frau Griesmayer sah an sich herunter. „Ich bin ohnehin schon so dick.“

      „Ach was“, meinte Berta Dietrich mit einer wegwerfenden Handbewegung.

      „Wenn ihnen der Kuchen schmeckt ... Und so dick sind Sie ja gar nicht.“

      „Na“, machte Oma Clara, mit erheblichem Zweifel im Gesicht.

      „Sagt Ihr Mann das?“

      „Ich sehe es“, antwortete Frau Griesmayer.

      „Mein Gott, Sie sind keine Zwanzig mehr.“

      „Sie auch nicht, aber Sie sind immer noch schön schlank.“ Clara Griesmayer sagte es mit unverhohlenem Neid in den Augen.

      „Das liegt bei uns in der Familie. Vater, Mutter, Großeltern – alle waren dünn wie Zahnstocher.“

      Frau Dietrich zwinkerte. „Also, Frau Griesmayer, noch ein Stück?“

      „Na schön. Sie geben ja doch keine Ruhe. Es gefällt Ihnen wohl, andere zu mästen.“

      „Ich sehe gern, wenn es meinen Gästen schmeckt.“ Berta Dietrich legte das Stück Pflaumenkuchen mit der Tortenschaufel auf Oma Claras Teller.

      „Und

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