Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland
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Читать онлайн книгу Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis - A. F. Morland страница 14
Er lebte noch.
Der Ausdruck seiner Augen und die Lage der Schusswunde ließen mich vermuten, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
Ich kniete neben ihm nieder. Er wandte den Kopf und erkannte mich. Irgendetwas zerrte an meiner Kehle, als ich sah, dass er matt lächelte.
„Sie haben mich gewarnt, Hill“, brachte er mühsam und kaum hörbar hervor. „Es ist nicht Ihre Schuld!“
„Sprechen Sie kein Wort zu viel!“, sagte ich und beugte mich zu ihm hinab. „Wer war es?“
Ein dumpfes Stöhnen war die einzige Antwort. Er schien plötzlich Schmerzen zu empfinden. Ich streifte meine Jacke ab, rollte sie zusammen und schob sie unter seinen Kopf. Als ich den Kopf losließ, rollte er zur Seite. Ich sah, dass der Ausdruck der Augen sich verändert hatte. Sie sahen so starr und gläsern aus, als wären sie aus bemaltem Porzellan.
Ich begriff, dass diese Augen nichts mehr sahen. Ronny Wilson war tot.
8
Im Haus war alles still. Ich stürmte durch das Wohnzimmer ans offene Fenster. Unten, auf der Straße, entzündete sich ein gelbroter Feuerblitz. Dicht neben mir klatschte etwas in die Wand. Ich zog meinen Kopf zurück, aber es bestand keine Gefahr. Die Entfernung zwischen Straße und Mansarde war zu groß für eine Pistole.
Ich hörte Schritte und das Klappen einer Wagentür. Fenster wurden geöffnet. Neugierige steckten die Köpfe ins Freie. Ein paar Rufe wurden laut, Fragen nach der Ursache des Knalls.
Dann heulte ein Wagenmotor auf. Ich versuchte das Dunkel der Straßenschlucht mit den Blicken zu durchdringen, sah aber nur das höhnische Leuchten der roten Wagenschlusslichter, die mir wie die Augen eines feixenden Teufels vorkamen.
Ich wandte mich um. Das Zimmer war etwa zwanzig Quadratmeter groß. Die Bettcouch stand an der Längswand. Auf dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers verqualmte im Ascher eine Zigarette. Das Zimmer war so unpersönlich wie der Warteraum eines Arztes.
Ich öffnete den Kleiderschrank, der der Couch genau gegenüberstand. Er war leer.
Ich ging in die Diele.
Ich blickte den Toten an und spürte, dass sich in meinem Inneren etwas verschob. Ronny Wilson! Er war ein Zyniker gewesen, ein sensationsgieriger Reporter. Das war die eine Seite. Es gab noch eine andere. Ronny Wilson hatte seinen Beruf ernst genommen, er hatte den Lesern geliefert, was sie wollten. Es war leicht, sich über Sensationen zu mokieren; feststand, dass Ronny Wilson einer von denen gewesen war, die sie in meisterhafter Form brachten. Ich war manchmal mit ihm aneinander gerasselt, weil unsere Interessen kollidierten, aber ich hatte vor seinem Ehrgeiz, vor seinem journalistischen Können immer großen Respekt gehabt.
„Okay, Wilson“, sagte ich. „Ich verspreche dir, den Job zu Ende zu führen.“
Als ich meine heisere Stimme hörte, dachte ich wieder an den Mörder. Seine Stimme hatte ich mir fest eingeprägt. Ich würde sie wiedererkennen, wenn ich sie ein zweites Mal hörte, das war sicher.
Wo hatte Ronny Wilson diese Stimme zum ersten Mal vernommen?
Es gab in diesem Zusammenhang eine Menge Fragen, aber ihre Beantwortung musste warten, bis das Wichtigste erledigt war.
Auf dem kleinen Tisch neben der Schlafcouch standen eine halbvolle Flasche Whisky, ein Reisewecker und ein Telefon. Ich nahm den Hörer ab und wählte die Nummer von Lieutenant Hoovers Office.
9
Danach schaute ich mich in der Wohnung um. In der Küche herrschte peinliche Sauberkeit; der Kühlschrank war leer bis auf eine Dose mit belgischem Bier.
Nirgendwo fand sich ein schriftlicher Hinweis; ich entdeckte nichts was konkrete Schlüsse auf Namen und Person des Mannes mit der heiseren Stimme gestattete.
Ich schaute mir die Wohnungstür an. Sie hatte kein Namensschild. Ich machte im Treppenhaus Licht und ging nach unten. Im Erdgeschoss führte eine Tür in das Lokal. Sie diente als Ausgang zu den Toiletten. Wilson war durch diese Tür vom Lokal ins Hausinnere gelangt. Ich öffnete sie und trat über die Schwelle.
Die Kneipe war größer, als ich erwartet hatte. An der Theke standen fünf Männer. Die Tische waren unbesetzt. Ein Deckenventilator bekämpfte ohne sichtbaren Erfolg die stickige verbrauchte Luft, die sich vielschichtig und zäh in der Luft hielt.
Ein Mann drehte sich um und starrte mich an, als sähe er einen Geist. An der Theke bediente ein junges Mädchen. Sie hatte ein leidlich hübsches Gesicht. Die Härte in ihren Augen und ein paar kaum auffallende dünne Kerben an den Mundwinkeln machten deutlich, dass sie gelernt hatte, sich in dieser sehr unweiblichen Umgebung zu behaupten.
Ich blickte das Mädchen an.
„Gehört Ihnen das Lokal?“
„Nein“, sagte sie. „Möchten Sie’s kaufen?“ Einige der Männer lachten.
„Wer ist der Besitzer?“, fragte ich.
„Johnny. Wollen Sie ihn sprechen?“
„Ja, wo finde ich ihn?“
„Er hat im Augenblick zu tun. Wer sind Sie überhaupt?“
Ich zeigte ihr meinen Ausweis. Sie betrachtete ihn sehr genau und gab ihn dann zurück. „Eine FBI-Agentin!“, sagte sie. Es war klar, dass die Information die Gäste aufklären sollte. Die Stimme des Mädchens klang verächtlich.
Die Männer an der Theke musterten mich, weder feindselig noch freundlich, eher neugierig. Es war schwer, ihre Gedanken zu erraten. Ob der Mann mit der heiseren Stimme oft hier unten getrunken hatte? Ob sie ihn kannten?
„Kommen Sie mit“, sagte das Mädchen. Als ich ihr folgte, stellte ich neidlos fest, dass