Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019. Jan Gardemann
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Das Feuer knisterte und verschlang all das, was die Schergen Sir Henrys nicht schon fortgeschafft hatten. Die Grundmauern würden bleiben, verkohlt und wie ein finsterer Schatten der früheren Pracht ...
Die Reiter bildeten einen Halbkreis um Joanne.
Sie blickte sich um und kaltes Grausen erfasste sie.
Es ist verloren!, dachte sie. Alles ist verloren ... Und dann hörte sie wieder den grausamen Klang von aufeinanderprallendem Stahl. Ein hartes metallisches Geräusch, das den Tod verhieß und ihre Gedanken waren bei ihrem Liebsten.
Sir Wilfried of Mornsley.
Seine Männer, die Knappen, das Gesinde, die Mägde ... Sie alle, die auf Mornsley Castle gelebt hatten, waren bereits erschlagen oder in die Ungewissheit der Nacht geflohen in der Hoffnung, dass Sir Henrys Schergen ihnen nicht folgen würden.
Sir Wilfrieds Kampf glich einem verzweifelten Ringen gegen einen übermächtigen Gegner.
Und die Sorge um seine geliebte Joanne lähmte seine Arme und ließ ihn immer wieder seitwärts blicken. Einer der finsteren Reiter war vom Pferd gestiegen und näherte sich ihr. Mit einem Aufschrei wich sie zur Seite.
"Fahr zur Hölle, Wilfried!", rief Sir Henry keuchend und schob dabei das Helmvisier hoch. Seine Zähne blitzten auf, und in seinen Augen funkelte es teuflisch. Sein Gesicht war eine einzige Maske des Hasses.
Mit wuchtigen Schlägen seines Beidhänders drang er dann auf seinen Gegner ein. Die Klinge wirbelte durch die Luft und verursachte dabei ein sirrendes Geräusch.
Sir Wilfried wich nach hinten.
Um ein Haar verfehlte einer der furchtbaren Schläge, zu denen Sir Henry ausgeholt hatte, Sir Wilfrieds Kopf. Nur ein schnelles Ducken hatte dem Herrn von Mornsley Castle das Leben gerettet.
Kaum einen Atemzug lang blieb ihm Zeit, um sein Schwert zu heben und damit die erneut auf ihn niedersausende Klinge des Gegners abzuwehren. Hart und mit großer Wucht prallte das Metall aufeinander. Die Heftigkeit dieses Hiebs ließ Wilfried taumeln, ein weiterer Hieb schlug ihm das Schwert aus der Hand. Jetzt lag er da, ausgestreckt auf dem Boden. Und blitzschnell war Sir Henry über ihm.
"Nein!", gellte Joannes Schrei durch die Nacht.
Einer von Sir Henrys Leuten hatte versucht, sie am Arm festzuhalten, doch Joanne hatte sich in ihrer Verzweiflung losgerissen und lief nun auf ihren Geliebten zu ...
Tränen rannen ihr dabei über das Gesicht und sie presste die vollen Lippen fest aufeinander, um nicht laut loszuschluchzen.
Mit einem furchtbaren Schlag tötete Sir Henry seinen Gegner, und Joanne erstarrte.
"Wilfried ...", stammelte sie.
Henry of Gilford atmete tief durch. Der Kampf hatte auch ihn mitgenommen. Er stützte sich auf sein Schwert und es dauerte einige Augenblicke, bis er wieder zu Atem gekommen war. Dann nahm er den Helm vom Kopf herunter.
Joanne näherte sich indessen mit tränenblinden Augen ihrem toten Geliebten.
Mich hatte er als seine zukünftige Frau erwählt!, ging es ihr bitter durch den Kopf. Mich ... Und nun ... Eine Welt war in ihr zusammengebrochen. Wie ein Wirbelsturm aus heiterem Himmel war diese finstere Horde über ihr Glück hereingebrochen und hatte alles zerstört. Ein Kloß schien ihr im Hals zu stecken. Sie hatte das Gefühl, innerlich tot zu sein.
Langsam und fast wie in Trance sank sie zu Boden und strich dem toten Sir Wilfried über die Stirn. Tränen rannen ihr dabei über die Wangen. Tiefe Verzweiflung hatte dem Grauen Platz gemacht. Jetzt war ihr alles gleichgültig. Man hatte ihr alles genommen, was ihr wichtig gewesen war. Den Menschen, den sie über alles liebte, ihre Zukunft, ihr ganzes Leben ...
Wie durch Watte drang die schneidende Stimme Sir Henrys in ihr Bewusstsein.
"Vergesst diesen Hund!", meinte er. "Er ist es nicht wert, dass Ihr um ihn weint, Lady Joanne!"
Joannes zarte weiße Haut rötete sich jetzt und verfärbte sich zunehmend dunkel. Tränen des Zorns mischten sich langsam in jene der Trauer. Ein hasserfülltes Funkeln blitzte in ihren feuchten Augen, die jetzt zu schmalen Schlitzen wurden.
Auf Sir Henrys Gesicht hingegen erschien ein breites Grinsen.
"Ihr gehört jetzt mir, Lady Joanne! So war es wohl von Anfang an bestimmt, auch wenn Ihr das nicht erkannt habt!"
Er trat auf sie zu, wollte nach ihrer Hand fassen, um sie zu sich hinaufzuziehen, doch sie sprang auf und wich entsetzt vor ihm zurück.
"Niemals!", rief sie.
"Ihr werdet schon merken, was das Beste ist, Lady Joanne!"
"Wie konntet Ihr das nur tun!", stieß Joanne hervor und ihre Hand deutete dabei zunächst auf den toten Wilfried of Mornsley und dann auf die brennenden Gebäude.
Sir Henry sah sie etwas verständnislos an.
"Um Euretwillen! Ich konnte es nicht ertragen, Euch in den Armen dieses Mornsley zu wissen ... Aber damit ist es nun vorbei. Rechtzeitig, bevor Ihr ihm vor Gott Euer Versprechen geben konntet! Ein unheiliger Bund wäre das geworden!"
"Ach!"
"Nun kommt!"
"Niemals!"
"So ergreift sie!"
Joanne war keine zwei Schritte weit gelaufen, da wurde sie von grob zupackenden Händen gefasst. Sir Henrys Schergen waren es, die sie in ihre Mitte nahmen. Ihre Griffe waren so fest wie Schraubstöcke und so sehr Joanne auch versuchte, sich zu befreien – sie hatte nicht den Hauch einer Chance. Ihr Atem ging schnell, der Puls raste.
Und der Hass stieg in ihr auf.
Unsäglicher Hass auf jenen Mann, der ihr das angetan hatte.
"Ich verfluche Euch, Sir Henry! Ich verfluche Euch, auf dass Ihr niemals Ruhe finden werdet und der Schatten Eurer Tat Euch über den Abgrund des Todes hinweg verfolgen möge! Selbst das Gericht der Hölle wäre zu milde für Euch!"
Ihre Augen waren dabei weit hervorgetreten und die beinahe unheimliche Inbrunst, mit der sie gesprochen hatte, hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.
Es herrschte Schweigen.
Nur das Knistern der Flammen und der schauerlich heulende Wind waren zu hören.
Und Sir Henrys Gesicht war bleich wie der Tod.
Der dünnlippige Mund verzog sich zu einer nach unten gebogenen Linie, bevor er dann hervorzischte: "Schafft sie weg, die Hexe!"
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