Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente.. Thomas Weinreich
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente. - Thomas Weinreich страница 4
Bewusstsein definiert sich herkömmlich als das Erleben mentaler Zustände und Prozesse. Da sich jegliches Erleben als etwas Mentales im Kopf abspielt, ist Bewusstsein also jegliches Erleben und damit alles. Denn jeder Gedanke an Existenz außerhalb des eigenen Bewusstseins bleibt ein Gedanke. Ich bin mein Bewusstsein und kann nur das wissen, was Teil meines Bewusstseins ist. Alles was wir von der Existenz außerhalb unseres Bewusstseins erfahren ist das, was Teil unseres Bewusstseins wird. Unser Bewusstsein ist auch immer ein Selbst-Bewusstsein, denn wir (als unser Ich) müssen uns unseren BIen bewusst sein, damit sie unsere BIe sind. Wenn wir also z.B. etwas nur aus dem Augenwinkel sehen, uns diesem Etwas nicht bewusst sind und uns nicht erinnern können es gesehen zu haben, dann war es nie Teil unseres Bewusstseins. Dennoch ist es natürlich nur logisch anzunehmen, dass es auch als BI einer visuellen Wahrnehmung vorhanden war (und nicht nur als WI) – nur, dass sich dies im Unterbewusstsein abspielte. Unser Bewusstsein bzw. das eigene Bewusstsein meint also für gewöhnlich das „Ober-Bewusstsein“, also jenes, dessen Existenz wir uns definitiv sicher sind weil wir es erleben.
Wirklichkeit definiert sich herkömmlich meist als alles, was der Fall ist. Demnach wäre das, was hier Wirklichkeit genannt wird, eigentlich nur die physikalische oder räumliche Wirklichkeit, da alles was sie enthält durch die Physik beschrieben wird (bzw. werden soll), und die Wirklichkeit selbst wäre nur unser momentanes Erleben, da wir nur von diesem wissen, dass es wirklich der Fall ist. Es ist jedoch sinnvoller Wirklichkeit als physikalische Wirklichkeit zu definieren, da der Begriff der Wirklichkeit als alles was der Fall ist noch der (auch heute weit verbreiteten) Vernachlässigung der Existenz von BIen entspringt. Mit „dem was der Fall ist“ war eigentlich immer das Physische gemeint. So denken die meisten Menschen auch beim Begriff der Wirklichkeit an die physikalische Wirklichkeit und nicht an Bewusstsein. Außerdem ist der Begriff Wirklichkeit auch kürzer als der Ausdruck physikalische Wirklichkeit, was für die häufige Verwendung des Begriffs praktisch ist. Der Begriff des Physikalischen ist nicht geeignet, da leerer Raum zur Wirklichkeit gehören würde, aber herkömmlich meist nicht als physikalisch angesehen wird. Als Begriff für das „was der Fall ist“ könnte man schlicht den Begriff des Seins verwenden, denn alles was der Fall ist, ist. Oder man könnte als Begriff für alles Sein bzw. einfach alles den Begriff der Realität verwenden. Alles bzw. Sein bzw. Realität wären somit BIe und WIe.
Nach Kant sind nicht die Dinge an sich erkennbar, sondern nur deren Erscheinungen. Dies heißt nichts anderes, als dass wir die Wirklichkeit nur durch Wahrnehmungen erkennen. Er erkannte, dass wir unsere innere Wahrnehmung als Wirkung einer angenommenen äußeren Ursache ansehen. Raum und Zeit sind für Kant Formen der Anschauung und damit unabhängig und vor aller Erfahrung, also a priori. Raum, Zeit und Kausalität seien nicht Gegenstände der Wahrnehmung, sondern ihre Bedingung. Man könne sich nicht denken, wie Wahrnehmungsprozesse ohne Raum, Zeit und Kausalität ablaufen sollten. Raum ist jedoch Teil jeder sinnlichen Erfahrung. Denn wenn wir WIe wahrnehmen, sind diese immer im Raum (bzw. nehmen wir dies an) und wir nehmen Raum nur durch unsere Sinnesorgane wahr (bzw. nehmen seine Existenz deshalb an). Ist nun Raum die Bedingung zur Wahrnehmung von WIen oder sind WIe Bedingung zur Wahrnehmung von Raum? Raum ist schlicht Teil von dessen, was wir wahrnehmen. Er ist Gegenstand jeder Wahrnehmung von Wirklichkeit bzw. Teil der Theorie der Wirklichkeit. Ebenso verhält es sich mit Zeit und Kausalität. Denn Zeit nehmen wir wahr, wenn sich unsere Wahrnehmungen bzw. BIe verändern (weil Zeit Veränderung ist). Die Veränderung selbst ist Teil des Inhaltes einer Wahrnehmung. Zeit oder Kausalität als das Wahrnehmen verschiedener Zustände nacheinander ist nicht Bedingung dafür, einen einzelnen Zustand wahrzunehmen, da Wahrnehmung ein Prozess ist. Zeit ist jedoch wahrscheinlich Bedingung für jegliches Bewusstsein, wenn Bewusstsein (das Reflektieren über) das Erleben von etwas ist. Dass es Zeit gibt, ist dadurch trotzdem kein a priori Urteil, da wir zu dieser Erkenntnis nur kommen, wenn wir anhand eines sich verändernden BIes Zeit wahrnehmen. Kant meinte, dass Raum nur eine Repräsentation der Wirklichkeit durch unser Bewusstsein, also kein Bestandteil der Wirklichkeit selbst ist. Jedoch ist Raum grundlegender Bestandteil der Wirklichkeit, welche eine sinnvolle Annahme ist und auch intuitiv wahrgenommen wird.
Die intuitive räumliche Wirklichkeit wird auch als Common-Sense-Realismus bezeichnet. Dieser ist die Grundlage für den erkenntnistheoretischen Realismus, bei dem die Welt (Wirklichkeit) „wirklich erkennbar“ ist, also unsere Meinungen prinzipiell mit beobachtungsunabhängig existenten Objekten einer für alle Beobachter identischen Welt zu tun haben können – und dass dies im Falle von Wissen auch wirklich so ist. Karl Popper bezeichnete das, was hier intuitive räumliche Wirklichkeit genannt wurde, als Realismus des Alltagsverstandes. Er meint ebenfalls, dass Idealismus (es gibt nur BIe) und Realismus (es gibt eine Wirklichkeit) weder beweisbar noch widerlegbar sind. (Der Realismus, 1970)
Im Essay „Spinoza's Causal Theory of the Affects“ fasst Donald Davidson Erkenntnisse von Spinoza zusammen: „Both thoughts and extended bodies are real. Yet our conception of thoughts, of desire, of memories, and of reasoning is a conception that does not include the defining properties of physical objects such as precise location in space, a shape, physical texture, and chemical composition. For this reason our physical system, which explains causal interactions in terms of such properties, leaves no room for mental events.“ Spinoza meint in weiteren Überlegungen jedoch, dass das Mentale und Physische nur zwei Arten des Sehens und Verstehens derselben Welt sind. Wir erleben unsere eigenen BIe jedoch unmittelbar und nehmen an, dass es physische WIe als zweite Seinsform gibt.
Der intuitiven Wirklichkeit entsprechend schreiben Hubert Dreyfus und Charles Taylor in Retrieving Realism: „The reality of contact with the real world is the inescapable fact of human (or animal) life, and can only be imagined away by erroneous philosophical argument.“ Es heißt, dass der Realismus von Dreyfus und Taylor zeigt, wie wir in direkten Kontakt mit der Wirklichkeit treten, indem Gedanken und Wissen in die körperlichen und sozial-kulturellen Kontexte einbettet werden, in denen sie stattfinden. Die Kontexte scheinen hier jedoch schon als WIe vorausgesetzt zu sein, um zu zeigen, wie wir wahre WIe erkennen. Es ist richtig, dass wir davon ausgehen können, dass wir die Wirklichkeit erkennen können wie sie ist, aber der Ansatz von Dreyfus and Taylor scheint mir etwas irregeführt zu sein. Sie meinen z.B., dass Erkenntnis nicht vermittlungsgebunden sei, also zwischen Geist und Welt keine Kluft liege. Wie gezeigt liegt aber offensichtlich eine Kluft zwischen Umgebung und Gehirnzustand.
Nach dem schwachen Realismus gibt es zwar eine Realität und diese steht in gewisser Beziehung zum wahrnehmenden Subjekt, doch dieser Tatbestand ließe keine Rückschlüsse auf die Welt an sich zu. Für den Menschen existiere nur, was für ihn erkennbar ist. Jeder andere Rückschluss sei spekulative Metaphysik. Im erkenntnistheoretischen Idealismus wird angenommen, dass die Welt, wie sie dem Menschen erscheint, vorrangig und ursprünglich durch das menschliche Denken bestimmt ist. Der Idealismus bestreitet ein Sein der Dinge ohne Tätigkeit des menschlichen Verstandes. Das Denken der Dinge außer uns sei ein „bloßer Glaubensartikel“. Erst der Verstand erzeuge aus Sinnesdaten wie Geräuschen oder Lichtwellen die Gegenstände unserer Erkenntnis. Der philosophische Konflikt zwischen Realismus (Theorie der Wirklichkeit) und Antirealismus bzw. Idealismus wurde auch als Scheinproblem bezeichnet. Es sei nicht sinnvoll und für den Fortschritt der Wissenschaften auch nicht notwendig. Außerdem würden Realisten und Antirealisten letztendlich Aussagen über Gegenstände und Tatsachen in gleicher Weise akzeptieren. Dies liegt daran, dass die Annahme einer vom erlebten Bewusstsein unabhängigen Wirklichkeit nicht die Wahrnehmungen verändert, von welchen man annimmt, dass sie Wahrnehmung einer Wirklichkeit sind. Der Konflikt ist jedoch unvermeidbar, da uns die Wirklichkeit als existent erscheint obwohl wir sie eigentlich nicht direkt wahrnehmen können.
Nach dem metaphysischen Realismus bestimmen unsere Ansichten über die Welt nicht wie diese beschaffen ist. Dies entspricht der Theorie der Wirklichkeit. Allerdings bestimmen unsere Ansichten die Welt insofern, als dass wir die Welt nur entsprechend unserer Ansichten annehmen.