Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand. Glenn Stirling
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Читать онлайн книгу Roman Paket 9 Glenn Stirling Liebesromane für den Strand - Glenn Stirling страница 46
„Nein. Er hat schon wieder einen Brief geschrieben. Er möchte mich heute Abend sprechen.“
„Deine Eltern wissen nichts?“
„Nein.“
Dr. Wolf lächelte.
„Du scheinst vom Pech verfolgt zu sein. Und als du bei ihm zum ersten Male gewesen bist, ist die Sache mit dem Unfall passiert?“
Sie nickte.
„Ich war fertig. Aber dann, als das noch geschah, war es ganz aus. Ich weiß nicht, aber es war schon mehr als ein Kurzschluss.“
„Das würde sogar der Richter verstehen.“
„Um Himmels willen! Das darf niemand wissen. Wenn jemand das hört, der denkt: Na ja, dieses Mädchen sagt so, und der Kerl sagt so, aber so ganz stubenrein wird das Mädchen schon nicht sein.“
„Sehr wahrscheinlich. Aber gehen dich die anderen Leute etwas an? Hast du daran gedacht, als die Sache mit dem Lastwagen passierte und du Gas gegeben hast statt zu bremsen? Hast du da an andere Leute gedacht?“
„Nein“, bekannte sie ehrlich, „ich habe nur an mich selbst gedacht. Selbst jetzt tue ich das.“
„Reue ist etwas Schönes, Inge. Die Erkenntnis, etwas falsch gemacht zu haben, ebenfalls. Sag mir die volle Wahrheit: Ist die Geschichte mit diesem Hans so verlaufen, wie du gesagt hast? Oder seid ihr wirklich ein Ganovenpärchen gewesen?“
„Gert!“, sagte sie heftig. „Aber Gert, das kannst du doch nicht im Ernst gefragt haben!“
Er sah sie an.
„Ich habe das in vollem Ernst gefragt, Inge. Und zwar deshalb, weil ich nicht nochmals Halbheiten hören möchte. Du erwartest doch Hilfe von mir?“
Sie nickte zögernd.
„Ich hoffe, dass du mir hilfst.“
„Gut. dann muss ich alles wissen. Alles!“
„Ich hatte Hans nach dem Durchfall durchs Examen nicht mehr gesehen. Bis zu jenem Abend, als er mit der Tasche ankam. Und dann nicht mehr bis vorgestern. Das ist die reine Wahrheit.“
„Du warst seine Geliebte, nicht wahr?“
„Ich habe von dir damals noch nichts gewusst“, erwiderte sie entschuldigend.
„Du hattest doch vor mir auch ...“
„Hör auf! Darum geht es nicht. Ich will nur wissen, ob da nicht noch ein paar dunkle Flecken sind, die dieser Bursche jetzt auszubreiten versucht.“
„Er hat gesagt, wenn ich zur Polizei ginge, das wäre ihm egal. Die Briefe für alle in Frage kommenden Leute hätte er schon geschrieben und frankiert. Sein Freund werde die dann sofort abschicken.“
Er schwieg und überlegte. Sie sah ihn währenddessen von der Seite an und legte wieder ihre Hand auf seinen Arm. Dann flüsterte sie unter Tränen:
„Gert, verzeih mir. Ich will für alles einstehen, aber bitte, Gert, verzeih mir!“
Er wandte sich ihr zu und betrachtete ihr blondes Haar, die blauen, jetzt mit Tränen gefüllten Augen, ihr schmales Gesicht, die reizend geschwungenen Lippen.
„Bitte!“, flüsterte sie, und eine Träne rann ihr über die rechte Wange.
Sie glitzerte wie rinnendes Quecksilber.
Es mag töricht sein, dachte Dr. Wolf noch, aber dann dachte er gar nichts mehr, sondern umarmte sie, presste ihr tränenfeuchtes Gesicht an seine Brust und küsste sanft ihr Haar.
Die Mauer, die er zwischen sich und ihr errichtet hatte, brach schnell zusammen.
*
NACH DER KONFERENZ lud Peschke seine Vorstandskollegen zu einem kleinen Umtrunk ein. Das Ergebnis müsse, wie er sich ausdrückte, ordentlich durchnässt werden.
Zwei der Herren entschuldigten sich und gingen. Die anderen nahmen die Einladung an. und so versammelte sich der große Teil des Kollegiums im Ratskeller wieder. Peschke. dem der Wein schmeckte, ließ große Worte tönen, man zog sich in ein Nebenzimmer zurück und feierte dort bis in den Abend. Die Ehefrauen erfuhren etwas von einer wichtigen Besprechung, und gegen 21 Uhr wechselte man vom Ratskeller in die „Schwarze Katz“ über, einem Nachtlokal. Von einem lukullischen Abendessen wieder fit geworden, ging man vom Wein zu den harten Drinks über. Zwei flotte Bardamen hoben die Stimmung der acht Herren erheblich, und schließlich sonderten sich drei der Herren vom Club der anderen ab, darunter Peschke. Während also die übrigen fünf sich von Taxis heimfahren ließen, amüsierte sich Peschke mit seinen beiden Getreuen und drei grell geschminkten Blondinen weiter.
So gegen 23.30 Uhr waren die drei Männer blau wie die Veilchen. Die „Damen“ zogen sich zurück, als sie herausfanden, dass nichts mehr zu holen war. Und nun bemächtigte sich der Hausportier der drei. Weil Peschke bereits krakeelte, wurden sie kurzerhand und diskret an die Luft geschafft. Der Portier aber wollte sich die Zuneigung Peschkes, den er kannte, nicht verscherzen. Also schleppte er alle drei zu Peschkes Mercedes. Er setzte sie sogar noch hinein, zog aber den Zündschlüssel aus Peschkes Tasche und beschloss, den morgen früh zu Peschkes Fahrzeugmeister zu bringen.
Kurz vor Mitternacht bekam Peschke wieder einen klaren Augenblick. Er suchte seinen Schlüssel, fand ihn aber nicht. Neben ihm lag halbschräg einer der Saufkumpane, hinten lag schnarchend der andere.
Peschke entsann sich des Zweitschlüssels, den er mit Leukoplast unter dem Armaturenbrett angeklebt hatte. Er fand ihn auf Anhieb, doch das Einstecken ins Schloss bereitete ihm einigen Kummer. Als es endlich soweit war, bekam Peschke plötzlich arges Herzklopfen. Ihm wurde speiübel, und er rang nach frischer Luft. So öffnete er die Tür, fiel fast aufs Pflaster und übergab sich. Danach wurde es keinesfalls besser. Ihm rann kalter Schweiß von der Stirn, und sein Körper bebte in einem Schwächeanfall. Das Herz pochte wie rasend.
In seiner Angst schüttelte er den Gewürzgroßhändler Peine, der neben ihm schnarchte. Peine wachte auf, glotzte Peschke verständnislos an und murmelte:
„Du alte Flasche, was willst du?“
„Egon! Hör doch, Egon, mir ist so schlecht! Fahr mich nach Hause! Fahr mich schnell nach Hause!“
Egon Peine grunzte wie ein Rüsseltier und murmelte:
„Dummer Mensch. Bin doch besoffen ... Fahr selbst.“
„Mir ist ... mir ist so schlecht! Fahr mich doch ... es ist ... nicht weit. Egon! Hör doch, Egon!“
Egon rülpste, sank wieder in sich zusammen und schlief weiter. Auch von hinten ertönte nur rasselndes Sägen.
Das Herzklopfen wurde schlimmer. In der Schulter war so ein furchtbarer Druck, als habe man ihm Blei in die Brust gegossen. Ein Herzinfarkt, ich bekomme einen Herzinfarkt, dachte Peschke verzweifelt.