Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten - Alfred Bekker страница 19
„Was wollen Sie?“, fragte Penckenhorst in einem Tonfall, der alles andere als freundlich war. Er wirkte angespannt und gereizt. Der Tod von Tieren ging vielen Menschen näher als das Ableben eines Mitmenschen. Berringer machte diese Erfahrung nicht zum ersten Mal.
„Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.“
„Ich habe doch vorhin schon Ihren Kollegen alles erzählt. Und dann war da noch diese Schnepfe, die so aufdringlich war. Schätze, die war von der Presse.“ Berringer nahm an, dass er damit Vanessa meinte, und enthielt sich jeden Kommentars. „Herr Penckenhorst, es gibt da einfach so viele Ungereimtheiten, dass Sie wohl nicht umhin kommen, die ganze Sache noch ein dutzend Mal zu erzählen.“ Penckenhorst verzog das Gesicht, stellte die Forke zur Seite und lehnte sie gegen die Boxenwand. Dann krempelte er sich die Ärmel seines Hemdes hoch. Er hatte beeindruckende Muskeln. Auf dem rechten Unterarm war ein Löwe tätowiert, auf dem linken ein Tiger.
„Seit wann arbeiten Sie hier?“, fragte Berringer.
„Seit einem halben Jahr etwa.“
„Gefällt Ihnen der Job?“
„Die Bezahlung könnte besser sein.“ Er zuckte mit den Schultern. „Allerdings habe ich kaum was an Zeugnissen oder dergleichen vorzuweisen, in sofern bin ich froh, überhaupt 'nen Job gefunden zu haben.“
„Ich verstehe.“
„Zuvor bin ich bei einem Zirkus mitgefahren. Und davor hatte ich einen Job als Automaten-Bestücker. Aber stellen Sie sich das bitte nicht als spannend vor.“ Berringer musste lächeln. „Wenn Sie es sagen ...“
„Aber um was Interessantes machen zu können, hätte ich mich in der Schule mehr anstrengen müssen ...“ Penckenhorst runzelte die Stirn. „Was wird das hier? Eine Fragestunde über mich, oder worauf wollen Sie hinaus, Kommissar ...?“
„Mein Name ist Berringer“, stellte sich der Detektiv vor, ohne auf den „Kommissar“ einzugehen.
„Und meinen Namen haben Sie sich gleich gemerkt, was?“
„Ja.“
„Weil ich tatverdächtig bin?“
Berringer schüttelte den Kopf. „In meinem Job hat man ein gutes Namensgedächtnis.
Andernfalls sollte man sein Geld besser anderweitig verdienen.“
„Verstehe ...“
„Ich will Ihnen nichts ans Zeug flicken, Herr Penckenhorst. Keine Sorge.“ Berringers Lächeln wirkte entwaffnend. Er hoffte zumindest, dass es dies tat. „Ich will nur ein paar Antworten. Also entspannen Sie sich.“
„Drei unserer Pferde sind erschossen worden. Wie soll ich mich da entspannen? Wer weiß, was dieser Irre als nächstes tut?“ Penckenhorst atmete tief durch. Er trat an eine andere Boxen. Ein Rappe steckte seinen Kopf hervor. Penckenhorst tätschelte den Hals des Tieres, aber das Pferd spürte wohl, wie nervös der Mann war. Es schnaubte und wich zurück.
Tiere kann man nicht betrügen, dachte Berringer.
„Fragen Sie schon!“, forderte Penckenhorst.
„Sie kennen Herrn Gerath sicher persönlich. Schließlich kommt er einmal die Woche zum Reiten her.“
„Ja. Und er besitzt - besaß - bis vor kurzem insgesamt vier Pferde. Dabei hat er zuletzt immer nur Laura geritten, weil die am ruhigsten war. Ich denke, das lag an seiner Bandscheibe.“
Berringer hob die Augenbrauen. „Sie kannten ihn also ganz gut.“
„Ich war öfter hier im Stall, wenn er sich um seine Tiere gekümmert hat. Ich weiß nicht, was er sonst für ein Mann ist, aber für Tiere hat er ein Gespür, das muss man ihm lassen.“
„Was waren das für Pferde? Besonders wertvoll oder ...“
„Der Mann hat genug Geld und schmeißt auch gern damit um sich. Das sihet man schon am Sattelzeug und an seiner Ausrüstung. Und die Tiere waren auch vom Feinsten. Er hat mir mal was von seiner Firma und all dem Stress erzählt und dass er hier jedes Mal so richtig auftanken könnte ... Na ja, so blabla halt.“
„Wieso blabla?“
In Penckenhorsts Augen blitzte es. „Wenn ich nur einen Bruchteil von dessen Schotter hätte, ich würde mich nicht auf einem Reiterhof in der Nähe der ach so idyllischen Industrieruine Krefeld erholen, sondern was richtig Geiles machen. Ab nach Rio oder so was.“
„Hat Herr Gerath mal geäußert, dass er sich bedroht fühlt?“ Max Penckenhorst wirkte auf einmal nachdenklicher. Er kratzte sich erst am Kinn, dann im Nacken und anschließend noch mal am Kinn. „Ehrlich gesagt, ich hab immer gedacht, dass er ein bisschen paranoid ist.“
„Wieso?“
„Es braucht nur ein Wagen auf den Hof fahren, dann will er von mir immer gleich wissen, wer das ist, selber aber nicht an die Stalltür gehen. Außerdem erkundigt er sich ständig, ob jemand nach ihm gefragt oder sich an seinen Pferden vergangen hat.“ Max Penckenhorst zuckte mit den Schultern. „Ich meine, wir haben hier auch Familien mit Kindern, die auf dem Rahmeier-Hof Urlaub machen. Da bleibt es nicht aus, dass die Kids mal die Pferde streicheln, oder? Vor allem Mädchen sind ganz wild auf die Vierbeiner. Die meisten kann man sogar zum Ausmisteten und Striegeln anstellen. Das machen die richtig gut. Nur an Geraths Pferde durfte ich ausdrücklich niemanden ranlassen. Nur geschultes Fachpersonal, wie er sich immer auszudrücken pflegt.“ Er lachte heiser. „Wenn der wüsste, dass ich vor ein paar Monaten von Pferden nur wusste, dass sie vier Beine haben und man einen Sattel draufsetzen kann.“
„Ich gehe davon aus, dass der Täter, der die Pferde getötet hat, identisch ist mit der Person, die vor knapp zwei Wochen schon einmal auf Herrn Gerath schoss und dabei sein Pferd Laura tötete.“
Max Penckenhorst nickte. „Das klingt für mich absolut logisch“, meinte er. Berringer hat das Gefühl, dass sein Gegenüber inzwischen etwas Vertrauen gefasst hatte und offener geworden war.
Dem Detektiv kam die langjährige Erfahrung zugute, die er bei Befragungen in seinen Polizeijahren hatte sammeln können.
„Der Täter muss genau gewusst haben, welche Pferde Gerath gehören“, sagte er. „Er muss sich hier bestens ausgekannt haben.“
„Also jemand wie ich“, erwiderte Max Penckenhorst, dessen Lächeln dabei gefror.
„Wollen Sie mir also doch was anhängen. Sie sind genau so ein mieser Bulle wie ...“ Er verstummte.
„So ein mieser Bulle wie wer?“
Penckenhorst zögerte.
„Reden Sie, Herr Penckenhorst“, forderte Berringer. „Ich kriegs ja so oder so heraus.“ Penckenhorst nickte widerwillig. „Vor ... vor drei Jahren ... da war ich mal in so eine Sache verwickelt. Tut hier nichts weiter zur Sache. Ich war kurzzeitig Türsteher einer Diskothek. Es gab da eine kleinere Rangelei, bei der jemand zwei Zähne verloren hat.
Die Sache wurde mir angehängt, dabei war es nur Selbstverteidigung.“