Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling
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„Das begreife, wer will. Es muss einen mörderischen Knall gegeben haben, als der Lastwagen an die Wand stieß. Und dass du den Lastwagen überhaupt nicht gesehen haben willst ...“
Sie krallte ihre Hände in seine Schultern.
„Gert, ich schwöre dir, ich habe nichts bemerkt. Du musst es mir glauben. Ich war so mit dem Gaspedal beschäftigt, dass ich ...“
„Hallo, seid ihr immer noch hier?“, rief Peschke von der Tür her.
Dann trat er näher, sah Inge erstaunt an, blickte dann auf Dr. Wolf und fragte verblüfft: „Was ist denn mit euch los?“
Inge begann zu weinen.
„Paps, ach Paps, es ist furchtbar.“
Sie sank jetzt an die väterliche Brust und schluchzte hemmungslos.
Peschke versuchte, sie in einen der Sessel zu schieben, aber sie schlang ihre Arme um seinen Hals.
„Nun setz dich, Kind, ich will erst wissen, was los ist!“
Dr. Wolf erzählte es ihm, denn Inge war dazu nicht imstande.
„Eine schöne Schweinerei!“, keuchte Peschke und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. „Und ausgerechnet ein Lastwagen von Ritter. Mit dem alten Ritter wollte ich ein Geschäft machen, das mir gut und gerne hundert Mille Umsatz gebracht hätte. Nee, nee, dass einem das passieren muss. Und was nun?“
Dr. Wolf sah auf den korpulenten Mann im Sessel herab.
„Für mich gibt es da überhaupt keine Überlegung.“
Peschke nickte.
„Klar, Junge, ganz richtig. Wir müssen sofort die Stoßstange auswechseln und ...“
„Nein!“
Dr. Wolf sprach scharf, und Peschke sowie Inge sahen ihn überrascht an.
„Na was denn?“, fragte Peschke schulterzuckend.
„Ich meine“, erwiderte Dr. Wolf, „dass es hier nur einen Weg gibt: den zur Polizei.“
Peschke sprang auf, und sein breites Gesicht wurde dunkelrot.
„Mensch, bist du von allen guten Geistern verlassen? Zur Polizei? Das fehlte noch. Dann erfährt Ritter von der Sache, und Inge steht noch groß in der Zeitung. Das wäre ein schöner Skandal! Nee, mein Lieber, Polizei is’ nich'!“
„Was denkst du, Inge?“, fragte Dr. Wolf ruhig.
Sie sah ihn mit tränenüberströmtem Gesicht an.
„Dann werde ich doch eingesperrt. Davor hab’ ich Angst.“
Dr. Wolf holte tief Luft, dann sagte er gefasst:
„Jeder Mensch kann einen Fehler machen. Doch dazu sollte er stehen. Die Polizei findet dich, Inge. Früher oder später. Und die Zeitungen waren schon heute Abend auf der Suche. Der Abendanzeiger hat sogar eine Belohnung für den ausgesetzt, der die Fahrerin findet. Nun?“
„Aber das ist doch Irrsinn! Das sollen sie erst mal beweisen!“, sagte Peschke heftig. „Wenn ich die Stoßstange abmontiere und die Karre auch noch verschwinden lasse, kommt kein Aas dahinter!“
„Irrtum! Denkt mal an euren Fahrzeugmeister. Der kann sicher auch lesen. Und wenn er die Zeitung heute Abend gelesen hat ...“
„Für drei blaue Lappen schweigt der wie’n Massengrab“, meinte Peschke wegwerfend.
„Selbst wenn es der Polizei nicht gelänge, dich zu finden, Inge, wäre es nicht besser. Die junge Frau, der Fahrer von Firma Ritter und Herr Ritter selbst hätten den ganzen Schaden, weil der schuldige Fahrer nicht ausfindig gemacht werden konnte.“
„Na und? Ritter wird daran nicht gleich pleite gehen“, entgegnete Peschke.
„Verdammt noch mal!“, fuhr ihn Dr. Wolf an. „Das ist doch eine bodenlose Schuftigkeit, wenn man einen Unfall verursacht und sich nachher zu drücken versucht! – Inge, sieh mich an! Willst du dich stellen oder nicht?“
„Sie will es nicht und sie wird es nicht!“, schnaubte Peschke.
„Ich habe Inge gefragt. Inge, antworte mir!“
Sie sah Dr. Wolf an.
„Ich habe Angst, Gert. Und ich habe doch den Lastwagen gar nicht berührt. Ich bin doch nur schuld, wenn ...“
„Wer hat dir denn diesen Quatsch erzählt? Ob du den Lkw berührt hast oder nicht, du hast den Unfall verschuldet. Und damit bist du schuldig und musst haften. Meinst du, die Polizei sucht dich zum Spaß?“
„Ich habe den Eindruck“, sagte Peschke lauernd, „als wolltest du dich gegen uns stellen. Junge, das gefällt mir nicht. Das gefällt mir rein gar nicht!“
Dr. Wolf drehte sich ein wenig zur Seite, um Peschke voll ansehen zu können.
„Ob Ihnen, verehrter Herr Peschke, das gefällt oder nicht. Ihre Vorschläge, diese Sache zu bereinigen sind einfach dreckig. Ich bedauere, Ihren vorbildlichen Charakter nicht früher voll erkannt zu haben. Und jetzt darf ich mich verabschieden. – Und du, Inge, hast jetzt Gelegenheit, zur Polizei zu gehen, oder ich müsste die Verlobung lösen.“
Inge sprang auf, sah ihn hasserfüllt an und schrie:
„Statt mir zu helfen, verlangst du, dass ich ins Gefängnis gehe. Geh doch zum Teufel mit deinen verstaubten Ansichten!“
Dr. Wolf sah sie erschüttert an, öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schwieg aber schließlich doch und ging zur Tür.
„Und das eine sage ich Ihnen, Dr. Wolf“, fauchte ihm Peschke nach, „wenn Sie es sind, der meine Tochter hineinreitet, können Sie sich gleich Ihren Abschied bei Ihrem Krankenhaus nehmen. Denn dort sitze ich auch im Direktorium, falls Sie das noch nicht wissen. Und für Leute wie Sie wäre dann dort kaum noch Platz!“
*
DR. WOLF GING.
Draußen im Saal saßen die Schnitzlers und Bauers mit Frau Peschke, hörten leise Tanzmusik und unterhielten sich angeregt. Dr. Wolf begrüßte die Leute und verabschiedete sich zugleich. Frau Peschke begleitete ihn zur Tür und fragte, als sie allein waren:
„Gert, was ist denn passiert?“
Er zwang sich dazu, nicht Sie zu ihr zu sagen und antwortete:
„Frag das bitte Inge! Ich glaube, ich vertrete in diesem Haus den falschen Standpunkt. Guten Abend.“
„Aber, Gert, so hör doch, Gert!“
Er war schon