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und ich spürte, wie süßes Verlangen mir die Sinne umhüllte. So, mit umhüllten Sinnen, entkleidete ich mich, zog den Saum von Johannas Dirndl hinauf, ihr Höschen hinunter, schwang mich über sie und vollbrachte, ohne zu wissen, was ich tat, mit ihr das Werk des Liebesgottes, so wie ich es einige Jahre davor mit meiner einzig Geliebten heimlich auf der nächtlichen Terrasse vor dem Herkulessaal in München vollbracht hatte, ohne zu wissen, was ich tat, und hörte neuerlich die Engelchöre jubilieren.

      Erst nachdem die Ekstase abgeklungen war, erinnerte ich mich, dass wir nicht allein waren, und erlitt einen gehörigen Schock. Aber Erika zeigte keinerlei Anzeichen von Eifersucht oder sonstiger Verstörung und sagte auch kein Wort außer „Gute Nacht“, als sich Erika, sichtlich beglückt, in ihre eigenen Gemächer zurückzog. Und sie sträubte sich in keiner Weise, als ich, um sie sozusagen zu versöhnen, auch mit ihr das Werk des Liebesgottes vollbrachte.

      Danach schlief ich so gut, wie ich schon lang nicht mehr geschlafen hatte, und, das weiß ich noch ganz genau, träumte von dir. Und wieder lagen wir auf der Terrasse vor dem Herkulessaal, und wieder wusste ich nicht, was ich tat.

      Wie ging dieser Urlaub weiter? Genau so, wie du dir das jetzt denkst: Vom Schäferstündchen mit Johanna gab es unzählige Wiederholungen, jeden Tag mindestens eine, die erste schon am nächsten Abend, allerdings nie mehr in unserem Zimmer neben Erika, sondern nur noch ohne Publikum in Johannas stillem Kämmerlein, in dem sie, nebenbei, allein, also ohne Ehemann, schlief. Und was wir von nun an heimlich, still und leise in ihrem stillen Kämmerlein trieben, das nannte sie in ihrer unnachahmlich frivolen Art stets „Ehebrechen“, also: Wann tun wir denn wieder ehebrechen? Oder: Komm, gehen wir ehebrechen.

      Erika zeigte nach wie vor keine Anzeichen von Eifersucht, was natürlich nicht heißt, dass sie nicht doch darunter litt. Das wurde mir erst etwa eine Woche später klar, als ich des Nachts von Johanna zurückkam und sie, also Erika, wach und in Tränen aufgelöst vorfand. Die Tränen erweckten mein Mitleid, und ich wagte es wieder einmal, mich über sie herzumachen und mit ihr die Werke des Liebesgottes zu vollbringen. Wieder sträubte sie sich zu meiner Verwunderung überhaupt nicht, obwohl sie in ihrem Heulkonzert nicht nachließ. Und jetzt, liebste Irmi, pass gut auf. Meine Verwunderung stieg nämlich ins Unermessliche, als ich erkannte, dass ihr der Segen des Eros zuteil wurde, dass sie, mit anderen Worten, einen richtigen und noch dazu äußerst heftigen Orgasmus erlebte (und ich die Engelchöre jubilieren hörte; bisher hatte deren Jubel immer recht gedämpft geklungen außer einmal, vor langer Zeit, auf der Terrasse vor dem Herkulessaal). Ich freute mich maßlos über diesen herrlichen Fortschritt in unserem gemeinsamen Eheglück, ahnte aber nicht, dass dies Erikas einziger Orgasmus während unserer gesamten Ehe bleiben sollte.

      Drei Wochen dauerte dieser Sexurlaub bei Johanna. Und ausgerechnet der letzte Tag goss einen Wermutstropfen in unser Liebesglück. Vor der Abfahrt nach dem Mittagessen wollten wir noch einmal schnell in ihrem Kämmerlein „ehebrechen“. Und was geschah? Mein von der Natur fürs „Ehebrechen“ vorgesehenes Werkzeug streikte. Es war anscheinend überfordert. In Gedanken verwünschte ich es und sprach es an mit Goethes Worten:

      Verfluchter Knecht, wie unerwecklich liegst du,

      und deinen Herrn ums schönste Glück betriegst du!

      Zerknirscht versprach ich Johanna, mein Versagen ein andermal gutzumachen. Denn ich hatte mich schwerstens in sie verknallt.

      Aber leider, es gab kein anderes Mal. Als wir, Erika und ich, Johanna im Herbst erneut besuchten und ich sie nach dem Mittagessen fragte, ob wir jetzt wieder „ehebrechen“ wollen, damit ich mein Versagen vom letzten Mal gutmachen könne, erlebte ich eine gar herbe Enttäuschung. Zuerst klangen ihre Worte durchaus tröstlich: Es sei sehr schön mit mir gewesen, und sie werde diese Zeit auch nie vergessen. Aber dann der Tiefschlag: Ich möge ihr nicht böse sein. Es sei jetzt aus zwischen uns. Mittlerweile hätten sich ihre Gefühle gewandelt. Oder so ähnlich.

      Ich konnte sie nur fassungslos anstarren und glaubte zu ersticken. Mein Herz hörte auf zu schlagen. Der Boden schwankte, die Wände drehten sich. Aus den Augen, aus dem Sinn. Und noch immer verriet mir Erika nicht, was sie mir Jahre später verraten sollte: Dass nämlich sie es war, die diese Geschichte mit Johanna listig eingefädelt hatte, um mich wegen ihres anhaltenden Liebesverhältnisses mit Lothar ein wenig zu trösten, sprich, um zu verhindern, dass ich irgendwann doch zum Othello werde.

      14

      Jetzt wirst du dich aber fragen, nicht wahr: Wie vereinbart sich meine plötzliche Lust am „Ehebrechen“ mit meinen katholischen Prinzipien, mit meinem katholischen Glauben überhaupt? Nun, dazu ist zu sagen, dass ich dessen Fesseln mittlerweile zerrissen und abgeworfen hatte. Und was hatte mich dazu veranlasst? Nicht Bequemlichkeit. Nicht Gleichgültigkeit. Nicht die Langeweile des Gottesdienstes. Nicht der Ärger über die Kirchensteuer. Und vor allem auch nicht das Wissen, dass innerhalb der Kirche, menschlich gesehen, allzu vieles faul ist; siehe den aktuellen Missbrauchsskandal. Auch nicht der tiefe Blick, den ich durch meine Arbeit am Thesaurus in die lateinische Kirchenväterliteratur machen durfte und der mir zeigte, wie wenig in ihr von christlicher Nächstenliebe zu spüren ist, wie stark sie in Wahrheit von Hass, Niedertracht, Verleumdung, Intoleranz verseucht ist, um von der allbekannten Leibfeindlichkeit zu schweigen.

      Nein, es waren grundsätzliche Erwägungen. Die Altertumswissenschaft, der wir uns ja beide verschrieben haben, zeigt jedem, der seine Augen nicht vor den Fakten verschließt, wie das Christentum entstanden ist, nämlich nicht im luftleeren Raum, sprich, durch göttliche Offenbarung, wie es die Vertreter der Kirche immer darzustellen belieben, sondern nach dem Vorbild zeitgenössischer religiöser Vorstellungen. Du weißt doch selber, dass das Christentum nur eine von mehreren Mysterienreligionen ist, die sich in den seit Alexander dem Großen hellenisierten orientalischen Ländern aus den dortigen Volksreligionen durch Hellenisierung gebildet haben. Und die weisen doch alle bestimmte Gemeinsamkeiten auf wie etwa Sakramente, Askese, bindende religiöse Vorschriften, die Verpflichtung zum Glauben, die Verheißung der Erlösung vom Bösen, einen Mythos, der vom Leiden, dem Sterben und der Auferstehung eines Heilands berichtet, und so weiter. Was nebenbei auch erklärt, wieso diese sogenannte Erlösung der Menschheit durch den Sohn Gottes erst damals stattgefunden hat und nicht, wie eigentlich zu erwarten wäre, schon Jahrtausende, was sag ich, Jahrmillionen früher. Darüber haben sich ja schon die Urchristen gewundert. Denn die griechische Sprache, in der das Neue Testament verfasst wurde, hat sich halt erst seit Alexander dem Großen über den Orient verbreitet und spielte um Christi Geburt im gesamten römischen Reich und weit darüber hinaus dieselbe Rolle wie heute das Englische.

      Je mehr ich mich mit dieser Materie beschäftigte, umso klarer und eindeutiger wurden mir diese Zusammenhänge. Und was bedeutet das? Es bedeutet, nicht wahr, dass die Bibel und damit das Christentum reines Menschenwerk ist. Natürlich auch das Judentum und überhaupt jede Religion. Und es bedeutet ferner, dass die Fesseln der katholischen Moral mitnichten von Gott oder sonst einem höheren Wesen, sondern von Menschen wie du und ich angefertigt worden sind, um die Menschheit zu quälen, oder aus welchen Gründen auch immer. Jedenfalls hatten sie für mich nicht mehr Relevanz als für dich die Vorschrift der Taliban in Afghanistan, deinen ganzen wundervollen Körper zu verhüllen.

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