Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Vier Bergromane Sammelband: Hochmut kommt vor dem Fall und andere Romane - Alfred Bekker страница 7
Max saß einen Augenblick nachdenklich da, dann zuckte er mit den Schultern und meinte: "Warum sollte ich net der Marianne zu liebe Bauer werden können? Ich glaub, das Opfer würde ich schon bringen!"
"Den geliebten Beruf aufgeben?", vergewisserte sich der Krainacher-Bauer und schüttelte ungläubig den Kopf. Das konnte doch unmöglich wahr sein!
"Ja, freilich!", bestätigte Max.
"Das kann das Madel net von dir verlangen!", empörte sich der Bauer sofort.
Max blieb ruhig und schien sehr genau zu wissen, was er sagte.
"Das verlangt ja auch niemand von mir", berichtigte der Jäger dann seinen Vater. "Aber wenn's nötig wäre, würde ich's tun! Soll ich vielleicht von der Marianne erwarten, den Hof aufzugeben?" Max schüttelte den Kopf und fuhr dann entschlossen fort: "Nein, Vater, das ist für uns zwei, die Marianne und mich, kein Hinderungsgrund!"
Jetzt erhob der Krainacher-Bauer sich und legte seine Hand auf die Schulter seines Jüngeren.
"Bis zum Frühjahr ist es ja noch ein ganzes Stück hin", meinte er. "Und bis dahin seid ihr euch beide vielleicht auch ein bisserl mehr im Klaren, wie es werden soll."
"Du willst es mir mit aller Macht ausreden, net wahr, Vater?"
"Nein, Max", versuchte der Bauer seinen Sohn wieder etwas zu beruhigen.
"Das wird dir auch net gelingen!", erwiderte dieser in einem Tonfall, der deutlich machte, dass er zu allem entschlossen war.
Der Bauer spürte das. Und so gab er dann zur Antwort: "Für's erste reicht es mir, wenn du mit deinem Bruder Frieden hältst, solang ihr beide hier unter einem Dach lebt. Hast mich verstanden?"
Max nickte.
"Ich will mich bemühen. Aber das mit der Marianne lass ich mir net ausreden, selbst wenn alle Welt darauf spekuliert, dass zwei große Höfe zu einem ganz großen zusammengelegt werden!"
"Ich geb ja gerne zu, dass das net schlecht wär, würden wir aus dem Krainacher- und dem Bernmayer-Hof dereinst einen einzigen machen. Und wenn es so käme, hätte weder ich noch die Bäuerin etwas dagegen. Das Wirtschaften ist auch für die Großen net einfacher geworden..."
"Wusst ich's doch!", rief Max.
"Aber es ist net die Hauptsach! Und wenn es sich anders ergibt, dann ist es auch gut und ich tät mich net dagegenstemmen!"
Max erhob sich nun auch und blickte seinem Vater direkt in die Augen.
"Ist das ein Wort?", fragte er dann nach kurzer Pause.
Der Krainacher nickte.
"Das ist mein Wort!"
Nun meldete sich die Bäuerin zu Wort und meinte: "Aber mit deinem Bruder solltest du dich trotzdem net entzweien. Ganz gleich, wie es auch kommt!"
"Wenn die Marianne sich wirklich entschieden hat, muss der Toni das wohl oder übel akzeptieren", meinte der Krainacher dann. "Aber falls sie sich doch noch anders entscheidet, gilt dasselbe für dich, Max! Bis zum Frühjahr ist noch eine lange Zeit. Da kann viel passieren."
Max atmete tief durch.
Ja, da hatte der Vater recht. Bis zum Frühjahr konnte noch alles Mögliche geschehen...
4
Der Bernmayer-Bauer und seine Frau kamen erst aus dem Dorf zurück, als es schon lange dunkel war. Der Bauer war noch auf ein Glas ins Wirtshaus gegangen und die Bäuerin hatte auf einen Sprung bei ihrer Schwester vorbeigeschaut, die die Frau des örtlichen Lehrers war.
Die Marianne hatte immer wieder aus dem Fenster geschaut, um nachzuschauen, ob ihre Eltern denn nicht endlich heim kämen.
Sie fieberte dem geradezu entgegen, denn sie hatte sich fest vorgenommen, ihnen heute von den Heiratsplänen zu erzählen, die sie und der Krainacher-Max hegten.
Sie hatte sich auch schon in ihrem Innern zurechtgelegt, wie sie am günstigsten beginnen könnte, denn ihr war klar, dass weder der Bauer noch die Bäuerin sonderlich begeistert von dem sein würden, was sie vorhatte.
Aber sie hatte es sich nun mal in den Kopf gesetzt und dickköpfig war sie schon als kleines Mädchen gewesen. Daran hatte sich bis auf den heutigen Tag nichts geändert. Wenn sie etwas wirklich wollte, dann wusste sie es am Ende auch durchzusetzen.
Am heutigen Abend sollte die Sache über die Bühne gehen.
Noch länger konnte sie es nicht aufschieben, das konnte sie dem Max einfach nicht antun.
Marianne saß gedankenverloren in der Stube und in ihrem Innern sah sie den Max vor sich.
Ein fescher Bursche war er. Und gut sah er aus, in seinem grünen Rock, den er so voller Stolz trug. Er war wirklich mit ganzer Seele Jäger. Für ihn war der Beruf nicht nur Broterwerb, sondern Berufung - und das gab es ja nicht allzu oft.
Wahrscheinlich werd' ich ihn net dazu überreden können, hier dereinst auf dem Bernmayer-Hof Bauer zu sein!, überlegte sie. Und selbst wenn sie es schaffte, was bei ihrer Beharrlichkeit so abwegig nun auch wieder nicht war, so würde der Krainacher-Max doch vermutlich nicht glücklich dabei werden.
Vielleicht würde er das Opfer ja sogar bringen!, dachte die Marianne bei sich. Aber es wär' gar net gut, wenn ich's annehmen tät!
Sie zuckte mit den Schultern.
Ich werde auch als Jägersfrau mit ihm glücklich werden!, war sie überzeugt. Hauptsach', wir zwei haben einander! Das ist das Wichtigste!
In diesem Augenblick hörte Marianne etwas an der Tür. Die Eltern kamen heim!
Sie sprang auf, aber da war der Vater schon in die Stube gekommen und begrüßte sie.
"Servus, Marianne! Bist denn noch net müd?", fragte der Vater. Aber sie schüttelte den Kopf.
"Nein, bin ich noch net."
Jetzt meldete sich entschuldigend die Mutter zu Wort. "Es hat heute halt etwas länger gedauert, weil ich deinen Vater net hab aus dem Wirtshaus loseisen können!", meinte sie mit leichtem Vorwurf in der Stimme.
Der