Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts. Sandy Palmer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer страница 82
Mein eigener Orgasmus aber hob mich in ungeahnte himmlische Regionen, wenn ich das so nennen darf. Und dann schwebte ich mit einem Mal an deiner Hand eine Himmelstreppe empor, und wir landeten in unserem privaten Himmel und wurden ein einzig Fleisch, und ich erkannte, dass soeben meine sehnlichsten Wünsche, meine geheimsten Hoffnungen, meine kühnsten Träume wahr geworden waren.
Von dort herabgeholt wurde ich erst durch einen langen, heißen Kuss. Ich schlug die Augen auf und sah, dass die Lippen, die mich so inbrünstig küssten, der Ingrid gehörten, und dass wir, eng umschlungen, im Gästebett meiner Wohnung lagen. Da fühlte ich mich im ersten Moment enttäuscht, von Sehnsucht nach dir zerfressen. Aber dann umhüllte sogleich aufs Neue süßes Verlangen meine Sinne. Und abermals versank mein Schwanz in Ingrids Schoß und blieb dort so lange, dass sie, wenn ich richtig gezählt habe, vier Orgasmen hintereinander erlebte, die sich in ihrer Heftigkeit stetig steigerten. Und das war schlecht. Denn beim letzten Mal zerriss ein wilder Schrei aus ihrem Mund die nächtliche Stille. Daraufhin explodierte zwar in ihr mein glühender Schwanz. Aber danach gab es keine Himmelfahrt mehr mit meiner Irmi. Ich blieb wach und fühlte mich so beunruhigt, dass ich die nun wieder tief und fest schlummernde Ingrid verließ, das Licht ausschaltete und mich ins Schlafzimmer zu meiner Seite des Ehebettes tastete. Schlief die Erika? Ja, gottlob, sie gab die gewohnten leisen Schlafgeräusche von sich, war durch Ingrids Lustschrei offenbar nicht wach geworden.
Der nächste Tag war glücklicherweise Sonntag, und auf mich wartete keine Verpflichtung, weder in der Schule noch in der Kirche. Also konnte ich so lange schlafen und so spät frühstücken, dass sich die zwei Damen gemeinsam über meinen gesunden Schlaf lustig machten, und Ingrid dann nach Hause bringen. In ihrer Wohnung angelangt, ließ ich mich von ihrem reizvollen Miniröckchen, das mehr enthüllte als verhüllte, verführen, sie gänzlich zu enthüllen, und ließ mich selbst von ihr enthüllen. Und so enthüllt und zärtlich aneinandergeschmiegt, küssten wir uns so lange, bis wir gemeinsam auf ihren Teppich niedersanken und, wie man so schön sagt, den göttlichen Pfad der Aphrodite beschritten, genauer, beschreiten wollten. Denn mein „braver Knecht“, nun ja, heute war er, wie Goethe sagt, mein „verfluchter Knecht“ und „lag unerwecklich“. Er hatte sich, ohne mich zu fragen, freigenommen und schlief sich aus, wahrscheinlich weil Sonntag war; und am Sonntag sind ja, so haben wir es in Religion gelernt, alle knechtlichen Arbeiten strengstens untersagt.
Ingrid zeigte sich verständnisvoll und tröstete mich; sie mich, stell dir vor. Im selben Atemzug gestand sie mir, sie habe sich in dieser Nacht unsterblich in mich verliebt, und da sei es doch völlig egal, wie viele Orgasmen man sammeln könne. Ihre Hauptsorge momentan sei vielmehr, ob sie mich auch weiterhin sehen dürfe. Und sie wäre zu Tode betrübt, wäre dies unsere einzige Begegnung gewesen. Ich versicherte ihr, ich hätte mich meinerseits heftig in sie verknallt, und versprach, sie gern und häufig besuchen zu wollen. Und um meinen guten Willen zu beweisen, schlug ich einen gemeinsamen Spaziergang vor, damit wir einander ein wenig näher kennenlernen könnten, und versetzte sie damit in stürmische Begeisterung.
18
Deutlich geringere Begeisterung zeigte Erika, als ich, natürlich viel zu spät fürs Mittagessen, heimkam. Und an Begeisterung mangelte es ihr nicht nur wegen meiner Verspätung, sondern vor allem, weil sich ihre Eltern über den „ungebührlichen Lärm mitten in der Nacht“ beschwert hätten.
„Welchen Lärm?“, erwiderte ich verwundert. „Ich war doch eh so leise. Ich hab dich nicht einmal aufgeweckt, als ich ins Schlafzimmer übersiedelte, oder?“
„Das nicht. Aber sie haben von einem grauenhaften Geheul gesprochen, das sie aus dem Schlaf geschreckt hat.“
„Grauenhaftes Geheul? Also, ich hab nichts dergleichen gehört. Und ausgestoßen schon gar nicht.“
„Es soll auch ein weibliches Geheul gewesen sein. Und angehört hat es sich angeblich wie Lustschreie.“
„Ach so, ja, klar. Die Ingrid. Tja, was soll man machen?“
„Aha. Und wie willst du ihnen das erklären?“
„Den Alten? Gar nicht. Was geht die das an?“
„Na, da kennst du sie aber schlecht.“
Und damit endete dieser seltsame Dialog. Aber Erika war von Stund an sauer auf Ingrid und sogar auf mich, wenn sie mich bei ihr vermutete. Noch saurer waren „die Alten“. Sie glaubten mich zur Rede stellen zu müssen und behaupteten allen Ernstes, ich hätte wohl mit unserer Besucherin vom Vorabend ihr Töchterlein betrogen. Und da ich nicht mehr ganz so schüchtern und unterwürfig war wie zu Beginn meiner Bekanntschaft mit Erika, artete meine entrüstete Zurückweisung ihres Verdachts blitzartig in den schönsten Krach aus, den man sich nur vorstellen kann.
Verschärft wurde diese Krise durch den Umstand, dass „die Alten“ und wir, Erika und ich, denselben Telefonanschluss, dieselbe Telefonnummer besaßen. Nun schien sich Ingrid wirklich bis über die Ohren verliebt zu haben. Und daher wartete sie nicht geduldig, bis ich wie der Märchenprinz vor ihr erschien, sondern liebte es, meine Stimme am Telefon zu hören und mich dabei zu animieren, sie zu besuchen und meiner Liebe zu würdigen oder mich irgendwo in der Stadt mit ihr zu treffen, damit sie mich wenigstens sehen könne. Nun geschah es aber immer wieder, dass ihr Telefonanruf nicht auf unserem Apparat landete, sondern auf dem der Alten, und sie sie bitten musste, sie mit mir zu verbinden. Und da hätten sie ja wahrhaftig ein Brett vorm Kopf haben müssen, hätten sie sich nicht in ihrem Verdacht bestätigt gesehen. Richtig wild wurde es aber erst, als ihnen offensichtlich zugetragen wurde, man habe uns „wie ein Liebespaar“ Händchen haltend umherspazieren gesehen. Ja, da war in unserem schmucken Häuschen die Hölle los. Und danach war ich so geladen, dass ich der Erika, ohne lang zu überlegen, erklärte, ich hätte die Nase gestrichen voll, und wir würden ausziehen, natürlich mit der leisen Angst im Hinterkopf, dass sie antworten würde: „Zieh du nur aus, wenn du meinst. Aber ich bleibe hier. Ich muss ja später einmal die Alten pflegen.“ (Tatsächlich war das deren ausdrücklicher Wunsch.)
Aber nein, zu meiner Überraschung und zugleich zu meiner grenzenloser Erleichterung antwortete Erika ganz ruhig: „Okay. Wir ziehen aus.“ Und das, obwohl sie wegen meiner Affäre mit Erika noch immer mehr als sauer war und mich seit jener sagenhaften Liebesnacht, frei nach Aristophanes' Lysistrate, mit Ehestreik bestrafte. Na gut, vielleicht war ihr rechtzeitig eingefallen, wohin ich wohl übersiedeln