Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
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„Du musst das schließlich wissen“, sagte Tilla schmunzelnd. „Ein Mann, der so alt ist, dass er Methusalems Vater sein könnte.“
„Hast du für heute Abend schon etwas vor?“, erkundigte sich Volker.
„Nein“, antwortete Tilla.
„Großartig. Wie wär’s, wenn wir beide zusammen essen gingen?“, fragte der junge Mann.
„Keine schlechte Idee“, sagte Tilla Deltgen.
„Der Koch unseres Self-Service-Restaurants hat vor einem Monat gekündigt und sich selbständig gemacht. Er hat vergangenen Freitag eine kleine Pizzeria eröffnet, in der man ganz toll essen kann. Wenn du möchtest, rufe ich Hermann Sigel an und bitte ihn, einen Tisch für uns zu reservieren.“
„Einverstanden“, sagte sie. „Wie heißt die Pizzeria?“
„ ,Da Ermano' “, antwortete Volker Ahlert grinsend. „Hermann Sigel spielt seinen Gästen den Italiener vor. In Wirklichkeit ist er ein waschechter Deutscher.“
„Ich bin schon sehr neugierig auf Ermano Sigel“, sagte Tilla und lachte.
„Ich hole dich um neunzehn Uhr ab“, erklärte der Leiter des Supermarktes.
„Ist gut“, sagte Tilla.
„Ich freue mich auf den Abend“, bemerkte Volker, dann wurde er ins Büro der Betriebsleitung gerufen und eilte davon.
Tilla schloss ihren Einkauf ab und steuerte eine der Kassen an. Auch sie freute sich auf den Abend mit Volker.
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3
HERMANN „ERMANO“ SIGEL hatte schwarzes Kraushaar und einen dicken schwarzen Schnurrbart. In seiner Ahnenreihe musste sich ein Italiener befinden. Er verfügte nicht nur über das südländische Aussehen, sondern auch über das überschäumende Temperament der Italiener.
Er begrüßte Volker Ahlert und seine hübsche Begleitung persönlich und mit überschwänglicher Herzlichkeit. Er freute sich ehrlich, Tilla und Volker als seine Gäste begrüßen zu dürfen, und er stellte ihnen eine Flasche Valpollicella auf den Tisch. „Auf Kosten des Hauses“, wie er sagte.
Volker Ahlert wollte protestieren, doch Ermano ließ das nicht gelten. Sigel war wie ein venezianischer Gondoliere gekleidet. Sogar der Strohhut fehlte nicht.
Aus verborgenen Lautsprechern perlten Mandolinenklänge auf die Gäste herab. Das Lokal war seit der Eröffnung jeden Tag voll. Obwohl Ermano alle Hände voll zu tun hatte, war er nicht hektisch. Souverän und routiniert erfüllte er seinen Gästen die Wünsche und war die Ruhe selbst.
Auf der riesigen Speisenkarte standen so viele Gerichte, dass sich Tilla nicht entscheiden konnte.
„Haben Sie schon gewählt?“, erkundigte sich Ermano.
„Die Auswahl ist so groß ... Da fällt einem die Wahl sehr schwer“, erwiderte Tilla.
„Mögen Sie es gern scharf?“, fragte Ermano.
„Sehr scharf?“, fragte Tilla zurück.
„Man kann es aushalten“, antwortete der nachgemachte Italiener und wiegte den Kopf. „Sie werden keinen Löschtrupp der Feuerwehr benötigen. Das Feuer lässt sich leicht mit ein, zwei Gläsern Valpollicella eindämmen.“
„Was empfehlen Sie uns?“, wollte Volker wissen.
„Pizza Diavola“, sagte Ermano. „Und davor einen kleinen sizilianischen Bauernsalat.“
„Für mich nicht“, wehrte Tilla ab. „Sonst schaffe ich die Pizza nicht.“
„Na schön“, sagte Ermano. „Nur einen Salat. Ich werde ihn mit zwei Tellern servieren. Sie müssen ihn wenigstens probieren. Er ist ein Gedicht.“ Er küsste seine Fingerspitzen und rollte die Augen.
Der Salat übertraf dann alle Erwartungen. Er war nicht nur eine Augenweide, sondern mehr noch, eine Gaumenfreude. Nach der Pizza bekämpften Tilla und Volker den Brand mit dem Rotwein, der wie Öl in ihre Kehle rann.
Der Abend verlief in netten Bahnen, und als Volker Tilla im Auto nach Hause fuhr, fühlte sie sich großartig. Der Wein hatte sie anlehnungsbedürftig gemacht. Ihr Kopf ruhte auf Volkers Schulter. Die Frau konnte sich darauf verlassen, dass er die Situation nicht ausnützen würde.
Er war anders als Elmar. Und für ihn galten dieselben Gesetze wie für Elmar Spira. Er aber würde sie nie übertreten. Volker hatte seine Gefühle besser im Griff.
Er dankte ihr für den wunderbaren Abend, und sie hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen, ehe sie ausstieg. Volker hatte ihr noch nie gesagt, dass er sie liebte.
Es war nicht nötig. Tilla wusste es auch so, und sie hatte ihn ebenfalls sehr, sehr gern. Das war ja der Jammer. Sie hatte auch Elmar sehr, sehr gern.
Ehe sie im Haus verschwand, winkte sie Volker, und er fuhr weiter. In ihrer Wohnung tanzte sie, sich selbst umarmend, ins Wohnzimmer, ließ sich in einen tiefen, bequemen Sessel fallen und streckte die Beine weit von sich.
„Himmel, bin ich glücklich“, sagte sie.
Vermutlich wäre sie noch glücklicher gewesen, wenn sie gewusst hätte, wem sie den Vorzug geben sollte. Auf die Dauer war dieser Zustand nicht haltbar.
Sie war gegenüber Volker und Elmar nicht fair. Tilla wusste, dass sie das ändern musste, aber sie wollte keinem der beiden weh tun. Deshalb schob sie die Entscheidung vor sich her.
Aber irgendwann würde das nicht mehr möglich sein. Elmar Spira hatte im Kino ein Signal gesetzt, das sie nicht übersehen durfte. Bald würde ein Punkt erreicht sein, wo sich nur noch eine Beziehung weiterentwickeln durfte.
Natürlich gab es genug Frauen, die zweigleisig fuhren, aber das fand Tilla unmoralisch. Dafür wäre sie nie zu haben gewesen.
Ich muss klare Verhältnisse schaffen!, sagte sie sich. Und zwar in den nächsten Tagen. So darf das nicht mehr weitergehen.
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