Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten. Alfred Bekker

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Sammelband 7 Krimis: Tuch und Tod und sechs andere Thriller auf 1000 Seiten - Alfred Bekker

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überladenes Wohnzimmer, dessen Einrichtung von klobigen Polstermöbeln geprägt war.

      Krefelder Late Sixties Barock.

      Bevor sie Berringer einen Platz anbot, hatte sie bereits zweimal darauf hingewiesen, dass sie bereits siebenundneunzig und eigentlich topfit sei, wenn sie nicht im letzten Jahr gestürzt wäre. „Seitdem benutze ich die Krücke, und das wird und wird einfach nicht mehr so, wie es mal war.“

      „Herr Fernholz sagte, Sie wüssten über Ihren Nachbarn Bescheid – Matthias Gerndorf.“

      „Ach, den. Haben Sie auch Ärger mit dem? In der letzten Zeit, als er noch hier lebte, da kam der Gerichtsvollzieher zwei Mal am Tag. Der Gerndorf hat einfach drauflos bestellt und dann wohl das Bezahlen vergessen. So was hat es früher nicht gegeben.

      Da hat man gespart, bis man genug zusammen hatte, und sich dann erst gekauft, was man haben wollte. Als ich 1947, in der schweren Zeit, einen neuen Wintermantel brauchte, weil der alte vollkommen von Motten zerfressen war, da ...“ Berringer hörte nur mit halbem Ohr hin und bereute es schon, sich in einen der gepolsterten Ohrensessel gesetzt zu haben. Nun konnte er sich kaum so einfach wieder verdrücken. Höflich hörte er ihr eine Weile zu, während er zwischendurch verstohlen auf die Uhr sah und ein Gähnen unterdrückte.

      Schließlich gelang es ihm, etwas einfließen zu lassen, die sich auf Gerndorf und seine Lebensgefährtin bezog. „Diese Birgit Meyer scheint doch ganz in Ordnung gewesen zu sein.“

      „O ja. Die hat sogar den Flur gewischt, wenn dieser Gerndorf dran war. Der Gerndorf selbst hat sich ja nie an die Pläne gehalten.“

      „Sie haben wirklich keinen Anhaltspunkt, wo Birgit Meyer geblieben sein könnte?“

      „Nein. Nachdem Gerndorf ihr den Koffer raus auf die Straße geworfen hat, hab ich sie nicht mehr gesehen. Das war ein Drama, kann ich Ihnen sagen. Ich hab mich so erschrocken, als das Ding aus dem Fenster flog, dass ich beinahe einen Herzanfall gekriegt hätte. Ich hab nämlich so Rhythmusstörungen, müssen Sie wissen. Mein Arzt sagt, dass wir das beobachten müssen, aber ...“

      „Dieser Gerndorf soll Jäger gewesen sein“, unterbrach Berringer sie.

      „Jäger? Glaub ich nicht.“

      „Und für Segelboote hat er sich auch interessiert.“

      „Ein Boot? Nein, bestimmt nicht.“

      „Ich habe in seiner Wohnung einen Prospekt von der BOOT gefunden. Das ist eine Wassersportmesse, die jedes Jahr hier in Düsseldorf stattfindet. Warum sollte er sich so einen Prospekt aufbewahren, wenn er sich gar nicht dafür interessiert?“

      „Tja, wo Sie es jetzt so erwähnen ...“ Sie zögerte, und Berringer rang innerlich mit sich, ob er sie auffordern sollte, weiterzusprechen oder ob er dadurch vielleicht die Situation verdarb. Er entschied schließlich, dass es das Beste war, einfach den Mund zu halten und einen Augenblick lang abzuwarten, bis die alte Dame ihre Gedanken geordnet hatte. Damit hatte er ja aus gewissen Gründen auch ab und an seine Schwierigkeiten. Also sei nicht zu streng und ungeduldig mit ihr, sagte er sich.

      „Sie fragen wie ein Polizist“, stellte sie fest und zwinkerte Berringer zu. „Ja, Sie scheinen immer alles ganz genau wissen zu wollen.“

      „Tja, da haben wir wohl was gemeinsam“, erwiderte der Detektiv und lächelte dabei milde.

      „Also Segelboote liegen ja meistens am Wasser, oder?“

      „Ja, würde ich auch sagen.“

      „An einem See zum Beispiel. Und da befinden sich häufig auch Campingplätze. Ich weiß, dass mir das Fräulein Meyer – die beiden lebten ja in wilder Ehe zusammen, so ganz modern, wie man das zu unserer Zeit noch nicht gemacht hat – also die Meyer hat mal auf dem Flur zu der Studentin von ganz oben, die inzwischen schon wieder ausgezogen ist, der gegenüber hat sie erwähnt, dass sie zu einem Campingplatz führen. Dort könnten sie den Wohnwagen ihrer Eltern benutzen, die einen festen Dauerplatz hätten. Aber das ist nun auch schon eine ganze Weile her ...“

      „Wissen Sie noch, wo dieser Platz war? Wurde irgendein Ortsname erwähnt?“ Sie rieb sich mit ihren knorrigen Fingern die Schläfe und schüttelte schließlich mit einer bedauernden Miene den Kopf. „Nein, tut mir leid. Ich erinnere mich einfach nicht mehr.“

      „Haben Sie sonst noch irgendetwas über ihn? Welchen Job er hatte oder ...“

      „Der hatte keinen!“, unterbrach ihn die alte Dame sofort. „Allerdings soll er studiert haben und irgendwas Besonderes gewesen sein. Ich weiß auch nicht mehr so genau.

      Aber viel getrunken hat er, das steht fest. Und dann wurde er laut.“

      „Verstehe.“

      „Und da fällt mir noch etwas ein, weil Sie doch vorhin ein Segelboot erwähnten.“

      „Immer raus damit. Vielleicht kann mir das weiterhelfen.“

      „Sie sollen ja schließlich Ihr Geld von diesem Betrüger kriegen, nur fürchte ich, dass Sie sich da in einer langen Schlange ganz hinten anstellen müssen.“

      „Sie sagten etwas von einem Boot“, erinnerte Berringer sie eine Spur ungeduldiger, als er es eigentlich beabsichtigt hatte.

      Sie nickte heftig. „Aber es war ein kleines Boot!“ Mit ihren Händen deutete sie eine Länge von gut achtzig Zentimetern an. „Aber mit Segel drauf. Ein Modell, so sagt man, glaube ich. Gerndorf hat es in die Wohnung getragen, als er einzog. Es ist mir gleich aufgefallen. Aber der Mast war gebrochen. Ich glaub nicht, dass das noch funktioniert hat.“

      Er nickte ihr zu und stand auf. „Trotzdem danke für Ihre Mühe.“

      „Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen.“

      „Das denke ich schon. Aber jetzt muss ich dringend weiter.“

      „Ja, so ist das, wenn man jung ist. Keine Ruhe, keine Geduld. Wenn Sie erst mal in mein Alter kommen, dann wissen Sie, dass Sie sowieso bald sterben und dass es deswegen keinen Sinn macht, sich vorher schon für irgendwas umzubringen!“ Berringer fuhr in die Altstadt und aß etwas in einer Snack Bar. Die Pommes waren sehr fettig, und vor allem war das Fett sehr alt, aber im Moment hatte Berringer keine Lust, größere Mühe auf die Suche nach einem besseren Lokal zu verwenden. Also aß er, was angeboten wurde, ließ aber die Hälfte stehen.

      Er dachte nach. Zwischen Gerndorf und Severin gab es immerhin schon eine wenn auch sehr lose Verbindung. Beide waren zumindest zeitweise Anhänger der Modellsegelei gewesen, und vielleicht kam man auf diese Weise Gerndorf auf die Spur.

      Möglicherweise kannten sich beide, schloss Berringer. Und wie sah dann die Verbindung zu den Geraths aus?

      Kurz entschlossen zog Berringer das Handy hervor und wählte Geraths Nummer.

      Fehlanzeige. Es meldete sich nur die Mailbox. „Herr Gerath, hier ist Berringer. Ich muss Sie dringend sprechen“, sagte er und hoffte, dass der Unternehmer die Mailbox in nächster Zeit auch abhören würde. „Es geht um einen Mann namens Matthias Gerndorf.“

      Berringer unterbrach die Verbindung.

      Als er das Handy in der Jackentasche verschwinden ließ,

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