Spur ins andere Kontinuum: Weg in die Galaxis. Antje Ippensen
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Aber Alanna schaute nicht einmal auf andere herab. Sie hatte nur einige Male eindeutige Annäherungsversuche abgelehnt und einige ihrer männlichen Kollegen mit ihrem Wissen übertrumpft. Das hatte durch viel unnützes Gerede einen Ruf begründet, der durch nichts gerechtfertigt war.
Alanna spürte, dass Martell nicht zu dieser Sorte Männer gehörte, und sie wollte es ihm leicht machen, seine Meinung über sie selbst zu bilden.
»Da, könnte das der Ursprung der Signale sein?«, fragte sie plötzlich.
Martell studierte die elektronische Karte und den plötzlichen Energieausstoß, der Alannas aufmerksamen Augen nicht entgangen war.
»Wir werden es wissen, wenn wir nachgesehen haben«, meinte er.
Alanna ließ sich nicht lange bitten und steuerte den Gleiter in die tiefen Straßenschluchten hinein. Gefahr befürchteten die beiden Menschen nicht, bisher gab es auf Katta nichts, was sich als schlimmer erwiesen hatte als Insektenstiche oder Sonnenbrand. Und doch blieben Martell und Waycroft wachsam. Auch wenn die Roboter nicht mehr funktionierten, musste das nicht heißen, dass es nicht vielleicht doch noch irgendwo automatische Abwehreinheiten gab – allerdings würden die auch ohne Strom nicht funktionieren.
Deshalb war es ja so merkwürdig, Impulse anzumessen, die eindeutig aus der energetisch toten Stadt stammten.
Die Amplitude auf den Geräten war wieder verschwunden. Handelte es sich vielleicht doch um einen Irrläufer?
Etwas ratlos blieben die Terraner stehen und blickten in die Runde. Wo in all dieser Gigantomanie sollten sie anfangen zu suchen?
Alanna schritt plötzlich zielsicher auf ein Gebäude zu. Es mochte nur ein Gefühl sein, eine Ahnung, der sie folgte, doch Martell beeilte sich, an ihre Seite zu kommen. Es war außerdem schließlich völlig egal, wo sie mit der Suche begannen. Und wenn sich Alanna für eines der Gebäude entschieden hatte, dann konnten sie gemeinsam systematisch die Suche aufnehmen. Zunächst verlief das noch etwas planlos und nicht sehr erfolgreich. Die beiden rätselten kurz über den Sinn und Zweck dieses Hauses, das sich jedenfalls wie eine Lagerhalle präsentierte. Und doch gab es hier eine Art stationäre Maschinen, die vermutlich einmal etwas produziert hatten. Bisher hatte sich noch nirgends ein Weg gefunden die oberen Stockwerke zu erreichen. Sie hatten mit den Gleitern versucht, eine Öffnung zu finden, aber das war nicht gelungen. Vermutlich gab es eine Art Antigrav, der jedoch mangels Energie nicht funktionierte. Durch die Fenster, wenn man sie denn als solche bezeichnen wollte, war es von außen nicht einmal gelungen, in die Gebäude hineinzusehen. Also tappten sie noch im Dunkeln.
Und auch hier in diesem Gebäude sahen sie nichts, was ihnen einen Weg in die oberen Etagen ermöglichen würde.
»Da ist es wieder.« Alanna streckte Ewald Martell das tragbare Messinstrument entgegen. Und dieses Mal konnten beide sehen, dass sich der Ausschlag in ihrer unmittelbaren Nähe befand. Vielleicht im Nachbargebäude.
Einmütig schlugen sie den Weg dorthin ein. Nachdem sie wieder eines der großen Tore passiert hatten, befanden sie sich in einer anderen Welt. Es summte um sie herum, Energie floss, kleine blaue Blitze entstanden irgendwo, dann wurde das Summen lauter, und Helligkeit flammte für einen Moment auf. Das war der Augenblick, in dem erneut die Messinstrumente den Ausschlag registrierten. Die beiden Wissenschaftler grinsten sich zufrieden an. Ewald Martell hatte recht gehabt mit seiner Ahnung, und Alanna mit ihrem Gefühl für die Richtung. Denn hier befanden sie sich in einer Art Schaltzentrale, in der die automatischen Anlagen seit langer Zeit versuchten, die Energieversorgung wieder herzustellen. Das konnte ihnen aber nicht gelingen, weil sich der Torso eines Roboters mitten im Weg befand. Vielleicht war er damals auf dem Weg zu einer Reparatur gewesen, als alle Maschinen deaktiviert wurden. Durch einen unglücklichen Zufall war der Robot genau auf den Abstrahlpol der Energieversorgung gestürzt und blockierte auf diese Weise die drahtlose Stromübertragung, die zumindest für eine Notstromversorgung in der Station gesorgt hätte.
»Besser konnten wir es nicht treffen«, freute sich Alanna. »Dies sieht mir ganz danach aus, als wäre die Zentrale noch funktionsfähig, das könnte uns weiterhelfen.«
»Das könnte sogar der Durchbruch sein«, stimmte Ewald Martell zu. »Bis jetzt wissen wir schließlich fast gar nichts. Es interessiert mich wirklich brennend, was für Lebewesen das waren, die so überdimensioniert dachten.«
»Das kommt uns vielleicht nur so vor. Ein Volk, das in kosmischen Maßstäben denkt und rechnet, empfindet diese Stadt und seine Gebäude vielleicht als völlig normal«, widersprach Alanna. »Nein, ich glaube nicht, dass dieses Volk ein so eingeschränktes Verständnis besaß wie wir Menschen. Wir haben gerade mal gelernt, wie man ein Raumschiff bewegt. Aber wir empfinden alles, was nicht unseren Normen entspricht, als anders, fremd oder sogar gefährlich. Wir müssen lernen, offen und ohne Vorurteile auf andere zuzugehen. Doch auf der Erde, herrscht ja immer noch ein gewisses Klassendenken. Und das haben wir mit in den Weltraum genommen. Wir stecken alles in eine Schublade – und wehe uns, es passt nicht.«
»So wie Sie«, stellte er lächelnd fest.
»So wie ich«, kam die amüsierte Bestätigung.
»Dann lassen Sie uns die nächste Schublade für unsere Kollegen und Mitstreiter öffnen«, grinste Ewald Martell. »Allein werden wir diesen Roboter nicht aus dem Weg schaffen können. Also sollten wir die anderen verständigen und um Hilfe bitten.«
»Sie nehmen meine Worte nicht sehr ernst«, warf sie ihm vor. Doch der hochgewachsene Mann hielt Alanna fest und schaute ihr offen ins Gesicht. »Sie werden das Schubladendenken nicht dadurch abschaffen, indem Sie selbst eine eigene Schublade erschaffen, aus der heraus Sie andere angreifen«, sagte er leise. »Ich will gerne mit Ihnen zusammen versuchen, einigen Leuten die Augen öffnen. Aber haben Sie jemals daran gedacht, dass es für einige Menschen einfacher ist, kosmisch zu denken, gerade indem sie Schubladen benutzen? Von da aus kann man nämlich versuchen Brücken zu schlagen.«
Sie überlegte nur kurz. »Da könnte was dran sein«, gab sie dann zu. Gleich darauf aktivierten sie eine Funkverbindung zur CARMEN DIAZ. Dort löste ihre Entdeckung zunächst große Verblüffung, dann aber auch eine hektische Aktivität aus.
*
EIN HALBES JAHR SPÄTER hatten sich die Terraner auf Katta schon fast häuslich niedergelassen. Neben der Zentrale, die Alanna Waycroft und Ewald Martell gefunden hatten, gab es noch zwei weitere Nebenschaltzentralen, die ebenfalls wieder in Betrieb genommen werden konnten. Die Ergebnisse, die sich aus den ersten Auswertungen der gespeicherten Daten ergaben, waren teilweise sensationell. Die Tronic-Spezialisten hatten Tag und Nacht in Schichten gearbeitet, und auch wenn es bisher noch nicht viel mehr als Bruchstücke waren, die entschlüsselt werden konnten, so gab es doch erste Erkenntnisse über das Volk, das auf Katta beheimatet gewesen war. Diese Wesen mussten annähernd humanoid gewesen sein, Bildaufzeichnungen waren jedoch nicht vorhanden. Aber aus der Anordnung gewisser Anlagen konnte man darauf schließen, dass es sich um menschenähnliche Wesen gehandelt hatte. Und dieses Volk benutzte als Sprache Speranto, eine Tatsache, die zunächst wie eine Bombe eingeschlagen hatte. Demnach mussten sie doch auch anderen Völkern bekannt gewesen sein, denn Speranto war die Kunstsprache, die in diesem Seitenarm der Milchstraße benutzt wurde. Warum also hatte man noch nie etwas von ihnen gehört?
Und schließlich gab es noch den Hinweis, dass hier