Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019. Jan Gardemann
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Читать онлайн книгу Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019 - Jan Gardemann страница 23
Im nächsten Augenblick erfasste das Fernlicht ihres Fiat etwas Finsteres, das auf der Straße lag ...
Sie trat mit aller Kraft auf die Bremse. Die Reifen quietschten, und der Wagen kam schließlich zum Stehen.
Der Puls schlug Lucinda bis zum Hals.
Zwei oder drei Baumstämme!, ging es ihr durch den Kopf, während sie durch den Regen hindurch auf die schmale Straße starrte. Der Sturm muss sie entwurzelt haben.
Sie atmete tief durch und schluchzte auf.
Dies war der einzige Weg, der sie von diesem schrecklichen Ort namens Gilford Castle wegführen konnte! Zumindest, wenn sie mit dem Wagen fahren wollte und nicht über aufgeweichte Wald- und Feldwege meilenweit zu Fuß lief!
"Nein!", rief sie verzweifelt.
Und dann glaubte sie ihren Augen und Ohren nicht zu trauen ...
Das Geräusch von Pferdehufen!
Eine hochaufgeschossene Gestalt tauchte aus der Dunkelheit des nahen Waldes heraus auf und näherte sich von der Seite her dem Wagen.
Das Mondlicht, das für einen Augenblick zwischen den düsteren Wolken hindurchfiel, beleuchtete einen metallenen Helm mit geschlossenem Visier, einen massiven Brustharnisch und den Griff eines riesenhaften Schwertes ...
Ein Ritter!
Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag und einen Augenblick lang glaubte sie, sich in einem Alptraum zu befinden. Dies konnte einfach nicht wahr sein.
Das Pferd des Ritters wieherte und dieses Geräusch erlöste sie aus der Lähmung, die sie für einen Augenblick befallen hatte.
Der Ritter zog sein Schwert, eine riesige Klinge, die mit beiden Händen geführt werden musste.
Er holte aus, während Lucinda mit zitternder Hand den Rückwärtsgang einzulegen versuchte.
Dann krachte Metall auf Metall.
Das Schwert sauste auf die Kühlerhaube des Wagens nieder.
Es gab ein hässliches Geräusch, als Blech sich bog. Erneut holte der geisterhafte Ritter zu einem Schlag aus ...
Und dann hörte sie die Stimme. Keine gewöhnliche Stimme, sondern eine, die sie in ihrem Kopf zu hören glaubte. Sie klang tief und kehlig.
"Niemand wird Gilford Castle in dieser Nacht verlassen ... Niemand ..."
Und dann glaubte sie, ein schauerliches Lachen zu hören, das sich auf grauenerregende Weise mit den Geräuschen von Wind und Regen vermischte ...
23
In der Dunkelheit fasste ich nach Roberts Hand und fand sie.
Es dauerte einige Augenblicke, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Am Ende des Flurs leuchtete der Mond durch ein Fenster herein.
Ich ließ Roberts Hand los und ging vorsichtig ein paar Schritte vorwärts.
Beinahe lautlos schritt ich voran und erreichte schließlich die Biegung.
Das Mondlicht schien mir ins Gesicht.
Ich sah um die Ecke, wo der Flur in einem Erker endete, in dem sich eine antike Sitzgruppe befand. Durch die hohen, viergeteilten Fenster konnte man hinaus in die Nacht blicken.
Draußen heulte der Wind durch die Mauern von Gilford Castle.
Baumkronen wurden heftig hin- und herbewegt.
Ich hatte wieder dieses besondere Gefühl ...
Das Gefühl, nicht allein zu sein und beobachtet zu werden ...
Sie musste hier irgendwo sein. Das Unbehagen in meiner Magengegend wurde immer stärker. Die Bedrohung musste irgendwo ganz in der Nähe lauern. Irgendwo, zwischen den eigenartigen Schatten, die das Mondlicht warf ...
Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich eine Bewegung war.
Einer dieser schattenhaften Umrisse hatte sich bewegt ...
Mein Blick wandte sich einem bestimmten Punkt zu, der vollkommen im Dunkeln lag. Die verwinkelte Architektur dieses Gebäudes bildete dort eine Nische.
Und dann ...
Das Erste, was ich von ihr sah, war der unglaublich intensive Blick ihrer Augen. Ein Blick, der einen schaudern lassen konnte. Hass flackerte in ihnen, gepaart mit unendlicher Verzweiflung und ...
Schmerz!
Zweifellos hatte man Joanne einst sehr wehgetan.
Reglos stand sie da und verursachte keinen Laut. Das fahle Mondlicht ließ ihr blondes Haar beinahe weiß erscheinen. Ihr hübsches Gesicht mit den hohen Wangenknochen.
"Rache!"
Die Gedankenstimme drang wie ein eisiger Hauch in mein Inneres ein. Eine innere Kälte erfüllte mich. Und für einen Moment konnte ich den abgrundtiefen Hass, den maßlosen Wunsch nach Vergeltung und den Schmerz, den man ihr zugefügt hatte, beinahe nachempfinden ...
Ihr Leben ist zerstört worden – und deswegen zerstört sie jetzt ihrerseits die Leben anderer!, ging es mir durch den Kopf.
"Wie scharfsinnig!", kam es von der schauderhaften Gedankenstimme zurück und es schien so, als hätte sie mir geradezu geantwortet.
Der Gedanke gefiel mir nicht, wie tief sie in mein Inneres eindringen konnte ...
Meine Gedanken schienen für sie ein offenes Buch zu sein.
Eine Gänsehaut überzog meine Unterarme bei diesem Gedanken.
"Patti!", hörte ich hinter mir Roberts Stimme.
Ich fühlte, wie seine Hände meine Schultern umfassten. Ein angenehmes Gefühl, das mir zumindest die Illusion von Sicherheit gab, obwohl ich in meinem tiefsten Inneren natürlich wusste, dass es nichts gab, was einer von uns diesem geheimnisvollen Wesen aus finsterer Vergangenheit entgegenzusetzen hatte.
Ein Schatten aus dem Reich der Toten, der in der Sphäre der Lebenden als unbarmherziger Racheengel zuschlug ... Wahllos, blindlings und von Hass verzehrt.
"Joanne!", flüsterte ich ihren