Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling

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Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand - Glenn Stirling

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      Irgendwie tat sie ihm leid. Sie war anders als ihr Mann.

      *

      PÜNKTLICH ACHT UHR war Dr. Wolf wieder im Dienst. Die dralle Schwester Gerda, eine urgemütliche Vierzigerin, erwartete ihn schon auf der Station.

      „Morjen, Doktorchen, jut jeschlafen?“

      Sie strahlte ihn an.

      „Sehen ja ’n büschen blass aus, nich’?“

      Sie folgte ihm in die Ordination, wo bereits der Nachtdienst-Arzt wartete. Das war ein jüngerer Mann, ein bisschen blass, nervös und überarbeitet. Dr. Wolf wusste, dass sein Kollege Helm am Tage noch in einer Privatchirurgie assistierte, was der Gesundheit auch nicht gerade dienlich war.

      „Na, Heimchen, schlafen Sie überhaupt noch oder haben Sie das abgeschafft?“, fragte Dr. Wolf lächelnd.

      „Sie Spaßvogel. Wenn das ginge, dann hätte ich das Geld für die eigene Praxis in einem Jahr zusammen.“

      „Was gibt es auf der Station?“

      „Ach, lassen Se man, Doktorchen“, mischte sich Schwester Gerda ein, „er hat’s mich ja allens schön verklärt. Und so müde is’ er ja auch, unser Dr. Helm. Da kann ich Ihnen besser sagen, was los is’. Also da haben wir mal den Appendix von 23, der macht sich prima. Die Amputation von 27 ist noch ziemlich schwach. Der ...“

      „Was ist mit der Sectio?“, fragte Dr. Wolf ungeduldig.

      „Ja, der Kaiserschnitt von 38, das bessert sich. Nich’ wahr, Dr. Helm, die Nacht ging?“

      Dr. Helm, der kurz vor dem Einschlafen war, nickte.

      „Hmm, besser jetzt“, murmelte er vom Schlaf überwältigt.

      „Sonst noch was von Bedeutung?“, erkundigte sich Dr. Wolf.

      Schwester Gerda nickte.

      „Da is ’n Herr, der Sie sprechen wollt’. Ritter heißt er. Hat was mit dem Kaiserschnitt zu tun von 38.“

      „Danke, und wo ist er?“

      „Im Wartezimmer vom Oberarzt.“

      „Weiter nichts?“

      „Nee, was noch is’, kann bis zur Visite warten.“

      Dr. Wolf verabschiedete sich von Dr. Helm, der kaum noch aus den Augen sehen konnte, nickte Schwester Gerda zu und sagte beim Hinausgehen:

      „Visite Punkt neun!“

      „Is’ recht, Doktorchen!“

      Dr. Wolf ging hinaus, den langen Gang entlang bis zum Wartezimmer des Oberarztes, das schon brechend mit Patienten gefüllt war.

      „Herr Ritter?“

      Ein alter Mann mit schneeweißem Haar erhob sich schwerfällig, stützte sich auf einen Stock und kam langsam näher. Das Gehen fiel ihm offenbar schwer. Der Händedruck aber, mit dem er Dr. Wolf begrüßte, war fest und kräftig.

      „Ich habe ein kleines Stück weiter mein Büro, können Sie bis dahin ...“

      Der alte Herr schmunzelte.

      „Keine Sorge, Herr Doktor. Nur langsam, immer langsam“, sagte er.

      Im Büro schob Dr. Wolf seinem Besucher den Stuhl zurecht, doch Herr Ritter wehrte dankend ab.

      „Der alte Knochen kann schon noch“, sagte er. „Ist mir vor zehn Jahren unter ’ne Lore gekommen. Na ja. aber deshalb bin ich nicht hier, Herr Doktor. Es geht um ...“

      „Frau Hartwig?“

      „Ja, richtig. Frau Hartwig. Man hat ja die Fahrerin noch immer nicht gefunden, und der Heinz, das ist mein Fahrer Hartwig, ist ja ein so tüchtiger Bursche, aber nun ist er ja völlig durchgedreht. Ich hab’ ihn gleich in Urlaub geschickt, damit er erst mal zur Ruhe kommt. Nun wollte ich mal von Ihnen wissen, wie es um Frau Hartwig bestellt ist. Und wie es dem Kind geht.“

      „Augenblick, was das Kind angeht, muss ich nachfragen. Ich bin gerade erst ’rein.“

      Dr. Wolf rief die Säuglingsstation an und erfuhr, dass die Kleine den Umständen nach wohlauf sei. Für ein Siebenmonatskind sei sie auch schon recht kräftig, meinte der Kinderarzt.

      Dr. Wolf erklärte es dem alten Herrn, und plötzlich sagte der:

      „Sagen Sie mal, Herr Doktor, sind Sie nicht der zukünftige Schwiegersohn von Herrn Peschke?“

      „Nicht mehr, Herr Ritter“, erwiderte Dr. Wolf offen.

      Der alte Herr hob erstaunt die Brauen.

      „So? Na, ich wollte nicht indiskret sein. Also zu unserer Sache. Ich möchte diesen jungen Leuten etwas Trost spenden. Wissen Sie, ich bin nicht so wohlhabend, dass ich mit dem Geld um mich werfen könnte, aber ich möchte Sie bitten, wenn Sie Frau Hartwig wieder sprechen können, dass Sie ihr sagen, ich würde ihnen das kleine Haus fertigbauen. Die beiden haben nämlich jede freie Minute geschuftet an ihrem Haus, weil sie möglichst viel selbst machen wollten und ja nicht viel Geld haben. Ich will es also für sie weiterbauen lassen, denn der Heinz hat mir versprochen, dass er bei mir bleiben will. Und ich denke, jetzt schaffe ich diese Mehrkosten schon, weil ich einen guten Auftrag bekommen soll. Die Herren kommen nachher, und ich muss jetzt wieder gehen. Wollte nur, dass Sie Frau Hartwig das sagen. Vielleicht hilft es ihr auch ein bisschen wie Medizin.“

      Er lächelte gütig, und Dr. Wolf spürte eine heiße Wut auf Peschke in sich aufsteigen. Peschke, der im Gelde schwamm, hätte bequem zehn solcher Häuser bauen können, ohne es zu spüren. Aber dieser reiche Peschke wollte sich drücken. Wollte nicht einmal dafür einstehen, was seiner Tochter passiert war.

      „Herr Ritter, ich bin sicher, dass es die beste Medizin ist, die es gibt, nämlich neue Lebenslust zu vermitteln. Dafür danke ich Ihnen. Als Arzt und als Mensch.“

      „Nu, nu, nur nicht gleich so dramatisch, Herr Doktor. Ein bisschen ist es unser aller Pflicht, dem anderen zu helfen, nicht nur Ihre als Arzt.“

      „Dächten alle so wie Sie“, murmelte Dr. Wolf mürrisch.

      „Nicht doch! Es gibt mehr anständige Menschen, als Sie denken. Ich bin nicht mal einer davon. Na, Herr Doktor, Sie gefallen mir. Kommen Sie doch mal bei mir vorbei. Abends habe ich immer Zeit. Sie sicher auch? Meine Frau freut sich auch immer, wenn mal netter Besuch kommt. Und meinen Jungen kennen Sie ja.“

      „Ihren Herrn Sohn?“

      „Ach was, der ist kein Herr! Das würde ich ihm schön abgewöhnen. Mein Kurt fährt genauso auf dem Lastwagen wie Heinz Hartwig. Vor ’nem halben Jahr hatte er doch mal Panne, und Sie haben ihm den Zylinderkopf bei Büssing geholt. Wissen Sie’s nicht mehr? Da hat er mir noch gesagt: Stell dir vor, ausgerechnet der Schwiegersohn vom Peschke hat mir geholfen. Und der war sogar

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