Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
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Du bringst mich glatt auf eine Idee, dachte Lorant, behielt seinen Gedanke aber tunlichst für sich. Ein Junior-Chef, der es leid war, immer Junior zu bleiben... War das nicht zumindest eine psychologische Grundkonstellation, die durchaus in einem Mord kulminieren konnte? Es wäre nicht der erste Fall dieser Art gewesen, mit dem Lorant zu tun gehabt hätte. Aber andererseits sprach auch einiges dagegen. Das eher vorsichtige Temperament beispielsweise, das Ubbo an den Tag legte. Die Bravheit. Konnte ein so braver Mensch, der im Hauptberuf Sohn zu sein schien, eine so schreckliche Tat planen, dem eigenen Vater eins über den Schädel geben, um ihn dann mit dem Segelboot auf eine Reise ohne Wiederkehr zu schicken?
Und was, wenn er jemanden dafür angeheuert hat?, überlegte Lorant. Jemanden, der die Drecksarbeit für ihn gemacht hätte. All das, wozu er selbst niemals in der Lage gewesen wäre?
Nein, auch das war abwegig.
Andererseits...
Manche stillen Wasser waren tief. Fast alle Tötungsdelikte, das wusste Lorant aus seiner aktiven Polizei-Zeit, entpuppten sich letztlich als Beziehungstaten. Am naheliegendsten war es daher eigentlich immer, im nächsten Verwandten- und Bekanntenkreis nach einem möglichen Motiv zu suchen.
Cui bono?
Wem nützt es? Die berühmte Frage, die am Anfang jeder Mordermittlung stand. Aber hatte Ubbo Sluiter der Tod seines Vaters wirklich etwas genutzt? Die Frage war einstweilen noch nicht eindeutig zu beantworten.
Unterdessen fuhr Ubbo Sluiter fort: "Vielleicht sehen Sie zu viel fern oder verstehen einfach nichts von Ihrem Job. Meine Mutter hätte Sie nie engagieren sollen. Ich war von Anfang an dagegen."
"Warum denn?"
"Weil so einer wie Sie nichts als Ärger bringt. Und letztlich wird doch nichts erreicht. Sehen Sie die Sache mit den Russen an: Die Polizisten haben ein riesiges Buhei veranstaltet, Leute festgenommen und was kam am Ende raus?"
"Na?"
Warum sollte sich Lorant nicht auch Ubbos Version dieser Geschichte anhören. Der Detektiv sah ihn ruhig an.
"Am Ende haben sich die alle gegenseitig Alibis gegeben. Die halten doch zusammen und ich bin am Ende der Dumme! Das haben Sie ja heute gesehen, die spazieren hier herein, schlagen mich windelweich und ich kann nichts dagegen tun!" Gar nichts!" Ubbo machte eine Pause. Sein Gesicht hatte die Farbe gewechselt. Von superblass in dunkelrot. Eine Ader an seinem Hals pulsierte. "Ich möchte nicht, dass Sie wegen dieser Schläger irgendetwas unternehmen, Lorant!"
"Nicht mal die Polizei anrufen?"
"Nicht einmal das."
"Wird mir schwer fallen."
"Ich hoffe, dass wir uns verstanden haben. Ich will einfach keinen Ärger."
"Ich sehe dabei zwei Probleme!"
"Es ist mir gleichgültig, was Sie sehen. Halten Sie sich einfach an das, was ich Ihnen gesagt habe."
"Erstens kann ich es nicht ausstehen, wenn Dinge unter den Teppich gekehrt werden."
"Ach, ein Rächer der Enterbten? Spielen Sie mir nichts vor, Lorant! Ihnen geht es doch nur um Ihr Geld! Alles andere ist jemanden wie Ihnen doch gleichgültig."
"Da unterschätzen Sie mich gewaltig."
"Glaube ich nicht."
"Aber, was das Geld angeht..."
"Ja?"
"Da sind wir bei Zweitens, Herr Sluiter."
"Ich bin gespannt."
"Ihre Mutter bezahlt mich. Nicht Sie. Und deswegen werde ich mir auch allenfalls von ihr irgendwelche Vorschriften machen lassen." Lorant lächelte dünn. "Zumindest das haben wir gemeinsam!"
"Sehr witzig."
"Und dann kommt noch Drittens: Ich bin fast über den Jordan dabei gegangen, als ich Sie vor diesen Schlägern geschützt habe."
"Erwarten Sie jetzt Dankbarkeit?"
"Ein bisschen schon."
"Soll ich Ihnen 500 Euro geben? Ist das damit erledigt? Vielleicht bewegt Sie das dann ja auch dazu, MEINE Anweisungen ernst zu nehmen."
Lorant schüttelte den Kopf.
"Ich will genauere Angaben zu den beiden Typen. Zum Beispiel die Nachnamen. Sonst müsste ich zu Kommissar Steen gehen und ihn danach fragen. Allerdings käme ich dann nicht umhin, ihm von dem heutigen Vorfall zu erzählen. Und Sie kämen dann insofern in die Bedrouille, weil Sie erklären müssten, weshalb Sie diesen Überfall nicht zur Anzeige gebracht haben."
Ubbo Sluiter ließ die Faust auf den Tresen sausen. Außerdem vergaß er, das Toilettenpapier weiter an seine Nase zu drücken. Blut tropfte hinunter.
"Erpresser!", knurrte Ubbo.
"Wenn ich einer wäre, würde ich die 500 Euro nehmen und noch mal das Doppelte verlangen."
Zweifellos hatte Ubbo Sluiter noch irgendeine sehr unfreundliche Erwiderung auf Lager. Aber er schluckte sie herunter, denn in diesem Moment tauchte ein Mann in der Tür auf. Lorant schätzte ihn auf Mitte zwanzig. Sein Haar war bereits erstaunlich dünn und hatte einen Rotstich. Das markanteste Kennzeichen seines Gesichts war die ziemlich lange Nase, die genau in der Mitte eine Art Knick hatte.
"Ey, was is'n hier los?", stieß er hervor.
Lorant nahm an, dass es sich um einen der Angestellten des Sluiter'schen Geschäfts handelte.
"Die Namen!", forderte Lorant unmissverständlich an Ubbo Sluiter gewandt. Die Stimme des Detektivs bekam dabei einen fast metallischen Klang.
"Hören Sie, ich weiß es nicht..."
"Sie haben doch eine Anzeige aufgegeben!"
"Nur gegen unbekannt."
"Wissen Sie, wo ich die beiden finden könnte? Ich wiederhole mich ungern, aber Steens Büro in Emden-West ist nur ein paar Minuten weg von hier!"
Ubbo atmete tief durch. Er starrte seinen Angestellten an und giftete diesem dann entgegen: "Ja, glotz mich nicht so an, Kilian! Fang schon mal an aufzuräumen!"
Kilian schluckte.
"Is' ja gut, Chef!"
"Gar nix ist gut!"
"Jo, jo, schwer im Stress, was?"
Kilian ging an Lorant vorbei, umrundete den Tresen und verschwand in einem der hinteren Räume. Jetzt werden alle Spuren verwischt, dachte Lorant mit dem professionellen Bedauern eines ehemaligen Polizisten - eine Haut, die er einfach nicht von sich streifen konnte. Wahrscheinlich würde sich daran auch niemals etwas ändern.
"Wie Sie wollen, dann bespreche ich das mit Steen. So hartleibig wie Sie ist ja nicht mal der!" Mit diesen Worten