Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling

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Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand - Glenn Stirling

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den er damals, als er Inge zum ersten Male im Auto mitgenommen hatte, hineingefahren war.

      Sie bemerkte es eher als er.

      „Unser Weg“, sagte sie leise.

      Es ging ein Stück neben dem Hochdamm der Autobahn her, dann ging es bergab zu einem kleinen Weiher, der jetzt im Regen so trostlos wirkte wie ein Mondkrater.

      Dr. Wolf hielt an, und wieder war es genau die Stelle, wo er damals angehalten hatte. Nur hatte seinerzeit der Mond am Himmel gestanden, und es war eine herrliche Maiennacht gewesen.

      „Gert“, sagte Inge leise, „ich habe mich gemein benommen. Ich hätte tun sollen, was du gesagt hast.“

      Er starrte zur Windschutzscheibe hinaus, als führe er noch und müsse auf den Verkehr achten. Neben ihr knisterte der Nylonmantel Inges, und er atmete den Duft ihres Haares, ein Geruch, den er noch immer so gut kannte und der auf ihn stets die gleiche anziehende Wirkung gehabt hatte. Auch jetzt noch.

      Aus den Augenwinkeln heraus, sah er ihre Hände auf ihrem Schoß. Hände, die er einmal geküsst und gestreichelt hatte. Hände, die er liebte. Auch jetzt noch.

      Er spürte, dass die Mauer, die er zwischen Inge und sich aufgerichtet hatte, Sprünge besaß, alte gemeinsame Erinnerungen wie Brücken über diese Mauer ragten. Gemeinsame Erinnerungen, ja. Und gemeinsame Empfindungen. Er ahnte, dass Inge ihn noch liebte. Ganz im Geheimen ertappte er sich bei dem Wunsch, dass es noch so sein möge. Denn er liebte sie auch noch, trotz allem.

      „Gert, mein Anwalt hat mir geraten, dich zu bitten, auf einer Vernehmung so auszusagen, wie du es vor dem Kommissar getan hast. Aber ich, Gert, ich bitte dich, das nicht zu tun.“

      Er sah sie an und bemerkte, dass in ihren Augen Tränen standen.

      „Du hast es also doch gewusst?“

      Sie blickte ihn unverwandt an und nickte leicht.

      *

      „UND NUN?“

      „Ich muss dir etwas gestehen, Gert. Davon rührt ja alles her. Ich weiß nur nicht, wie ich es dir sagen soll.“

      Er sah wieder zur Windschutzscheibe hinaus und erwiderte rau:

      „Sprich nur. Mich überrascht fast nichts mehr.“

      „Bitte, Gert, nicht so!“

      Er fühlte ihre Hand auf seinem rechten Unterarm, und diese Berührung wirkte auf ihn wie elektrischer Strom. Es war nichts anders geworden. Dieselbe Leidenschaft wie zuvor. Er wusste nicht, ob er sich darüber freuen oder es verfluchen sollte.

      „Bitte, Gert, sag mir, dass du mir diesmal glaubst. Jetzt sage ich dir alles. Wirst du mir zuhören ... Wirst du versuchen, mich zu verstehen?“

      Er bezwang sich, sie anzusehen. Ihre Stimme, ihr Fluidum, das alles war für ihn überwältigend. Dann noch dieser See, der Weg. Warum, zum Teufel, war er gerade hierher gefahren?

      Kratzig sagte er:

      „Ja, Inge, aber ich muss in einer Stunde wieder in der Klinik sein. Ich höre dir zu.“

      Er merkte nicht, wie sie ihn von der Seite ansah, flehend, verlangend und bittend. Dann sprach sie, erst leise, dann immer mehr von der Erinnerung beeindruckt.

      „Bevor ich zu Vater ins Geschäft ging, war ich auf der Uni, wie du weißt. Betriebswirtschaft in Köln. Auch nicht neu für dich. Aber ich war damals schon kein Kind mehr, Gert. Und dich habe ich noch nicht gekannt. Es gab einen Mann vor dir.“

      Sie schwieg, um seine Reaktion abzuwarten, aber er zeigte nicht die geringste. Wie eine Statue saß er am Steuer und starrte durch die Windschutzscheibe, zwischen Regenperlen hindurch auf das trübe Wasser des Weihers.

      „Er hieß ... na, nennen wir ihn einmal Hans. Das ist sein Vorname. Hans und ich waren zusammen in den Vorlesungen, und er wohnte nicht weit von mir weg. Er studierte dasselbe wie ich, aber er war faul. Seine Eltern sparten sich sein Studium vom Munde ab, doch in den Ferien lag er ihnen noch zusätzlich auf der Tasche. Trotzdem hatte ich eine Schwäche für ihn. Heute kann ich offen sagen, dass er ... dass er, ja, eben ein Typ war, der einer Frau gefiel. Ich habe ihn nie geliebt, aber ich war ihm verfallen. Vielleicht ist das kein gutes Wort dafür, doch du verstehst mich sicher. Und dann kam der Tag, wo er sich mit seinem Vater überwarf und der das Studium nicht mehr bezahlen wollte. Hans war durch das Examen gefallen. Zum zweiten Male. Er war furchtbar aufgeregt und ließ sich ein paar Tage nicht mehr bei mir sehen. In die Vorlesungen wollte er auch nie mehr gehen. Dann, eines Abends, tauchte er auf. Er blutete an der einen Hand, hatte eine dicke Aktentasche bei sich und sagte mir, die Polizei sei hinter ihm her! Später erfuhr ich, dass er einen Bankboten überfallen habe, schon am Vormittag, und seither sei er herumgehetzt. Ich hatte furchtbare Angst, kannst du dir denken, und ich wollte auch, dass er das Geld zurückgeben müsse. Das wollte er nicht. Es war so ähnlich wie zwischen uns beiden vorgestern Abend, nur viel dramatischer. Zudem wurde Hans grob. Ich bin weggelaufen vor Angst, und er hat noch gedroht, er werde mich umbringen, wenn ich etwas verriete. Auf der Straße bin ich mit der Polizei zusammengeprallt, und die haben gleich nach ihm gefragt. Sie ahnten wohl, was er mit mir gemacht hatte, denn von seiner Hand war Blut in meinem Gesicht, von dem Schlag. Dann haben sie ihn mitgenommen. Später kam nochmals Polizei und durchsuchte das Zimmer, aber sie fanden die Tasche nicht, die Hans wohl irgendwo versteckt hatte. Erst als ich auszog, um hierher zu gehen, fand ich die Tasche. Sie hing schon seit Monaten auf dem kleinen Balkon, den ich hatte, und zwar außen an den Haken für die Blumenkästen. Es ist mir schleierhaft, dass es niemand gemerkt hat. Ich habe die Tasche der Polizei gebracht. Jetzt ist Hans hier in der Stadt. Er wurde vorzeitig entlassen. Vorgestern Morgen, ich lag noch im Bett, rief er mich an und wollte mich sprechen. Als ich das abschlug, sagte er, er werde meinen Bräutigam aufsuchen, er wisse, wer das sei, und dem wolle er erzählen, ich sei jahrelang ein Gangsterliebchen gewesen und so weiter. Da sagte ich zu dem Treff zu. Wir trafen uns in einem alten Mietshaus in der Viktoriastraße. Er wohnt dort bei einem Bekannten, der eher wie ein Berufsverbrecher aussieht.“

      Sie machte eine Pause und sah Gert an.

      Er sah sie an, weil sie schwieg, und sagte:

      „Weiter! Ich höre.“

      „Mein Gott, Gert, was denkst du jetzt von mir?“

      Er lächelte.

      „Findest du nicht, dass du erst zu Ende erzählen solltest? Ich habe noch gar kein Urteil.“

      Sie seufzte beklommen und sprach weiter.

      „Er sah verkommen aus, hatte Manieren wie ein Halbstarker und verlangte von mir die Tasche. Ich sagte ihm, dass ich die längst der Polizei übergeben hätte. Da forderte er Ersatz. Ich hätte ihn bestohlen, meinte er. Dass es gestohlenes, ja sogar geraubtes Geld war, davon wollte er nichts wissen. Ich sollte ihm noch am selben Tage fünftausend Mark besorgen, dann würde er niemandem in der Stadt etwas sagen, wer ich seiner Meinung nach sei. Er hatte eine Liste von Vaters Hauptkunden, die er alle informieren wollte, falls ich nicht zahlte. Mit dir wollte er auch sprechen.“

      „Und dann?“

      „Ich konnte doch Paps nicht fragen. So bin ich zu einem Onkel gefahren, der Paps’

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