Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker

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Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten - Alfred Bekker

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stiegen in ihm auf. Erinnerungen an ein ziemlich unangenehmes Gespräch mit seinem damaligen Vorgesetzten, Kriminaloberkommissar Heinz Kürten, der gemeint hatte, dass Berringer mit seiner posttraumatischen Belastungsstörung allenfalls noch eingeschränkt diensttauglich wäre.

      Himmel, er hatte ja auch recht gehabt, auch wenn Berringer das damals nicht hatte wahrhaben wollen.

      Björn Dietrich wusste nichts von den Flashbacks, die Berringer heimsuchten. So nahe standen sie sich nun auch wieder nicht. Außerdem war Berringer der Meinung, dass ihm Menschen, mit denen er zu tun hatte, unbefangen entgegentreten sollten. Das Mitleid anderer lehnte er ab. Er musste mit seinem Problem allein fertig werden. Sein Verstand musste einigermaßen im Gleichgewicht bleiben, damit das schwankende Schiff seiner verwundeten Seele nicht kenterte. Das konnte ihm niemand abnehmen.

      Berringers Blick glitt zur Fensterfront. Man hatte vom Polizeipräsidium aus einen hervorragenden Rundumblick über Krefeld, was vor allem daran lag, dass die meisten Häuser nicht besonders hoch waren. Erstaunlich viele Grünflächen unterbrachen die Gebäudefronten. Man konnte den Eindruck gewinnen, sich in einer bebauten Parklandschaft zu befinden.

      Das Grün kaschierte zumindest aus der Ferne die vielen schmutzigen Ecken der Stadt. Selbst das Bayerwerk am Rhein war aus dieser Entfernung erst auf den zweiten Blick als Industriebetrieb zu erkennen. Ansonsten ragten nur einige wenige markante Höhen aus diesem flachen Wohn- und Industriepark heraus. Der Wasserturm zum Beispiel – oder Krefelds höchstes Gebäude, das Hochhaus Bleichpfad mit seinen dreiundzwanzig Stockwerken.

      Berringer wedelte mit den Händen, um den Rauch zu vertreiben, und unterdrückte einen Hustenreiz.

      Dort draußen gelten strenge Abgasnormen für die Schlote!, dachte er. Aber hier, im Zentrum der Rechtschaffenheit, kann man fast ersticken, ohne dass jemand was dagegen tut.

      Die Fenster konnte man natürlich nicht öffnen.

      Das hat wahrscheinlich Methode!, ging es Berringer durch den Kopf. Jeder Verdächtige, der hier mehr als eine Stunde gefangen gehalten wird, glaubt wahrscheinlich ersticken zu müssen und gesteht dann jedes Verbrechen – die, die er selbst begannen hat, und ein paar andere gleich mit -, nur damit er wieder an die frische Luft geführt wird.

      „Der Kerl, der deine Familie auf dem Gewissen hat, sitzt lebenslänglich“, sagte Dietrich. „Ich weiß, dass das kein Trost ist, aber wenn du mal daran denkst, dass wir in anderen Fällen die Täter niemals gefasst haben ...“ Er zuckte mit den Schultern.

      „Gerade bei Auftragsmorden ist das normalerweise sehr schwer.“ Roman Dinescu.

      Es verging kein Tag, an dem Berringer nicht an diesen rumänischen Lohnkiller dachte, der die Autobombe gelegt hatte. Berringer hatte damals zu einem Team gehört, das gegen eine mafiaähnliche Organisation ermittelt hatte. Eigentlich war die Bombe für ihn gewesen, das war ihm durchaus bewusst. Aber das machte es nicht gerade leichter, den Schmerz zu ertragen.

      „Kommen wir zur Gegenwart“, meinte Berringer. „Ich arbeite derzeit für einen gewissen Peter Gerath. Ich denke, du weißt, wer das ist.“ Björn Dietrich nickte. „ Der Gerath!“

      Da war sie wieder, diese hochherrschaftliche Kombination aus Artikel und Namen.

      „Richtig.“ Berringer nickte. „ Der Gerath. Der Boss von Avlar Tex.“

      „Es wurde zweimal auf ihn geschossen, beide Mal daneben, nur sein Pferd hat es erwischt“, fasste Dietrich den Fall in wenigen Worten zusammen. „Wir arbeiten an der Sache. Doch anscheinend hat Herr Gerath kein große Vertrauen in die Polizei.“ Berringer grinste. „Wundert dich das? Ich meine, wo eure uniformierten Kollegen doch jetzt entweder ohne Pistolenholster oder ohne Wagen die Bürger schützen müssen.“

      Björn Dietrich lächelte dünn. „Vielleicht nehmen sie ja erstmal die alten Holster, um die Einsatzfähigkeit sicherzustellen“, sagte er mit einem leicht beleidigten Unterton.

      Achtung! Spaßgrenze erreicht!, hieß das für Berringer. Offenbar war es in Ordnung für Dietrich, die Anschaffung der neuen Holster als Absurdität darzustellen – aber die Einsatzbereitschaft der Polizei generell in Frage zu stellen, das ging wohl zu weit.

      Gedankenfreiheit gab es eben nur im Grundgesetz und solange man schwieg. Sobald man den Mund aufmachte war man den unterschiedlichsten Zensursystemen unterworfen. In diesem Fall war es nicht die politische Korrektheit, sondern die polizeiliche. Die zu beachten hatte Berringer wohl in den Jahren, in denen er inzwischen schon nicht mehr im Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen war, vergessen.

      Also zurück zu Peter Gerath, dachte Berringer mit einem inneren Seufzer.

      „Der Mann schien mir große Angst zu haben, als er bei mir im Büro war“, berichtete er.

      Dietrich verschränkte die Arme vor der Brust. „Die hat er wohl auch zu Recht. Es gibt derzeit in dieser Gegend eine Organisation, die offenbar Schutzgelder von Textilunternehmen erpresst. Wer nicht pariert, wird in die Mangel genommen. Man verprügelt ihn. Das ist dann zuerst nur ein Denkzettel. Beim zweiten Mal aber wird der zahlungsunwillige ›Kunde‹ krankenhausreif geschlagen. Es kann auch sein, dass die Werkshalle angezündet wird.“

      „Aber bisher wurde noch niemand getötet“, stellte Berringer fest.

      „So ist es. Die Brüder sind rabiat, aber wenn es sich irgendwie vermeiden lässt, bringen die niemanden um. Das würde auch nur Aufsehen erregen und dafür sorgen, dass noch intensiver gefahndet wird.“

      „Wenn ich Gerath richtig verstanden habe, dann ist von ihm bisher noch gar kein Geld gefordert worden. Er glaubt, dass er erst weich gekocht werden soll.“

      „Ausgeschlossen ist das nicht, aber eigentlich entspricht es nicht der Herangehensweise dieser Bande.“

      „Was wisst ihr bisher über diese Organisation?“

      „Sie soll von Rumänien aus geleitet werden. Wir wissen, dass es eine Scheinfirma in Liechtenstein gibt, an die verdächtige Zahlungen geleistet werden. Die Firma heißt HansaCor und ist in hundertprozentigem Besitz einer deutsch-rumänischen Import/Export-Firma, die seit langem im Fokus der Ermittlungen hinsichtlich Geldwäsche und dergleichen steht.“

      „Wie heißt diese Import/Export-Firma?“, fragte Berringer.

      „Garol ImEx.“

      „Bukarest und Düsseldorf, oder?“

      „Ja, stimmt.“

      Berringer schnipste mit den Fingern. „Die spielte doch auch seinerzeit eine Rolle, als dieser Roman Dinescu ...“ Er sprach nicht weiter, schluckte und sah Dietrich dann direkt an. „Du warst doch damals noch bei uns, bei unserem Team, als wir gegen die

      ›Eminenz‹ ermittelten.“

      „Ja, den Anfang habe ich noch mitbekommen.“

      Die „Eminenz“ – das war der Kopf jener Organisation, für die auch Dinescu mutmaßlich gearbeitet hatte. Man hatte nie ermitteln können, wer die „Eminenz“ gewesen war, geschweige denn ihr den Prozess machen können. Es war immer das Gleiche. Die kleinen Handlanger wurden erwischt und verurteilt, aber den großen Fischen gelang es widersinniger Weise immer wieder, durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen.

      Berringer hatte der Gedanke, dass sich

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