Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019. Jan Gardemann
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Читать онлайн книгу Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019 - Jan Gardemann страница 12
"Ja. Ich residierte als Ritter auf diesem Schloss und ..."
Er schluckte. "Ich sah Szenen von Gewalt und Kampf, aber ich wusste nicht, wer gegen wen zu Felde zog. Und dann war das Gesicht jener Frau, die uns heute erschienen ist ..."
"Joanne."
Er nickte.
"Ja. Ich liebte sie, aber sie mich nicht." Er seufzte hörbar. "Sehen Sie, nachdem ich in diesen Hypnosesitzungen war und von meiner Existenz als Sir Henry erfuhr, konnte ich einfach nicht widerstehen, als Gilford Castle zum Verkauf angeboten wurde. Es war beinahe ein innerer Zwang, wenn Sie verstehen, was ich meine."
Er nahm meine Hand und ein prickelndes Gefühl lief mir den Arm hinauf.
"Patricia ...", sagte er dann. Der Blick seiner braunen Augen ging mir durch und durch. Ich musste unwillkürlich schlucken. "Ich bin froh, dass Sie mir zugehört haben ... Die meisten halten einen nur für verrückt."
"Nach diesem Erlebnis heute Abend wohl kaum ..."
Er zuckte die Schultern.
"Die meisten dieser Leute werden noch immer an irgendeinen Trick glauben ..."
Ich sah ihn ernst an.
"Es war eine unverhohlene Drohung, die diese Erscheinung ausgestoßen hat!", erklärte ich. "Wir sollten sie ernst nehmen ..."
"Meinen Sie wirklich?"
Seine Stimme hatte ein dunkles, tiefes Timbre.
Ein Klang, der sehr angenehm war.
Fast unmerklich waren wir etwas näher gerückt. Ich konnte sein Aftershave riechen.
Die Nähe dieses Mannes verwirrte mich etwas und versetzte mich in einen Zustand angespannter Erregung. Ich wusste nicht genau, was ich empfand. Irgendwie zog er mich an. Zwischen uns existiere eine prickelnde Spannung. Ich hatte das Gefühl, als könnte jeden Moment ein Funke von einem zum anderen überspringen ...
Unsere Blicke verschmolzen und ich fühlte mich in diesem Moment Robert Clayton sehr nahe.
Und das, obwohl ich ihn im Grunde kaum kannte. Und doch war da bereits ein Gefühl großer Vertrautheit. So als hätten wir uns früher gut gekannt und uns nun, nach langer Zeit, wiedergefunden. In gewisser Weise stimmte das ja auch.
"Ach hier bist du!", ließ mich dann eine bekannte Stimme herumwirbeln.
Es war niemand anderes als Jim Field.
Ich atmete tief durch.
Du weißt auch immer genau, wann du am meisten störst!, ging es mir durch den Kopf. Aber wirklich ärgerlich war ich nicht auf ihn.
10
Als wir auf unsere Zimmer gehen wollten, nahmen wir aus Versehen den falschen Treppenaufgang und gelangten in einen breiten, weitläufigen Flur, der große Ähnlichkeit mit jenem hatte, an dem unsere Quartiere lagen.
Charles, der Butler, kam uns entgegen und klärte uns über unseren Irrtum auf.
"Gilford Castle ist ein wahres Labyrinth", meinte ich.
Und der Butler zeigte Verständnis.
"Ich verstehe sehr gut, was Sie meinen. In den ersten Jahren hier habe ich mich auch des Öfteren vertan ... Kommen Sie, ich bringe Sie zu Ihren Quartieren ..."
Doch ich blieb stehen.
Mein Blick war geradezu gefesselt von einem der großen Gemälde aus Öl, die an der Wand hingen.
Bei den meisten handelte es sich um Portraits.
Besonders das Portrait eines Ritters hatte mich in seinen Bann geschlagen. Ich blickte in braune Augen und fein geschnittene Züge. Aber in den Augen leuchtete etwas, das mich erschauern ließ. Wilde Entschlossenheit bis hin zu Grausamkeit. Die Hand hielt dieser Ritter fest um den Knauf seines Schwertes.
Ich erschrak.
Das Gesicht ...
Es sah Robert Clayton auf eine Weise ähnlich, die geradezu unheimlich war ...
"Wer ist auf diesem Bild dargestellt?", fragte ich Charles.
"Sir Henry of Gilford, der um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts hier residierte ..."
"Er sieht Robert sehr ähnlich."
"Finden Sie?" Der Butler klang reserviert und kühl, wie stets.
"Von wann stammt das Bild?"
"Oh, ich glaube aus dem 18. Jahrhundert. Im Mittelalter hat man auf diese Weise noch nicht malen können. Soweit ich weiß, hat es der damalige Schlossherr nach einem alten Kupferstich anfertigen lassen, der Sir Henry darstellte ... Eigentlich hat es mal eine Ölgalerie aller Schlossherren bis 1798 gegeben, aber die meisten Bilder fielen einem Brand zum Opfer. Dies ist eines der wenigen, die gerettet werden konnten und bis heute erhalten sind ..."
Ich sah den Butler etwas erstaunt an.
"Sie scheinen sich ziemlich intensiv mit der Geschichte dieser Burg auseinandergesetzt zu haben ..."
"Madam – ich bin ein Teil davon, wenn auch ein sehr später!"
"Ich verstehe."
"An diesem Ort ist die Vergangenheit jederzeit spürbar. Es ist schon so ähnlich, wie Mister McRory heute Abend sagte. Auf gewisse Weise leben die Geister der Toten und an gewissen Orten glaubt man, ihnen näher zu sein ..."
"Und dies ist ein solcher Ort?"
"Zweifellos", erklärte er. "Zweifellos ..."
Wir ließen uns zu unseren Räumen bringen und als wir dort angelangt waren, fragte ich ihn noch: "Was wissen Sie über diesen Sir Henry ..."
"Wissen?", echote der Butler und zum ersten Mal erschien auf seinem Gesicht so etwas wie die blasse Ahnung eines Lächelns. In seinen Augen flackerte etwas auf, das ich nicht zu deuten wusste. "Ich weiß nicht, ob 'wissen' in diesem Zusammenhang das richtige Wort ist, Madam. Ich weiß nur, was über Sir Henry erzählt wird ... Sagen, die in dieser Gegend von Generation zu Generation weitergegeben werden und bei denen schwer abzuschätzen ist, wie groß der geschichtliche Kern wirklich ist ..."