Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
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16.
Warum hat Dr. Purwin eine Karte von mir gefordert?, ging es Lorant durch den Kopf, als er sich am frühen Nachmittag auf der Autobahn Richtung Oldenburg befand. Er beschleunigte den Carisma auf Tempo 200. Die Autobahn war fast leer. Eine regelrechte Rennstrecke. Anders wurde es erst, sobald man die A1 erreichte. Aber das war nach der Raststätte Huntetal.
Lorant wollte sich an die Oldenburger Kripo wenden, um vielleicht noch interessante Details über den bisher unidentifizierten Toten herauszubekommen, den man in Huntetal gefunden hatte.
Am Autobahnkreuz Leer hatte Lorant die A31 verlassen und die A28 genommen. Ein Schild wies auf die Abfahrt Westerstede hin.
Lorant spürte seinen Ischias noch etwas, aber die Spritze hatte zusammen mit der Reizstrombehandlung wahre Wunder bewirkt.
Als Arzt verstand Purwin offenbar sein Handwerk.
In Gedanken ließ Lorant den Besuch bei Dr. Purwin noch einmal Revue passieren. Kontrollierte dieser jungenhafte Mann eigentlich regelmäßig seine eigenen Blutdruckwerte? Bei dem sehr wechselhaften Temperament, das ihn offenbar auszeichnete, war das wohl nur zu empfehlen.
Die Visitenkarte!, ging es Lorant abermals durch den Kopf. Erst wollte er gar nicht mit dir reden, dann will er unbedingt deine Karte, um dich vielleicht doch noch anzurufen.
Was konnte das bedeuten?
Dass Purwin mehr wusste, als er zunächst offenbart hatte?
Ich werde wohl einfach geduldig abwarten müssen, bis mein Handy klingelt, überlegte Lorant. Aber irgendetwas musste da noch sein, etwas, das Purwin aus was für Gründen auch immer zunächst für sich behalten hatte. Die Polizei hat ihn bei ihren ach so gründlichen Ermittlungen vermutlich gar nicht gefragt, ging es Lorant durch den Kopf. Wahrscheinlich musste man dem Arzt einfach noch etwas Zeit geben. Für Lorant hatte Purwin etwas von einer verschlossenen Auster. Aber er würde sie knacken. In diesem Punkt war er zuversichtlich.
Lorant stellte die Stereoanlage an. Herbie Hancocks 'Sly' begann mit einigen sehr percussiven Figuren. Den Klang der inzwischen längst aus der Mode gekommenen und leicht scheppernden Fender-WE-Pianos mochte Lorant. Auf einem modernen Keyboard war das kaum zu imitieren. Lorant seufzte. Nie wieder wurde solche Musik gemacht, wie in den Siebzigern, dachte er.
Er fuhr an Wiefelstede und Bad Zwischenahn vorbei, erreichte schließlich die Außenbezirke von Oldenburg.
Lorant hatte sich den Weg zum Polizeidienstgebäude vorher genau auf der Karte angesehen und sich einen Stadtplan von Oldenburg besorgt. Nachdem er von der Autobahn hinuntergefahren war, quälte er sich durch den Stadtverkehr. Die Autobahn führte mitten durch Oldenburg, für die Bewohner hinter einer hohen Lärmschutzwand verborgen.
Schließlich erreichte Lorant das Polizeidienstgebäude am Friedhofsweg Nummer 30.
Was für eine passende Adresse, dachte Lorant.
Lorant parkte seinen Wagen, betrat das Gebäude und versuchte, sich an den Hinweisschildern zu orientieren. Es gab zwei Kommissariate, die Wasserschutzpolizei Küstenkanal-Hunte, die III. Abteilung der Landesbereitschaftspolizei, die Fachhochschule für Verwaltung und Rechtspflege (Fachbereich: Polizei) sowie das Bildungsinstitut der Polizei. Alles untergebracht in ein und demselben Gebäudekomplex.
Lorant meldete sich erst in den Büros des ersten Kommissariats, wurde dann aber belehrt, dass für den Fall der Leiche an der Raststätte Huntetal das zweite Kommissariat zuständig war.
Schließlich saß der Detektiv einem leicht übergewichtigen Kriminalkommissar namens Vanderbehn gegenüber, der sich Lorants Ausführungen interessiert anhörte.
"Sie glauben an einen Zusammenhang zwischen dem Mordfall Gretus Sluiter und der Männer-Leiche in Huntetal", murmelte Vanderbehn gedehnt.
"Die Boßel-Kugel spricht doch dafür."
"Ja, da könnten Sie durchaus recht haben. Allerdings wird es schwierig sein, einen derartigen Zusammenhang zu beweisen, ehe wir nicht die Identität des Opfers kennen."
"Ich schlage vor, Sie gehen einfach alle Vermisstenfälle durch, die der wahrscheinlichen Todeszeit der Huntetal-Leiche nach in Frage kommen könnten. In einem zweiten Schritt müsste man die Vermisstenfälle dann daraufhin abklopfen, ob irgendein Zusammenhang zur Familie Sluiter in Forlitz-Blaukirchen besteht."
Vanderbehn lächelte mild. "Waren Sie mal bei der Kripo?"
"Ist schon lange her."
"Sie scheinen nichts verlernt zu haben."
"Für mein Nahkampftraining gilt das leider weniger."
"Wieso?"
"Bin vor kurzem übel verhauen worden." Lorant betastete die schmerzende Bauchprellung. Husten und Lachen musste er tunlichst vermeiden. Aber das war leichter gesagt als getan.
Vanderbehn erhob sich, steckte die Hände in die weiten Taschen seiner etwas schlabberig wirkenden Hose, die aber sicher sehr bequem beim Sitzen war.
"Eigentlich wäre es die Aufgabe unserer Kollegen in Emden..."
"Kriminalhauptkommissar Meinert Steen ist leider bislang noch nicht einmal überzeugt davon, dass es sich bei Sluiters Tod überhaupt um einen Mord handelt. Er denkt, dass es ein Unfall war und die Kugel halt einfach so im Boot herumlag." Lorant zuckte die Achseln. "Silche Kugeln liegen hier in Norddeutschland ja sicherlich überall herum, auch an Orten, wo man sie gar nicht vermutet. Auf der Straße, auf Booten. Ich schaue immer schon auf meinen Sitz, bevor ich mich in den Wagen setze. Könnte ja sein, dass da auch eine liegt!"
"Ich werde mal mit dem Kollegen Steen telefonieren."
"Tun Sie das."
Lorant bezweifelte allerdings, dass das einen durchschlagenden Erfolg haben würde. So, wie er Meinert Steen bisher kennen gelernt hatte, bestand die Gefahr, dass sich die Haltung des Kriminalkommissars nur noch verfestigte, wenn er von außen darauf hingewiesen wurde, dass er möglicherweise mit seiner Meinung auf dem falschen Dampfer war.
"Dann kommen Sie mal um den Tisch herum, Herr Lorant. Ich werde Ihnen jetzt auf dem Computerschirm Fotos und Personalien von Vermissten zeigen. Sie haben in dem Fall ja bereits ermittelt und möglicherweise fällt Ihnen ein Zusammenhang auf..."
"Ich bin gespannt."
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17.
"Ich geh dann jetzt."
Dr. Frank Purwin blickte von seinem Schreibtisch auf und sah in das lächelnde Gesicht seiner Sprechstundenhilfe.
"Ist