Taunusschuld. Osvin Nöller

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Taunusschuld - Osvin Nöller Gramberg-Reihe

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seinem Schreibtisch zu. „Was soll das bitte beweisen?“

      ­Sandro war klar, dass ­Martin recht hatte. Dennoch blieb das Gefühl, dass an Mels Gedanken etwas dran sein könnte.

      „Als ­Melanie bei der ­Jühlich war, hatte sie den Eindruck, dass noch jemand im Haus sei. Dafür spricht auch der Mercedes vor der Garage. Er gehört tatsächlich Heiko ­Pränger! Dazu der merkwürdige Belgier.“

      „Ja und? Er wird da gewesen sein und die Witwe vernommen haben. Wahrscheinlich waren die Diamanten tatsächlich gefälscht. Damit gab es genug Fragen.“ Es sprach der pure Trotz aus Martins Worten.

      ­Sandro wusste allerdings nicht, ob ­Martin von dem, was er sagte, überzeugt war oder er nur wenig Lust verspürte, sich auf die Argumente einzulassen. Zumal sie mit ­Pränger zusammenhingen.

      „Könnte natürlich sein. Hätte sie sich dann aber im Gespräch nicht anders verhalten? Mel hat gesagt, dass die ­Jühlich bis zu dem Moment, als sie von den Fälschungen anfing, völlig unbeeindruckt war und erst dann nervös wurde. Ich hätte mich an ­Prängers Stelle in einem solchen Fall gezeigt und die Fragerei sofort beendet. Warum blieb er im Hintergrund? Warum fährt er außerdem vor die Garage oben am Haus, die man von der Einfahrt aus nicht sieht, wo doch der Parkplatz breit vor ihm liegt? Das macht nur jemand, der sich dort auskennt oder zumindest einmal dort gewesen war.“

      ­Martin lächelte mit einem Mal. „Vielleicht war er das und hatte nur einfach keinen Bock, mit einer penetranten Privatdetektivin zu reden. Außerdem konnte er so schon einmal die Antworten der ­Jühlich hören.“

      „Du bist unverbesserlich!“ ­Sandro schüttelte den Kopf.

      Der Kollege lachte, um sofort wieder ernst zu werden. „Hast du denn das belgische Nummernschild abgefragt?“

      „Logo. Der Wagen ist in Antwerpen auf einen Wout De Smet zugelassen. Er ist bei Europol kein Unbekannter. Mehrfach vorbestraft in Belgien wegen Körperverletzung und Hehlerei. Derzeit liegt nichts gegen ihn vor. Für mich der Prototyp eines Mannes fürs Grobe. Glaubst du immer noch, dass das alles nichts zu bedeuten hat?“

      ­Martin schmunzelte. „Ich gebe ja schon auf und gehe zu ­Wolrich. Mal sehen, ob ich ihn davon überzeugen kann, mit Wiesbaden zu telefonieren.“

      19. November

      Kriminaldirektor ­Schuleitner las die Vorlagen für die in zehn Minuten beginnende Sitzung des BKA-Führungskreises. Er sehnte sich bereits jetzt nach Teneriffa zurück, wo er noch vor vierundzwanzig Stunden am Pool eines Fünfsternehotels gelegen hatte.

      Das Telefon auf dem Schreibtisch klingelte.

      „Ja? Habe ich nicht gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte?“

      „Ich habe hier den Leiter der Polizeidirektion Hochtaunuskreis, einen Herrn ­Wolrich, in der Leitung.“ Seine Assistentin klang unbeeindruckt. „Ich habe ihm gesagt, dass Sie keine Zeit haben. Er lässt sich aber nicht abwimmeln und sagt, es sei wichtig und ginge schnell.“

      Er seufzte und blätterte eine Seite um. Mal sehen, was der Provinzheini wollte. „­Schuleitner. Guten Morgen. Wie kann ich Ihnen helfen?“

      „Guten Morgen, Sebastian ­Wolrich, vielen Dank, dass Sie doch Zeit haben. Habe gehört, wie eng Ihr Terminplan ist. Deshalb ganz kurz. Sie haben eine Sonderkommission wegen eines Diamantenschmugglerrings in Belgien gebildet. Diese Ermittlungen berühren einen Mordfall bei uns.“

      ­Schuleitner verdrehte die Augen. Kompetenzgerangel! Er hatte es geahnt! „Kann sein. Wissen Sie, ich bin heute den ersten Tag aus dem Urlaub zurück, habe den Schreibtisch voller Müll und muss in sechs Minuten in eine Sitzung, auf die ich nicht vorbereitet bin. Kommen Sie auf den Punkt. Wenn es um Zuständigkeiten geht, reichen Sie am besten eine schriftliche Beschwerde ein.“

      ­Wolrich lachte. „Das haben Sie in den völlig falschen Hals bekommen. Ich wollte Ihnen eigentlich mitteilen, dass wir uns direkt abstimmen sollten, weil unser Mordfall eine Spur zutage gefördert hat, die schnurstracks in Ihre Ermittlungen führt. Ihr Mitarbeiter ­Pränger war schon hier und hat auch Diamanten im Geschäft unseres Opfers beschlagnahmt. Die Zusammenarbeit mit ihm gestaltet sich aufgrund einer gemeinsamen Vergangenheit mit meinen Leuten, lassen Sie es mich so ausdrücken, etwas schwierig. Deshalb möchte ich mich mit Ihnen direkt abstimmen.“

      ­Schuleitner schloss den Sitzungsordner. Hatte eh keinen Sinn mehr, weiterzulesen. Die Sitzung würde langweilig genug werden, um sich die Vorlagen dort anzusehen. Er überlegte. Ausgerechnet ­Pränger. Welche Beschlagnahme? Was war da während seiner Abwesenheit passiert?

      „Das ist vorbildlich, Herr Kollege. Wie gesagt, ich war zwei Wochen weg und bin noch nicht auf dem aktuellen Stand. Am einfachsten wäre es, wenn Sie sich mit ­Pränger in Verbindung setzen. Die Sonderkommission hält mich dann regelmäßig auf dem Laufenden. Seien Sie mir jetzt nicht böse, aber ich muss. Schönen Dank für Ihren Anruf. Wenn Sie wieder etwas auf dem Herzen haben, rufen Sie mich einfach an. Schönen Tag noch.“ Er legte auf, ohne auf eine Antwort zu warten.

      ­Pränger hatte Diamanten konfisziert. Merkwürdig. Vielleicht sollte er da mal nachhaken. Er nahm einen Stift und langte nach der Zettelbox.

      Das Telefon klingelte erneut. Die Assistentin! „Ja, ich bin auf dem Weg zur Sitzung.“

      „Nein, es gibt eine Änderung. Sie sollen sofort zum Präsidenten kommen. Es gab einen Vorfall, der die nationale Sicherheit betrifft. Die Sitzung fällt aus!“

      Was für ein Tag! ­Schuleitner schob die Box zurück, zog sich das Jackett an und verließ das Büro.

      ***

      „Wie willst du weiter vorgehen?“ Siggi saß auf dem Stuhl vor ­Melanies Schreibtisch und schaute sie ernst an.

      „Ich sag dir, mit dem ­Pränger ist was faul. Du hast selbst gesagt, dass dir die Zeitspanne zwischen dem Überfall und dem Einschalten in den hiesigen Fall mit staatsanwaltlichem Beschluss ungewöhnlich kurz vorkam. Was ist, wenn ­Pränger auf eigene Rechnung arbeitet und da irgendwie mit drinhängt?“

      „Jetzt mach mal halblang! Du kannst doch nicht einen Kriminalbeamten des BKA krimineller Handlungen verdächtigen, nur weil die Wiesbadener schnell gearbeitet haben und sein Wagen zufällig vor dem Haus einer Zeugin stand, als du da aufgetaucht bist. Kann es sein, dass du ihn einfach nicht magst?“

      Manchmal war es ja gut, mit Siggi zu diskutieren, da er die juristischen Zusammenhänge immer noch perfekt überblickte. Viel hatte sich in den Regularien seit seinem Ausscheiden nicht geändert. Es gab aber Momente wie diesen, in denen sie ihm mehr gesundes Misstrauen gewünscht hätte. Sie musste einfach ruhig bleiben, denn wenn sie ehrlich zu sich selbst war, konnte man den Einwänden etwas abgewinnen. Trotzdem blieb sie von ihrem Verdacht überzeugt.

      „Du vergisst den Belgier. ­Sandro hat mir vorhin am Telefon gesagt, was der auf dem Kerbholz hat. Was macht so einer im Hause ­Jühlich und ausgerechnet zur selben Zeit wie ­Pränger? Komischer Zufall, oder?“

      Siggi zuckte mit den Schultern. „Kann sein. Oder auch nicht. Vielleicht war der Typ gar nicht so erfreut, einen Beamten des Bundeskriminalamts dort anzutreffen. Die Sache lässt sich ziemlich schnell aufklären, wenn ­Wolrich sich mit dem BKA in Verbindung setzt.“

      ­Melanie verschränkte die Arme. „Hat er wohl schon und ist bei irgendeinem Heini, der sich für wichtig hält,

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