Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019. Jan Gardemann
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Charles, ein stocksteifer englischer Butler, wie er im Buche stand, zeigte uns unsere Zimmer. Sie waren sehr groß und hatten hohe Fenster.
Da die Zimmer im Obergeschoss lagen, hatte man einen hervorragenden Ausblick.
Ich stand da und blickte über das weite Land. In einiger Entfernung befand sich ein umwaldeter Hügel. Aus dem Meer der Bäume und Sträucher ragten graue Mauerstücke heraus.
Die Ruinen einer Burg ...
"Das sind die Ruinen von Mornsley Castle", sagte mir der Butler auf eine entsprechende Frage hin. "Ein verwunschener Ort, über den man sich allerlei unheimliche Geschichten in der Gegend erzählt ..."
"Wie lange sind Sie bereits hier auf Gilford Castle?"
"Oh, schon mehr als dreißig Jahre, Miss Vanhelsing. Ich diente zuletzt dem Earl of Calmount, der hier residierte, bevor er als letzter Spross seiner Familie dem Wahnsinn verfiel und in ein Sanatorium übersiedeln musste. Danach erwarb Mr. Clayton dieses Anwesen."
"Hat er wirklich in den letzten Jahren sein Instrument nicht angerührt?"
"Im Keller befindet sich ein voll ausgerüstetes Studio, das auf dem letzten Stand der Technik ist. Keiner der Apparate ist benutzt. Ich gehe hin und wieder hinunter, um dort Staub zu wischen, weil unsere Hausmädchen das nicht sorgfältig genug machen ..."
"Er hat über Jahre hinweg niemanden von der Presse empfangen. Haben Sie eine Ahnung, weswegen jetzt dieser Sinneswandel kam?"
Der Butler zuckte die Achseln.
"Meine Herrschaft pflegt nicht mit mir über solche Dinge zu reden", erklärte er dann.
6
Vor der Party am Abend konnte ich mich gerade noch ein bisschen frisch machen und angemessen anziehen. Ich entschied mich für ein lindgrünes Kleid, dessen schlichte Eleganz für den Anlass nicht übertrieben war, andererseits aber auch nicht gerade gewöhnliche Straßenkleidung darstellte. Eine Perlenkette, die Tante Lizzy mir zum vierzehnten Geburtstag geschenkt hatte, kombinierte ich dazu.
Als ich Jim ansah, muss er mir den Schock über seinen Aufzug wohl angesehen haben.
Er trug das, was er schon den ganzen Tag am Leib gehabt hatte. Das Jackett war notdürftig geglättet und immerhin waren die Knöpfe geschlossen. Aber sonst ...
Er reagierte schlagfertig.
"Ich glaube, einer von uns ist ein bisschen overdressed!", lachte er.
Ich hob die Augenbrauen und nun war wohl ich es, die ein fassungsloses Gesicht machte.
"Was du nicht sagst!", meinte ich dann kopfschüttelnd.
Allerdings stellte sich heraus, das auch andere Gäste nicht unbedingt der gängigen Kleidernorm entsprachen. Insbesondere galt das für jene, die aus der Musikbranche kamen.
Besonders fiel mir in dieser Hinsicht Ted McRory auf, ein ehemaliges Band-Mitglied von Robert Clayton. Er war der Schlagzeuger und immer schon durch besondere Eskapaden aufgefallen. Seit einiger Zeit geisterten Meldungen durch die Klatschspalten, er sei in psychiatrischer Behandlung und dem Wahnsinn nahe.
Wieder andere Meldungen besagten, dass er sich okkultistischen Kreisen zugewandt oder sein Heil in fernöstlichen Entspannungstechniken gesucht habe.
Hier auf Gilford Castle tauchte er jedenfalls in einem pechschwarzen Anzug aus Seide auf. Seine eigentlich blonden Haare hatte er ebenfalls schwarz färben lassen. Das Gesicht war weiß gepudert und wirkte wie die Maske eines Toten.
Er trank zu viel und redete zu laut.
Und die Umstehenden hörte man darüber tuscheln, dass er seit seiner Zeit in Claytons Band nie wieder richtig Fuß gefasst hatte.
Die Party plätscherte so dahin.
Jim machte seine Bilder und dann sah ich ihn irgendwann mit einer sehr schrill wirkenden Rothaarigen, die die Angewohnheit hatte, außerordentlich laut zu lachen.
Jim brachte eine Engelsgeduld dabei auf, ihr zuzuhören und ich war froh darüber, dass sie sich auf ihn und nicht auf mich gestürzt hatte.
Ein blassgesichtiger, etwas dicklicher Mann von der Plattenfirma sprach unüberhörbar über ein neues Best-of-Album mit Robert Claytons größten Hits.
Später hörte ich, wie er mit Robert darüber redete, dass dies nun schon sein zweites Best-of-Album sei und es langsam schwierig würde, die Erinnerung der Fans an ihn wachzuhalten, wenn kein neues Material nachkäme.
"Ich weiß", sagte Robert und seine Stimme hatte in diesem Moment ihren sympathischen, sonoren Klang beinahe eingebüßt und klang metallisch und hart. "Ich weiß und es ist mir egal. Haben Sie gehört, Myers? Es ist mir egal!"
"Aber ..."
"So ist es nun mal."
"Robert, du hast ein Studio hier auf deiner Burg! Und wenn du willst, dann lassen wir auch etwas von anderen für dich produzieren. Du brauchst dann nur noch über die Bänder drüberzusingen. Eine Woche Arbeit, mehr nicht!"
"Nein", sagte Robert in einem Tonfall, der Myers so entmutigte, dass er keinen weiteren Versuch in dieser Richtung unternahm.
Wenig später lief Robert mir dann über den Weg.
Er lachte mich an und meinte anschließend: "Ich hoffe, Sie finden genug, worüber Sie anschließend schreiben können ..."
"Ich hoffe, Ihnen gefällt auch, was am Ende in der Zeitung steht."
"Oh, da mache ich mir bei Ihnen keine Sorgen, Patricia."
"Ach!"
"Ich kenne Hunderte von Journalisten. Die meisten