Taunusschuld. Osvin Nöller

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Taunusschuld - Osvin Nöller Gramberg-Reihe

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musste.

      Sie stieg die Stufen langsam nach oben. Vor ihr tauchte eine Doppelgarage auf, die gegenüber des Hauseingangs stand. Dort parkte ein Mercedes Coupé mit einem Kennzeichen aus dem Hochtaunuskreis.

      Eine Frau um die fünfzig mit einem graublonden Fransenschnitt öffnete die Tür und schaute ­Melanie skeptisch an. Ihr Hausanzug und die silbernen Slipper wirkten extravagant. Eine kurze, goldene Kette, ein mit Edelsteinen besetztes Armband, die dazu passenden Ohrringe unterstrichen den ersten Eindruck. Eine aus ­Melanies Sicht etwas zu groß geratene Uhr rundete das Erscheinungsbild ab. Die Dame verstand es, Geld auszugeben.

      „Guten Tag, mein Name ist ­Gramberg und ich möchte Frau ­Jühlich sprechen.“

      Die Stimme klang kalt. „Aha, was wollen Sie von mir?“

      „Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen. Ich war beim Überfall auf das Juweliergeschäft …anwesend und musste …miterleben, wie Ihr Mann angeschossen wurde. Deshalb war ich sehr geschockt, als ich von seinem Tod erfuhr.“ ­Melanie merkte, wie unsinnig sich dieses Gestammel anhören musste, ihr war allerdings nichts Besseres eingefallen.

      Die Gesichtszüge der Witwe entspannten sich ein wenig, ihr Ton wurde verbindlicher. „Vielen Dank, das ist wirklich sehr nett von Ihnen. Ja, es ist nicht leicht für mich, Dirks Tod zu realisieren.“ Ihr Blick wurde traurig. „Es ist aber tröstlich, dass die Polizei bereits weiß, wer ihn erschossen hat. Seien Sie mir nicht böse. Ich erwarte Besuch und habe gerade keine Zeit.“ Die Hausherrin trat einen Schritt zurück und machte Anstalten, die Tür zu schließen.

      Das passte alles nicht so richtig zu dem, was die ­Dörling über das Eheleben des Paares gesagt hatte. ­Melanie versuchte es mit einem Frontalangriff. „Wenn sich die Herrschaften da nicht irren.“

      Mit Befriedigung bemerkte sie, dass ­Jühlich in ihrer Bewegung innehielt und sie anstarrte. „Ich war noch nicht ganz ehrlich zu Ihnen. Ich bin Privatdetektivin und wurde beauftragt, Beweise zu suchen, die den verdächtigen Nico ­Dörling entlasten.“

      Die Frau wurde blass, ihre Stimme schneidend. „Das wird ja immer besser. Nico ­Dörling ist der Mörder meines Mannes!“ Sie blieb in der offenen Tür stehen.

      „Schauen wir mal. Können Sie mir etwas zu den Geschäften Ihres Mannes sagen? Wissen Sie, wo er die Diamanten eingekauft hat, die am Vortag des Überfalls eintrafen?“

      ­Jühlich wirkte mit einem Mal nervös und drehte sich kurz um. Jetzt war sich ­Melanie sicher, dass sich eine weitere Person im Haus befand. Vielleicht der Mercedesfahrer?

      „Ich kümmere mich nicht um Dirks Geschäfte.“ Plötzlich schien ihr einzufallen, mit wem sie gerade sprach. „Außerdem, was geht Sie das überhaupt an?“

      ­Melanie schmunzelte innerlich. Sie schoss den nächsten Pfeil ab. „Sie haben recht: nichts. Ich hörte nur, dass die Diamanten, die von der Polizei beschlagnahmt wurden, gefälscht sein sollen. Da dachte ich mir, es sei für Sie erst einmal einfacher, mit mir zu reden, als mit den Beamten vom Bundeskriminalamt. Immerhin könnte in den Diamantengeschäften ein Mordmotiv liegen, das mit ­Dörling nichts zu tun hat.“

      ­Jühlich lehnte sich an den Türrahmen. Sie blickte starr an ­Melanie vorbei und flüsterte jetzt. „Gehen Sie bitte. Ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen.“

      Am Ende des Flurs hinter der Hausherrin bewegte sich ein Schatten, kam aber nicht näher. Interessant! „Nur noch eins. Dann sind Sie mich los. Hatte Ihr Mann Freunde? Können Sie mir Namen nennen?“

      Die Angesprochene schaute sie überrascht an. „Er hatte nur einen Freund. Jörg ­Supper.“ Sie drehte sich um und warf die Haustür ins Schloss.

      ­Melanie lachte leise. „Besten Dank für das angenehme Gespräch und alles Gute!“

      Sie ging gedankenversunken zur Treppe zurück. Wer war die Person, die sich im Haus aufhielt und die sie offenkundig nicht sehen sollte? Warum hatte sich die ­Jühlich auf die Unterhaltung überhaupt eingelassen?

      Beinahe hätte sie den Mann übersehen, der ihr auf den Stufen entgegenkam und sich beim Vorbeigehen abwandte.

      Ein grobschlächtiger Typ in Jeans und Parka. Fehlende Haare glich ein buschiger, schwarzer Vollbart aus. Er war muskulös und deutlich größer als ­Melanie. Sie schätzte ihn auf Anfang, Mitte vierzig.

      Sie blieb kurz stehen und schaute ihm nach. Solche Typen kannte sie aus ihrer Zeit beim LKA als Türsteher oder Leibwächter.

      Auf dem Parkplatz stand neben ihrem Wagen ein grauer BMW X 6. Sie versuchte, ins Wageninnere zu sehen, was ihr aufgrund der getönten Scheiben nicht gelang. Viel interessanter war dagegen das Nummernschild.

      ***

      ­Melanie stand vor dem Haus aus der Gründerzeit in der Urseler Straße. Die Klingeln verrieten, dass es sechs Wohnungen geben musste. Es wurde ihr ohne Rückfrage geöffnet, sodass sie direkt in die zweite Etage gehen konnte.

      „Guten Tag, mein Name ist ­Gramberg“, erklärte sie dem blonden Mann Anfang zwanzig, der im Rahmen der Wohnungstür wartete. „Ich möchte zu Lasse Kunter.“

      Der Mann schaute ­Melanie skeptisch an. Anhand von Frau ­Dörlings Beschreibung konnte er durchaus Kunter sein. „Was wollen Sie von ihm?“

      „Ich möchte mit ihm über seinen Freund Nico ­Dörling sprechen, der verschwunden ist. Ich bin Privatdetektivin und hier im Auftrag seiner Mutter. Sie hat mir auch den Namen genannt.“

      Er zögerte einen Moment. „Okay, Sie haben mich gefunden“, gab er zu. „Kommen Sie rein.“ Kunter gab die Tür frei.

      Die Wohnung war hell und wirkte für eine Studenten-WG recht ordentlich. Kunter führte ­Melanie durch den Flur, von dem fünf Türen abgingen, hindurch in eine Wohnküche und bot ihr einen Platz an einem hellbraunen Tisch an.

      ­Melanie sah sich um. Die Einrichtung war zusammengewürfelt, passte jedoch zusammen. Im Spülbecken stand benutztes Geschirr.

      Er setzte sich ihr gegenüber. „Was möchten Sie wissen?“, fragte er, wobei seine Miene durchaus Neugier verriet. „Ich habe Nico seit Ewigkeiten nicht gesehen.“

      „Sie wissen, dass er von der Polizei gesucht wird?“

      Kunter nickte. „Hat sich rumgesprochen.“

      Eine Quasselstrippe war dieser Typ wahrlich nicht. „Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“

      „Vor einer Ewigkeit, sagte ich doch. Wir waren in den letzten Jahren nicht so doll.“

      „Darf ich fragen, was Sie von Beruf sind?“

      Die Frage schien Kunter zu irritieren. Er runzelte die Stirn. „Ich studiere Jura. Warum?“

      „Reines Interesse“, entgegnete sie leichthin. „Was für ein Zufall, sollte ich auch einmal studieren. Bin dann lieber zum LKA gegangen.“

      Jetzt schien sie Kunters Aufmerksamkeit gewonnen zu haben. Er musterte sie. „Warum haben Sie nicht Jura studiert?“

      ­Melanie lächelte. „Lange Geschichte. Erzählen Sie doch bitte mal ein wenig über Nico.“

      Kunter konnte plötzlich doch

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