Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019. Jan Gardemann

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Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019 - Jan Gardemann

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ging sein Blick von einem zum anderen. Es flackerte unruhig in seinen Augen. Furcht schien ihn zu beherrschen und vielleicht resultierte daraus eine nervöse Unruhe, die ansteckend zu wirken schien.

      Myers war ebenfalls geblieben.

      Er schien der Einzige zu sein, der einigermaßen gut gelaunt war. Am laufenden Band erzählte er Anekdoten, die er bei Studioaufnahmen mit Robert erlebt hatte. Ein Mann, der sich gerne reden hörte, so war mein Eindruck.

      Außerdem waren noch Jim und ich anwesend.

      Jim hatte seine Bilder inzwischen fix und fertig an die Redaktion geschickt, wie er mir auf dem Flur zugeraunt hatte.

      Wir sahen uns während des Essens kurz an und es war mir sofort klar, dass Jim Myers' Erzählungen ebenso langweilig fand wie ich.

      Plötzlich meldete sich Ted McRory zu Wort. Er strich sich das wirre Haar zurück, und seine Augen funkelten wild.

      Seine Hand sauste derart heftig auf den Tisch, dass sein Weinglas überschwappte.

      "Wir müssen etwas unternehmen!", rief er und seine Stimme zitterte dabei. "Wir sitzen hier seelenruhig und über uns schwebt unsichtbar das Verhängnis ..." Er atmete heftig. Seine Halsschlagader war angeschwollen. Er schluckte mehrmals hintereinander, und sein hervorstehender Adamsapfel hüpfte dabei ruckartig auf und nieder.

      Myers wandte den Blick zu ihm und verzog abschätzig das Gesicht.

      "Ihre Freunde haben einen schlechten Einfluss auf Sie, Ted! Sie sollten diese spiritistischen Kreise meiden, wenn Sie irgendwann mal wieder zu Verstand kommen wollen. Der ganze Weihrauch hat Ihnen nicht nur den Verstand vernebelt, sondern Sie auch so zittrig gemacht, dass kein Mensch mehr eine Platte mit Ihnen aufnehmen könnte!"

      Myers Worte waren ätzend scharf.

      Jeder andere wäre vermutlich unter ihnen zusammengezuckt.

      Aber zu einem Erstaunen schien Ted McRory diese Tirade völlig kalt zu lassen ...

      Er ballte die Hände zu Fäusten.

      Dabei zitterte er leicht und ich fragte mich, was jetzt in seinem Kopf wohl vor sich ging. War er wirklich am Rande des Wahnsinns oder wusste er nur sehr viel mehr über jene Geistererscheinung, die er beschworen hatte, als er zunächst hatte zugeben wollen.

      "Es war der Geist dieser Joanne, der Miss Kelvin getötet hat ... Ein Rachegeist, der von nun an ruhelos umherziehen und töten wird ..."

      "Ach!", versetzte Myers.

      "Es ist die Wahrheit!", rief McRory.

      Sein Timbre hatte dabei einen vibrierenden, sich beinahe überschlagenden Klang.

      "Was sollen wir Ihrer Meinung nach tun?", fragte ich und sah ihn dabei an.

      "Sie verstehen mich, scheint mir!", rief er dann aus. Sein Blick hatte eine unheimliche Intensität. Es war anstrengend, diesem Blick standzuhalten. "Wir müssen diese Joanne mit einem weiteren Ritual bannen!", flüsterte er dann. Und zur gleichen Zeit begann Regen gegen die Scheiben der hohen Fenster zu prasseln.

      Der Wind heulte um die Mauern von Gilford Castle.

      Da draußen schien sich ein regelrechtes Unwetter zusammenzubrauen.

      "Ich brauche die Hilfe von euch allen", sagte Ted McRory dann. "Wir alle werden unsere mentale Kraft vereinen müssen, wenn es einen Sinn haben soll ... Wenn das Ritual nur von einem durchgeführt wird, dann kann das unabsehbare Folgen haben ... Kommt! Bildet einen Kreis!"

      "Ich weiß nicht", meinte Jim. "Mir gefällt der Gedanke nicht, hier etwas Derartiges abzuhalten ..."

      "Ist Ihnen lieber, dass wir nichts tun?"

      Myers fasste sich indessen an den Kopf. "Wo bin ich hier nur hingeraten!", stöhnte er auf.

      "Still!", rief Robert Clayton in dieser Sekunde.

      Und dann herrschte Schweigen.

      In die Geräusche des aufkommenden Sturms mischten sich galoppierende Pferdehufe.

      Robert sah eine Sekunde lang zu mir hinüber, dann sprang er auf und lief zu einem der Fenster, von denen aus man in den Burghof sehen konnte. Ich erhob mich ebenfalls und stand einen Moment später neben ihm.

      Ein Reiter in dunklem Umhang preschte über den Burghof, zügelte sein Pferd und verharrte dann einige Augenblicke. Nur als dunkler Umriss war er erkennbar.

      Einen Augenblick lang geschah nichts, dann riss er das Pferd herum und stob hinaus in die Nacht.

      Und dann ...

      Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, aber im Schein einer Laterne sah ich, wie er sich buchstäblich auflöste. Er wurde transparent und verschwand im Nichts.

      Im nächsten Moment gellte ein schauerlicher Schrei durch die uralten Mauern von Gilford Castle.

      Ein Schrei, so furchtbar, dass er einem durch Mark und Bein ging ...

      21

      Wir alle waren einen Moment wie erstarrt. Der Einzige, der sich bewegte war Charles, der Butler. Er stellte sein Tablett zur Seite und meldete sich als erster zu Wort.

      "Das war Lucinda!", meinte er.

      "Wer ist Lucinda?", erkundigte sich Jim.

      "Ein Hausmädchen!", erläuterte der Butler. "Ich hatte sie gebeten, heute Abend etwas länger zu bleiben, um mir in der Küche zu helfen ..."

      Robert war der Erste, der sich aus der Erstarrung löste.

      Er ging mit schnellen Schritten in Richtung Tür. Wir folgten ihm durch einen nur mäßig beleuchteten Flur. Zu beiden Seiten hingen Lampen mit hauchdünnen Schirmen, unter denen früher vielleicht einmal Gaslicht gebrannt hatte.

      Inzwischen waren es natürlich Glühbirnen. Das Licht dieser Lampen war arm und gelblich.

      Eigenartige Schattengebilde waren an der Wand zu sehen.

      Wie fremdartige Gemälde wirkten sie ... Jeden Moment hatte man das Gefühl, das eines dieser Gebilde zum Leben erwachen würde.

      Das Hausmädchen stand an der Tür, die vermutlich zur Küche führte. Ihr Gesicht war schreckgeweitet und starrte auf einen bestimmten Punkt am Ende des Flurs, an

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