Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer
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Da hörten wir zu unserem Bedauern irgendein Geräusch und beendeten überstürzt das liebliche Spiel und stürzten, atemlos und wieder züchtig gekleidet, davon. Das heißt, Patricia war wieder züchtig gekleidet; ich ja weniger. Dafür machte sie ein auffallend langes Gesicht. Und während wir so unserer Gruppe nacheilten, flüsterte sie mir zu, sie würde gern mehr von mir spüren, und ob wir uns nicht am Abend ein stilles Plätzchen suchen könnten? Von solchen Aussichten berauscht, pflichtete ich ihr begeistert bei. Mein Vorsatz war im Rausch der Sinne längst vergessen. Doch im Stillen hegte ich gewisse Zweifel, ob wir wohl ein stilles Plätzchen finden würden. Jedenfalls blickte ich dem heutigen Abend mit einiger Spannung entgegen, zumal der Regen nicht nachzulassen schien. Denn natürlich hätten wir ein stilles und zugleich einigermaßen geeignetes Plätzchen am ehesten im Wald gefunden.
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Nein, der Regen ließ nicht nach. Und auch wenn er nachgelassen hätte, es wäre ja alles plitschnass gewesen, der Boden ebenso wie die tropfenden Baumkronen. Blieb also nur das Heim selbst. Aber auch nachdem wir die Kinderlein zu Bett gebracht hatten, war noch lange keine heilige Ruh. Sie hielten uns wie immer ganz schön auf Trab. Sie waren nämlich alle schon in dem Alter, in dem Gott Eros das Blut wallen macht und die Sinne mit süßem Verlangen umhüllen lässt, und es hatten sich bereits etliche Pärchen gebildet, die anscheinend Ähnliches beabsichtigten wie Patricia und ich. Und was ein richtiger Pädagoge ist, schiebt dem natürlich einen Riegel vor. Oder versucht es wenigstens. Als in den Schlafsälen endlich Ruhe zu herrschen schien und die Zeit gekommen war, um im Gemeinschaftsraum bei einem Bierchen noch ein wenig zusammenzuhocken und zu plaudern, begannen meine lieben Kollegen wieder um Patricia herumzuscharwenzeln und zugleich mich zu hänseln, weil sie heute ständig meine Gegenwart habe ertragen müssen; und das wurde mit der Zeit direkt peinlich. Außerdem taten mir ausgerechnet heute die anderen Kolleginnen allmählich richtig leid. Sie mussten sich ja wie Ausgestoßene fühlen. Und ich hatte nicht schlecht Lust, mit denen ein wenig zu schäkern.
Nach einigem Zögern tat ich das auch, natürlich mit der leisen Angst im Hinterkopf, Patricia könnte das in die falsche Kehle bekommen, aber zugleich in der Hoffnung, die anderen nicht auf die Idee kommen zu lassen, wir, Patricia und ich, könnten etwas miteinander haben. Nur, wie soll man mit fünf Hübschen gleichzeitig schäkern? Also beschränkte ich mich schließlich auf eine von ihnen, eine Engländerin namens Dorothy, und merkte zu meiner Überraschung, dass auch sie ein überaus charmantes und anmutiges Geschöpf ist, nur eben mit einem knielangen Kleid. Wieso war mir das nicht früher aufgefallen? Und wieso fiel das den anderen Mannsbildern nicht auf? So angeregt unterhielt ich mich mit ihr, dass ich kaum merkte, wie Patricia aufstand und wortlos verschwand und wie nur wenig später einer der männlichen Kollegen aufstand, allen gute Nacht wünschte und ebenfalls verschwand und wie einige Zeit danach die übrigen Kollegen und Kolleginnen der Reihe nach aufstanden und sich zurückzogen, sodass zuletzt Dorothy und ich alleine übrig blieben.
Unterdessen waren wir uns merklich nähergekommen, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn, und vom englischen Stout light-hearted geworden, also unbeschwert und fröhlich. Nur zögernd tranken wir aus, nur zögernd erhoben wir uns, um ins Bett zu wandern, jeder in das seine. Mit großen Augen und geröteten Wangen blickten wir uns gegenseitig an, zögerten. Warum zögerten wir, den anderen zu folgen? Im nächsten Augenblick fielen wir übereinander her und begannen uns mit rasender Leidenschaft zu küssen; ich könnte nicht sagen, wer angefangen hat. Und siehe da, es gab ja doch ein stilles Plätzchen für Patricia und mich. Nur geeignet war es nicht. Denn hier gab es natürlich kein Bett, keine Couch, nicht einmal eine Bank. Und im Übrigen umarmte ich gerade die falsche Frau. Aber dies war im Moment mein geringstes Problem, oder genauer, darüber zerbrach ich mir nur zwei Sekunden lang den Kopf und hatte danach Patricia vergessen. Denn meine vorwitzigen Finger waren soeben auf ein überaus feuchtes Höschen gestoßen und fanden darunter einen heißen See. Wie hätte ich da noch an Patricia denken sollen? Meine Sinne waren von süßem Verlangen umhüllt, und ich begann nur noch eines zu denken: Wie könnte man's anstellen, um die Finger durch meinen „braven Knecht“ zu ersetzen? Schon längst spürte ich, wie brav er war und dass er noch viel braver zu werden versprach, falls man ihn von der ihn so beengenden Hose befreit und ihm ein Bad im heißen See gewährt. Dorothy tat nichts, um ihn aus seiner misslichen Lage zu erlösen, sondern klammerte sich krampfhaft an mich und stöhnte und wimmerte schauderhaft. Das Stöhnen und Wimmern sollte sie sich lieber verbeißen, sagte ich mir. Es könnte uns leicht verraten, und das wollen wir doch beide nicht. Aber auch diesen Gedanken hatte ich im nächsten Augenblick vergessen.
Also noch einmal: Wie könnte man's anstellen? Doch ehe sich noch meine Frage geklärt hatte, beantwortete sie sich von selbst. Dorothy stöhnte und wimmerte nicht nur immer schauderhafter, sondern klammerte sich auch immer krampfhafter an mich. Und dann verlor sie irgendwie das Gleichgewicht, sank zu Boden, riss mich mit.
Nun handelte ich rasch und entschlossen. Sie befreite ich vom Höschen, mir riss ich Hose und Unterhose herunter, und schon hinderte meinen braven Knecht nichts, lustvoll in den heißen See und weiter bis zu dessen tiefstem Grund zu tauchen und dort so lange auszuharren, bis sich Dorothys Stöhnen und Wimmern wohl zu einem Gebrüll nach Art der Ingrid gesteigert hätte, hätte ich ihr nicht in weiser Voraussicht rechtzeitig den Mund zugehalten.
Dies alles lenkte mich so sehr von meinem eigenen süßen Verlangen ab, dass es meinem Knecht vergönnt war, ungewöhnlich lange auszuharren und Dorothy noch einen zweiten Orgasmus zu bereiten. Im selben Augenblick wurde ich selbst von der Macht des Liebesgottes übermannt und konnte darum an nichts anderes mehr denken, nicht einmal daran, ihr den Mund zuzuhalten. Doch Gott Eros sei gelobt und gepriesen. Denn sie dachte offenbar von selbst daran, ihr Brüllen zu unterdrücken. Sie beschränkte sich darauf, heftig zu schnaufen und mich kräftig ins Ohr zu beißen, und brach hierauf in Tränen und zugleich in hemmungsloses Kichern aus; und auch dieses war gebührend gedämpft. Danach küsste sie mich, dass es eine Freude war und mir beinah den Atem benahm, und bereicherte meinen englischen Wortschatz enorm, indem sie mir die tollsten Liebesschwüre in das zuvor gebissene Ohr flüsterte.
Nachdem wir hastig unsere Kleidung wieder in Ordnung gebracht hatten, verriet sie mir, dass sie verlobt sei, dass sich aber ihr Verlobter erstens mit mir nicht messen könne und zweitens rasend eifersüchtig sei. Daher dürfe niemand von diesem „bit of hanky-panky“ erfahren, und aus demselben Grund dürfe sich dieses unter keinen Umständen wiederholen, so sehr sie es auch bedaure.
Dies bedauerte ich übrigens selber über alle Maßen. Denn so sehr ich mir vorgenommen hatte, zur altbewährten Monogamie zurückzukehren, der heutige Tag hatte alle meine schönen Vorsätze wieder einmal über den Haufen geworfen. Außerdem steckte in meiner Brust seit neuestem ein Dorn, ein winziger zwar; aber auch winzige Dornen schmerzen. Dieser Dorn hieß: Patricia. Wider besseres Wissen ärgerte es mich ganz einfach, zwar nur ein kleines bisschen, aber eben doch, dass sie gleich mit einem anderen verschwindet, nur weil ich mit einer anderen ein wenig schäkere. Und warum hatte ich mit dieser anderen geschäkert? Weil sie mir leid tat. Und weil ich verhindern wollte, dass Patricia wegen mir ins Gerede kommt.
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