Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis. Antje Ippensen

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Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis - Antje Ippensen

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gesehen haben. Arbeits- und Reparaturmaschinen. Damals auf der PLUTO haben wir festgestellt, dass diese nicht gefährlich sind.«

      Es handelte sich um große unförmige Kästen, wie alles in und an dieser Stadt klobig war. Aus den eckigen Körpern ragten überall Stacheln, bei denen es sich um Antennen und vermutlich auch Tentakel handelte, mit denen gearbeitet und hantiert worden war. Der Roboter war jedoch energetisch tot.

      »Mann, fünf Tonnen Schrott auf einem Haufen, mindestens«, murmelte der Sergeant, jetzt jedoch gebührend beeindruckt.

      »Ja, und dann stellen Sie sich mal vor, dass wir damals von rund dreihundert dieser Dinger angeflogen wurden, die ganz begierig darauf waren, ihre Tentakel in unser Raumschiff zu bohren. Die wollten uns helfen, aber das wussten wir natürlich nicht«, merkte Martell trocken an. »Keiner von uns hat sich damals besonders wohlgefühlt.«

      Der Sergeant schluckte, als er sich die Situation bildlich vorstellte.

      »Los, weiter, ich glaube nicht, dass dieses Ding uns irgendwelche Fragen beantworten wird«, ordnete der Oberleutnant an. »Wir sollten jetzt auch einfach mal in ein Gebäude hineingehen, hier draußen auf den Straßen werden wir vermutlich nichts weiter finden als noch mehr von diesen Maschinen. Es hat ganz den Anschein, als wären die Maschinen einfach abgeschaltet worden, ohne Rücksicht darauf, wo sie sich gerade befanden.«

      Ein riesiges Tor bot sich förmlich für eine Erkundung an, es stand weit offen und erinnerte auf den ersten Blick an einen Hangar. Doch bei der Überdimensionierung der ganzen Stadt war dies vermutlich nicht mehr als ein ganz normaler Eingang.

      Dahinter herrschte Dunkelheit. Das Licht der Sonne reichte nicht bis hierher, und Fenster gab es keine. Die Scheinwerfer in den Raumanzügen der insgesamt acht Männer flammten auf und beleuchten eine bizarre Szene. Wild durcheinander lagen hier wieder die großen Roboter, aber auch etwas kleinere Maschinen, die aus zusammengesetzten Kugeln bestanden und mehrere Greifarme besaßen. Die Lichter wanderten weiter bis zu einem etwas erhöhten Podest, auf dem sich eine Schaltanlage befand. Zwei der Männer kletterten hoch, drückten einige Hebel, drehten an irgendwelchen Köpfen und machten einen ratlosen Eindruck. Während dieser Zeit standen die anderen unten und sicherten nach allen Seiten – immerhin bestand doch noch die Möglichkeit, dass mit einem Knopfdruck ein Ereignis ausgelöst werden konnte. Aber nichts geschah.

      »Keine Energie«, stellte einer von ihnen trocken fest.

      »Das hätte ich mir jetzt fast gedacht«, erklärte Martell ironisch. »Sonst wäre vielleicht auch als erstes die Beleuchtung angegangen.«

      Hier gab es nichts weiter. Soweit die Männer sehen konnten, erstreckte sich wie eine riesige Lagerhalle der Raum weiter, angefüllt mit unzähligen Wracks der abgestürzten Roboter. Ein gigantischer Schrottplatz, und ein riesiges Vorratslager an Rohstoffen. Doch solange die Verbindung zur Erde bestand, wollte niemand einfach hergehen und diese Rohstoffe weiter verwerten. Irgendwie wäre es zumindest Martell wie Leichenfledderei vorgekommen.

      In den nächsten Tagen, die sich rasch zu Wochen und dann zu einem Monat dehnten, fanden sie noch weitere solcher Hallen.

      Die große Entdeckung geschah dann eher durch einen Zufall, aber wer glaubte in dieser Galaxis noch an Zufälle?

      Ewald Martell hatte von der CARMEN DIAZ aus immer wieder vereinzelte auftretende Impulse geortet, die niemand so recht deuten konnte. Der Funker hielt sie für atmosphärische Störungen, hervorgerufen durch die Türme, von denen noch immer nichts Eindeutiges angemessen werden konnte. Aber allein durch ihre Höhe und die unglaubliche Menge an Material musste es zu solchen Störungen kommen. Vielleicht handelte es sich aber auch um eine Art Restenergie, die sich noch irgendwo auf dem Gelände, in einigen der Gebäuden, befand. Denn die Stadt selbst galt als tot.

      Doch Martell glaubte nicht daran, dass dieses Riesengebilde wirklich tot war. Im Astrolab versuchte er selbst die Spitzen der Amplituden auszuwerten und auch zu orten, doch das Auftreten war nur unregelmäßig und zu kurz, um zu einem rechten Ergebnis führen können. Nicht einmal die Entfernung war genau zu bestimmen, weshalb der Funker auch behauptete, es könnte sich um verirrte Signale aus dem Weltraum handeln – Irrläufer eben.

      Aber der Oberleutnant hatte ein Gefühl, das ihm etwas anderes sagte. Und schließlich fand er wenigstens die annähernde Richtung heraus. Als er einen weiteren Freiwilligen suchte, der mit ihm den Ursprungsort dieser Impulse untersuchen wollte, meldete sich Alanna Waycroft spontan.

      Die 34-jährige Frau war ein vielseitiges Talent, galt aber als schwierig, weil sie aufgrund ihres Wissens niemals einfach bereit war, Anweisungen oder scheinbare Tatsachen kommentarlos hinzunehmen. Sie hatte ursprünglich eine Ausbildung als Galakto-Historikerin gemacht, nebenbei den Pilotenschein und schließlich auch noch ein Studium in Fremdrassen-Psychologie abgeschlossen, ein Berufsstand, der von vielen belächelt wurde, weil sich die meisten Grundlagen noch in der Theorie befanden und nur langsam durch Forschungen und weitere Kontakte mit nicht-irdischen Lebewesen belegen ließen. Aber Alanna besaß eine ungeheuer rasche Auffassungsgabe, gesunde Neugier und war stets bereit, neue Theorien aufzugreifen und Spekulationen auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu untersuchen.

      Martell war nicht sicher, ob er ausgerechnet sie dabei haben wollte, doch niemand sonst meldete sich, als bekannt wurde, dass Waycroft mitgehen wollte.

      Mit einem Gleiter flogen die beiden Menschen durch die riesige Stadt. Das Navigationssystem hatte der Oberleutnant mit den Daten gefüttert, es würde sie in die Nähe der Impulse bringen – wenn sie wirklich dort zu finden waren. Er machte sich nichts vor, es konnte genauso gut ein Fehlschlag werden.

      »Sie wollten mich nicht als Begleitung haben?«, erkundigte sich Alanna unterwegs.

      Martell blickte nicht einmal von seinen Instrumenten auf. »Bei der Arbeit kenne ich keine Antipathien«, erwiderte er diplomatisch.

      Sie lachte auf. Es war ein sympathisches freundliches Lachen, das ihn irritierte und gleichzeitig erfreute. »Das ist nicht die ganze Wahrheit. Ich kenne meinen Ruf, glauben Sie mir. Aber nur, weil ich nicht bereit bin, einfach alles so hinzunehmen und zu glauben, muss ich doch nicht gleich wie eine Aussätzige behandelt werden.«

      Jetzt schaute Martell doch auf. Nein, wie eine Aussätzige sah diese Frau wahrhaftig nicht aus. Brandrotes leuchtendes Haar, durch ein einfaches Band im Nacken kaum gebändigt, umrahmte ein schmales Gesicht mit lustigen Sommersprossen und hellwachen wasserblauen Augen. Ihre Gestalt war zierlich, mit den richtigen Proportionen, und doch wirkte Alanna nicht zerbrechlich. Dazu kamen ihr rascher Verstand und ihre manchmal recht bissige Ausdrucksweise. Nein, sie war nicht unbedingt jemand, mit dem er auf Entdeckung gehen wollte, aber als Frau an sich gefiel sie ihm außerordentlich gut.

      Es war, als hätte sie seine Gedanken gelesen, denn ihre Miene verdüsterte sich.

      »Ebenso wenig schätze ich es, auf mein Geschlecht reduziert zu werden. Eigentlich dachte ich, dass jemand wie Sie zum Beispiel die veralteten Vorurteile überwunden haben sollte. Eine Frau ist doch nicht mehr oder weniger als ein vollwertiges Mitglied einer Gruppe.«

      »Aber ein wesentlich erfreulicherer Anblick«, konterte Martell trocken. »Und Sie sollten mir zugestehen, dass ich wenigstens den optischen Vorteil daraus ziehe. Im Übrigen habe ich mir sagen lassen, dass Ihre geistigen Fähigkeiten nicht hinter Ihrer Schönheit zurückstehen. Und ich bitte diese Bemerkung nicht als Chauvinismus oder Diskriminierung aufzufassen. Ich erfreue mich ganz einfach an Ihnen.«

      Irgendwie schien diese Bemerkung das erste Eis zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen zu brechen. Der Oberleutnant dachte einen Augenblick darüber nach, dass ihre ganze abweisende Haltung gegenüber

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