Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis. Meinhard-Wilhelm Schulz

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Venedig sehen und morden - Thriller-Paket mit 7 Venedig-Krimis - Meinhard-Wilhelm Schulz

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Falschen verhaftet und aufgrund fehlgedeuteter Indizien verurteilt hatte.«

      »Wie würde unser Mörder also reagieren, wenn ein anderer an seiner Stelle ins Gefängnis geworfen würde?«

      »Er sähe sich gezwungen, sofort einen neuen Mord zu begehen, koste es, was es wolle.«

      »Ich denke, du hast recht. Vielen Dank für dein medizinisches Gutachten. Ich weiß jetzt einiges mehr über den Täter, vorausgesetzt, es kommt in der heutigen Nacht zum nächsten Mord.

      Doch jetzt lass uns essen. Das hält Leib und Seele zusammen. Ich habe zur Feier des Tages aus dem schräg gegenüber liegenden ‚Ristorante da Angela‘ ein tüchtiges Mahl bestellt, und wie ich höre, kommt der Bote mit den Schüsseln gerade die Treppe herauf. Vergessen wir also, dass es zu einem zweiten Frauenmord kommen wird. Ambrosio dürfte die Polizeistreifen verdreifacht haben, aber der Mörder wird ihn überlisten. Morgen Vormittag sollte der Tenente hier einschneien und uns hängenden Kopfes um Hilfe bitten.«

      Nachdem wir die Cena genossen hatten, begaben wir uns zur Ruhe. An richtiges Schlafen war freilich nicht zu denken. Kaum nämlich war ich eingenickt, da träumte ich schon vom Mörder, der sich mit dem Messer in der Hand über irgendwelche Frauen stürzte, und ich wachte, vom Grauen geschüttelt, wieder auf.

      Auch Volpe fand keine Ruhe, obwohl er sich doch sonst eines besonders gesunden Schlafes erfreute. Mehrfach erhob er sich und tigerte unruhig auf und ab, wie ein Jagdhund, der Witterung aufgenommen hat, aber im Käfig eingesperrt ist, denn was würde wohl in einer der rund 500 Meter Luftlinie von Volpes kleinem Palazzo entfernt gelegenen Gassen geschehen?

      Er verlegte das Frühstück aus der Küche ins Wohnzimmer, wo Giovanni einen runden Tisch aufgestellt hatte. Drei Korbsessel standen um ihn herum. Wir nahmen Platz. Der dritte blieb unbesetzt. Gerade wollte uns der Butler das Essen auftischen, als es unten gegen die Türe polterte und jemand die Klingel im melodischen Dreiklang ertönen ließ. Volpe betätigte den Summer und wenige Augenblicke später stampfte Tenente di Fusco herein, um sich wortlos in den verbliebenen Sessel fallen zu lassen.

      Er sah übernächtigt aus: Ringe unter den Augen; flackernder Blick; stoßweiser Atem; Lippen zusammen gepetzt; Mundwinkel auf dem Schlüsselbein ruhend; Körper stechend nach Schweiß stinkend; Kleidung unordentlich; Schuhwerk schmutzig; ein Bild des Jammers. Der Tenente öffnete mehrfach den Mund, um ihn wieder zu schließen. Volpe sah eine Weile belustigt zu ihm hinüber. Schließlich sagte er:

      »Lieber guter Ambrosio! Sieh zu, dass du erst einmal mit uns frühstückst, denn dann wirst du wieder zu Kräften, zur Besinnung kommen. Dr. Petrescu und ich wissen schon, was geschehen ist. Wir haben dich erwartet.«

      »Niemand kann das wissen, einmal abgesehen von den unmittelbaren Zeugen«, murrte der Tenente tonlos.

      »Gemach, gemach!«, sagte Volpe, »erst die Colazione, dann der Katzenjammer! Lang‘ zu!«

      Ambrosio ließ sich das nicht zweimal sagen. Auf einem silbernen, Tablett lagen nämlich frisch geröstete, mit Ananas belegte und mit Käse überbackene Brotscheiben; daneben entkernte Pflaumen und Pfirsiche; ein großer gläserner Krug war mit Wasser gefüllt, dem zur Veredelung des Geschmackes ein Schuss Süßwein beigegeben war:

      Giovanni füllte alle drei Becher, angefangen mit dem des Gastes. Ambrosio leerte ihn auf einen Zug und ließ sich erneut einschenken. Er hatte grausigen Durst. Volpe lächelte versonnen, während wir die Köstlichkeiten verspeisten.

      Ambrosio verschwand dann, ohne lange zu fragen, auf der Toilette, um sich zu erleichtern. Schließlich kam er wieder zurück. Seine Stimmung hatte sich aufgehellt. Er hockte sich und sagte:

      »Und was wisst ihr schon, ihr neunmalklugen Hellseher?«

      »Nichts Genaues weiß man nicht«, sagte Volpe kichernd, »nur in groben Zügen wissen wir Bescheid. Soll ich es dir berichten? Du könntest uns dann mit Details aufwarten.«

      »Gut«, sagte der Tenente, erneut auf beiden Backen kauend, »fang an! Und zum Schluss vergleichen wir die Ergebnisse.«

      »Schön, gut, wunderbar«, sagte Volpe und legte die Fingerspitzen aufeinander, »du hast wirklich alles getan, was du deiner Meinung nach tun konntest:

      Zunächst hast du sämtliche Huren der Stadt davor gewarnt, ohne Begleiter auszugehen. Gewiss haben sie das beherzigt. Zum Zweiten hast du alles, was in deinem Revier Beine hat, in Zivil gesteckt und in den ‚calli‘ verteilt. Dennoch ist es dem wieder in der Kapuzenjacke steckenden Unhold gelungen, eine Frau zu ermorden. Diesmal war’s keine Nutte. Sie hatte deinen Bericht über den Hurenhass des Mörders für bare Münze genommen und fiel ihm gerade deshalb zum Opfer. Ihr wurde der Hals abgeschnitten und das Kleid vorn auf der Brust aufgeschlitzt.

      Wieder wurde keine Vergewaltigung vorgenommen. Er hätte sie ja, das Messer an den Hals gesetzt, in einen Winkel zerren können, um sich an ihr zu vergehen, aber das wollte er nicht, was ziemlich bemerkenswert ist.

      Und dann, als sie ihre letzten Schreie ausstieß, sind eure Leute herbei gerannt, aber der ganz gewiss ortskundige Verbrecher hat sich zum zweiten Mal in Nichts aufgelöst, wie gehabt.

      Wie du siehst, lieber Ambrosio, wissen wir alles, und das seit unseren Folgerungen von gestern. Nur wüsste ich gerne, wer die Ärmste war und in welcher Gasse das Verbrechen stattfand.«

      »Es war die Frau eines Handwerkers; Mutter zweier Kinder. Er mordete in der ‚calle delle vele‘, flüchtete Richtung Canal Grande davon, bog nach rechts ab in die ‚Strada Nuova, rannte hinter den Palazzi, darunter die ‚Cá d‘ Oro, entlang, überquerte auf ihr zum zweiten Mal den ‚Rio di San Felice‘ und tauchte in der ‚Chiesa di San Felice‘ (Kirche des hl. Felix) unter. Wir stürmten sie, aber er war verschwunden. Ich denke, er ist im verwinkelten Viertel hinter der Felix-Kirche zuhause.«

      »Oder auch nicht«, sagte Volpe, der den Stadtplan im Kopf hatte, »denn vom ‚Fondamenta di San Felice‘, wo ihr ihn aus den Augen verloren habt, führen drei Brücken in unsere Richtung zurück, zwei davon wieder in die ominöse ‚calla Larga‘, eine dritte in deren Verlängerung, die ‚Calle delle Racchetta‘, wo der ‚Palazzo Papafava‘ aufragt, der Ansitz der Grafen d‘ Inceto. Nicht wahr, die Dame war von heller Haut und hatte blondes Haar, das genaue Gegenteil zur ‚Amsel‘?«

      »Ja, auch das stimmt haargenau. Allerdings war sie dunkelblond, hatte dem Blond nicht nachgeholfen und war ziemlich sommersprossig. Das Haar war echt und hatte keinen schwarzen Ansatz an der Kopfhaut.«

      »Großartig; du hast dich selber übertroffen«, höhnte Volpe, »und zu welch weiteren Ergebnissen bist du gekommen?«

      »Nun, einmal abgesehen von den schon genannten Unterschieden, wurde der Mord auf gleiche Weise verübt. Wie du schon sagtest: Hals abgetrennt; Kleid über der Brust aufgeschlitzt.«

      »Womit?«

      »Blöde Frage: mit einem Messer! Er hat es natürlich nicht am Tatort liegen lassen.«

      »Küchenmesser, Taschenmesser oder ein Bowie Knife, das wollte ich erfahren«, sagte Volpe.

      »Woher soll ich das wissen?«

      »Von der Art des Schnittes.«

      »Was du nicht sagst! Es ist ein glatter Schnitt. Mehr ist nicht zu finden. Er hat keine sonstigen Spuren hinterlassen.«

      »Du meinst,

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