Private Ermittler - 2000 Seiten, 16 Krimis in einer Sammlung. Alfred Bekker
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Die beiden jungen Männer gehörten hier ganz offensichtlich nicht hin.
Wie ertappte Einbrecher wirkten sie.
Und der Kleinere von ihnen mit seiner albern wirkenden weißblonden Haarpracht feuerte seine Waffe sofort ab.
Lorant duckte sich zur Seite. Ein reflexhafter Bewegungsablauf. Die Kugel zischte an ihm vorbei. Die Schaufensterscheibe ging zu Bruch.
Lorant schnellte vor, ließ das Bein hochfahren. Mit einem gezielten Tritt kickte er dem Weißblonden die Pistole aus der Hand. Der Weißblonde war völlig perplex, Lorant verlor fast das Gleichgewicht. Es war eine Ewigkeit her, seit er seine Nahkampfausbildung absolviert hatte. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Polizeidienst hinaus hatte Lorant sich in dieser Hinsicht fit gehalten, das Training dann aber irgendwann sträflich vernachlässigt. Im Kampf gegen den Aktenberg hatte ihm die hohe Kunst der Selbstverteidigung schon während seiner Beamtenjahre nicht allzu viel helfen können.
Lorant wich zurück, hielt die Balance.
"Ey, der Alte hat's ja echt drauf!", knurrte der Größere der beiden Eindringlinge.
Im ersten Augenblick war Lorant genauso über sich erstaunt gewesen. Die antrainierten Reflexe funktionierten offenbar noch.
Dachte er.
Bis er den stechenden Schmerz spürte, der sich von der linken Pobacke das Bein hinunterzog.
Der Ischias!
Offenbar bin ich wohl doch nicht mehr so beweglich, wie ich gedacht habe, durchfuhr es ihn.
Lorant warf einen kurzen Blick zu dem kurzläufigen Revolver, der auf dem Boden lag. Vielleicht eine Sekunde lang dachte er darüber nach, sich auf den Boden zu hechten, um die Waffe an sich zu bringen. Aber seine Ischiasbeschwerden hielten ihn davon ab. Außerdem war es fraglich, ob er schnell genug gewesen wäre.
Der Weißblonde zog ein Springmesser unter der Jacke hervor, ließ die Klinge herausschießen. Sein Gesicht glich einer verzerrten Maske. Dass Lorant ihm den Revolver aus der Hand gekickt hatte, konnte er einfach nicht verwinden.
"Mach dein Testament, Großväterchen!", knurrte er.
Dann stürzte er sich auf Lorant.
Die Hand mit der Klinge fuhr auf Lorant zu. Der Ausfallschritt, den Lorant fast automatisch vollführte, tat höllisch weh. Er bekam den Messerarm zu fassen, bog ihn zur Seite. Der Stoß der Klinge glitt knapp an ihm vorbei. Einen Sekundenbruchteil später knallte Lorant seine rechte Gerade mitten in das Gesicht seines Gegenübers.
Der Weißblonde taumelte zurück, stolperte rückwärts bis zur Schaufensterdekoration.
Im selben Moment hatte sich der Große über den Tresen geschwungen. Ohne zu zögern stürzte er sich auf Lorant. Dieser drehte sich herum, versuchte den Angriff noch abzuehren. Aber er war nicht schnell genug. Der Tritt des Großen traf Lorant genau vor den Solar Plexus. Er japste nach Luft, taumelte zurück und prallte gegen eine Regalwand. Lorant rutschte zu Boden und stieß einen röchelnden Laut aus. Alles schien sich vor seinen Augen zu drehen. Nur nicht das Bewusstsein verlieren!, hämmerte es in ihm. Wach bleiben, nur wach bleiben...
Der Weißblonde hatte sich indessen wieder aufgerappelt.
Die beiden Schläger redeten auf Russisch miteinander. Ihre Unterhaltung machte einen ziemlich hektischen Eindruck. Schließlich schrien sie sich an.
Der Weißblonde hob den Revolver auf, richtete den Lauf auf Lorant.
"Ich bring dich um, du Arsch!", schrie er.
Lorant blickte zu ihm auf. Der Tritt des Großen hatte höllisch wehgetan. Ihm war schlecht. Wenn ich jetzt kotzen muss, verschwinden sie vielleicht, dachte Lorant.
Es war sein letzter Gedanke, bevor der Weißblonde abdrückte.
––––––––
13.
Rena Sluiter besuchte an diesem Vormittag die Emder Kunsthalle. Zurzeit war dort nicht die berühmte Sammlung des Kunstmäzens und ehemaligen Stern-Herausgebers Henri Nannen zu sehen, die normalerweise hier untergebracht war. Zurzeit beherbergte die Emder Kunsthalle die sehr umfangreiche Werkschau eines jungen Wilden, der sich Bradecke nannte.
Nur Bradecke.
Ohne Vornamen.
Das junge, aber inzwischen auf dem internationalen Kunstmarkt sehr hoch gehandelte Genie trat stets nur unter seinem Nachnamen auf.
Rena ging die hochwandigen Korridore entlang.
Großformatige Gemälde hingen dort. 'Schafsblut auf Ölgrundierung', las Rena unter einem dieser gewaltigen, sehr farbenfrohen Bilder. Rena verschränkte die Arme vor der Brust. Und dafür müssen Schmidt-Rottloff und Macke für Wochen in den Keller!, ging es ihr kopfschüttelnd durch den Kopf.
Aber Rena Sluiter war keineswegs hier, um sich dem Kunstgenuss hinzugeben oder über die tiefere Bedeutung nachzudenken, die die Verwendung von Schafsblut in der Malerei eines gewissen Bradecke vielleicht hatte.
Die Tatsache, dass die Henri Nannen-Sammlung zur Zeit nicht an den Wänden hing, kombiniert mit der für einen Museumsbesuch relativ frühen Tageszeit machte die Kunsthalle zu einem idealen Treffpunkt für den Fall, dass man sich in aller konspirativen Diskretion mit jemandem verabreden wollte.
"Hallo, Rena!"
Der Klang dieser sonoren Männerstimme, ließ sie herumfahren. Von einer Sekunde zur anderen war sie aus ihren Gedanken herausgerissen worden. Sie drehte sich herum, roch plötzlich ein ziemlich intensives Tabak After Shave.
"Tom!", flüsterte sie.
Der hochgewachsene Mann war Mitte vierzig und hager. Das graue Haar war kurzgeschnitten. Das Gesicht war breit, kantig und am Kinn spitz zulaufend. In den leuchtend blauen Augen blitzte es. Tom trug Rollkragen, schwarze Lederjacke und graue Schurwollhose. Am Handgelenk hatte er eine Rolex.
Tom trat mit lässigem Habitus auf Rena zu, versuchte sie zu küssen.
Aber sie wich ihm aus.
Tom drehte sich kurz um, ließ den Blick schweifen. Sie waren allein in diesem Ausstellungsraum, dessen herausragendes Merkmal das Schafblut-Gemälde des genialen Bradecke war. "Super Treffpunkt, den du ausgesucht hast!", raunte Tom.
Seine Hand glitt über ihre Schulter.
"Komm, lass das jetzt."
"Was zierst du dich so?"
"Tom..."
"Glaubst