Verschollen in der Höllenschlucht. Sandy Palmer

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Verschollen in der Höllenschlucht - Sandy Palmer

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ich net. Solche Touren gehe ich ja gewöhnlich mit unseren Touristen net.“

      „Das sehe ich ein“, nickte Professor Steinhaus. „Lassen Sie sich nur Zeit mit den Vorbereitungen. Ich möchte kein Risiko eingehen, denn die Proben sind sehr wichtig. Während der nächsten Tage werde ich mich im Wirtshaus einquartieren. Dort gibt es doch sicher Zimmer?“

      „Selbstverständlich“, nickte der Toni. „Der Wirt wird sich freuen über einen so berühmten Gast.“

      „Noch bin ich nicht berühmt“, schwächte Professor Steinhaus ab, „ich will es erst werden — mit Ihrer Hilfe, Herr Tanner.“

      „Bitt‘ schön, sagen Sie Toni zu mir“, bat der Bursche. „Herr Tanner nennt mich hier niemand, und es könnte sein, dass ich gar net richtig darauf reagiere.“

      „Wie Sie wollen, Toni“, lächelte der Professor, und um seine Augen, die hinter den blitzenden Brillengläsern lagen, bildeten sich ein paar Lachfältchen. Doch gleich darauf wurde er wieder ernst, weil ihm einfiel, dass er mit dem Toni noch etwas Dringendes zu bereden hatte.

      „Ich muss Ihnen noch genau erklären, nach was Sie eigentlich suchen müssen“, sagte er. „Doch das ist nicht so schnell gesagt, dazu müsste ich ein wenig weiter ausholen.“

      „Ist schon recht“, meinte der Bursch. „Dann kommen Sie am besten mit mir ins Haus.“

      „Gern.“ Professor Steinhaus ging noch einmal kurz zu seinem großen Wagen zurück, um etwas daraus hervorzukramen, während Toni schnell sein Handwerkszeug, das im Hof herumlag, zusammenräumte. Dann führte er den Gast, der jetzt einen Aktenkoffer in der Hand hielt, in die gute Stube seines Häusls, die zwar nicht komfortabel eingerichtet, aber sehr sauber war.

      Auf dem Tisch breitete Professor Steinhaus einige Zeichnungen aus, auch etliche Tabellen, mit denen der Toni jedoch nichts anzufangen wusste.

      „Das hier“, erklärte der Professor, „ist der Querschnitt durch die Höllenschlucht. Wie Sie sehen können, verlaufen hier einige Adern im Gestein. Das ist schon wissenschaftlich geprüft. Nur weiß man noch nicht, um was für ein Metall es sich handelt, das in dem Gestein eingelassen ist.“

      Der Toni war nicht dumm, und er hatte schon einiges von Goldadern, Bleiwerken und Erzgruben gehört. Sollte es etwa sein, dachte er blitzschnell, dass sich in der Höllenschlucht große Metallvorkommen befinden?

      Seine unausgesprochene Frage bekam er schnell beantwortet, denn Professor Steinhaus erklärte, wobei ein fanatischer Glanz in seine Augen trat:

      „Ich vermute — und vieles spricht für meine Theorie —, dass sich gewaltige Uranmengen in dieser Schlucht befinden. Jetzt will ich von Ihnen nur, dass Sie mir Gesteinsproben bringen. Natürlich müssen Sie darauf achten, dass die Steine auch von dem Uran durchzogen sind.“ Er wies auf ein Bild, das einen Gesteinsbrocken, zeigte, der aus einem Uranbergwerk stammte.

      „Das müsste ungefähr so aussehen“, erläuterte er dem aufmerksam zuhörenden Toni.

      „Das kann ich mir merken“, meinte der. Dann dachte er laut weiter: „Also müsste ich mir noch eine Spitzhacke mitnehmen, Plastikbeutel und einen Spaten.“

      „Richtig. Besorgen Sie sich nur, was Sie brauchen! Und wenn Sie es sich nicht leihen können, dann kaufen Sie alles, was Sie brauchen. Für alle Unkosten komme ich auf.“

      Der scheint Geld wie Heu zu haben, fuhr es dem Toni durch den Kopf, doch er nickte nur zustimmend. „Mache ich“, erklärte er.

      „Dann lasse ich Sie jetzt allein.“ Professor Steinhaus erhob sich ein wenig schwerfällig, sammelte alle seine Unterlagen ein und verschloss sie wieder in seinem Aktenkoffer. Dann reichte er Toni verabschiedend die Hand. „Wir sehen uns also in drei Tagen, kurz bevor Sie sich auf den Weg machen“, sagte er.

      „Geht in Ordnung, Herr Professor.“ Toni drückte die Hand des Gelehrten recht vorsichtig, weil er Angst hatte, dem dünnen Männchen die Knochen brechen zu können.

      Es ist schon ein merkwürdiges Ding, unser Gehirn, sinnierte er dann, als er wieder allein war und sich eine Brotzeit richtete. Da wohnt in einem kleinen spindeldürren Körper ein Gehirn, das so ausgefallene Dinge ausklüngelt. Man muss den Professor wirklich bewundern. Mir könnte die Idee, in der Höllenschlucht nach Uran oder einem anderen Erz zu suchen, nicht kommen.

      Dennoch war er höchst zufrieden, dass der Herrgott auch solche Menschen wie den Professor aus Preußen erschaffen hatte, denn auch er, der Bergführer Toni Tanner, hatte ja seinen Nutzen davon.

      4

      Zwei Tage lang bekam die Monika ihren Liebsten kaum zu Gesicht. Sie litt darunter, denn die Sehnsucht nach seinen Küssen und seiner zärtlichen Stimme wurde von Stunde zu Stunde größer.

      Endlich hielt sie es nicht mehr aus. Sie glaubte, in der großen Bürgermeisterei ersticken zu müssen. Also warf sie am Abend des zweiten Tages ein warmes Schultertuch um, denn die Bergnächte waren kühl, und machte sich auf den Weg zu Tonis kleinem Haus. Gerade wollte sie aufatmen, da sie dachte, es sei ihr gelungen, ungesehen aus dem Haus zu gelangen, da trat ihr Vater aus dem Stall, der links vom großen Hauptgebäude lag.

      „Willst noch fort?“, rief der Anzenberger seiner schönen Tochter schon von weitem entgegen und machte etwas größere Schritte, um schneller in ihrer Nähe zu sein. „Weiß die Mutter, dass du noch ausgehst?“, erkundigte er sich dann weiter.

      „Ich habe ihr nix gesagt“, gestand Monika. „Aber ich bleibe ja auch net lange“, fügte sie schnell hinzu, als sie bemerkte, dass sich die Stirn ihres Vaters gefährlich rötete, was bei ihm ein Alarmsignal war.

      „Willst dich vielleicht heimlich mit diesem Hungerleider, diesem Bergführer, treffen?“, fragte er misstrauisch.

      „Spazierengehen wollte ich“, sagte die Moni nur, und das war ja nicht einmal gelogen.

      „Warst doch den ganzen Tag an der frischen Luft“, wunderte sich der Bürgermeister, der dem Braten immer noch nicht so recht traute. „Hast noch immer net genug davon?“

      „Mich hält nix im Haus“, presste die Monika hervor. „Vielleicht schaue ich auch einmal bei der Resi vorbei. Sie hat mir kürzlich erzählt, sie hätte ein schickes Schnittmuster für ein Dirndl.“

      „Da gehe nur hin“, nickte der Bürgermeister, gleich wieder versöhnt. „Bei der Resi triffst nur nette Leute.“

      Im Stillen jedoch nahm er sich vor, die Resi bei Gelegenheit zu fragen, ob sich die Monika wirklich das Schnittmuster geholt hatte.

      „Ich muss noch einen Moment in die Amtstub“, erklärte der Bürgermeister seiner Tochter jetzt. „Es gibt noch was vorzubereiten, denn morgen ist Gemeinderatssitzung.“

      „Dann will ich dich net aufhalten, Vaterl.“ Monika stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihrem Vater einen schnellen Kuss auf die schon ein wenig stoppelige Wange, dann ging sie davon.

      Der Anzenberger sah ihr mit stolzem Blick nach. Seine Einzige! Sein ein und alles! Er liebte sein Kind abgöttisch, doch er hütete sich davor, dies allzu deutlich zu zeigen.

      Und während er ins Haus hineinging und unverzüglich sein Büro aufsuchte, nahm er sich vor, in Zukunft noch mehr auf die Monika

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