Henkersmahl. Bärbel Böcker
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Читать онлайн книгу Henkersmahl - Bärbel Böcker страница 4
»Nein, nichts. Aber ich habe in der Bahn einen seltsamen Anruf bekommen.«
»Du auch?« Max’ Augen weiteten sich.
»Irgend so ein Durchgeknallter, der mich davor gewarnt hat, die Sendung zu machen.«
»Mich hat jemand angerufen, als ich am Frühstückstisch saß. Vielleicht war es derselbe. Meinte, wenn wir mit dem Thema auf Sendung gingen, würde mir das schlecht bekommen.«
»Und, kam dir die Stimme bekannt vor?« Florian sah Max gespannt an.
»Bin nicht ganz sicher, glaube aber nicht.«
»Mir sagte sie auch nichts.«
»Woher hatte der eigentlich unsere Telefonnummern?«
»Was weiß ich.« Max zuckte mit den Schultern und sprach weiter: »Schließlich ist es nicht schwierig, die Nummern herauszubekommen. Ein Anruf im Sekretariat und schon hat er sie.«
»Aber er muss gewusst haben, dass wir die Sendung vorbereiten.«
»Na und? Auch kein Problem. Vielleicht kommt er aus dem privaten Umfeld eines unserer Kollegen, oder er ist vom Sender. So eine Show ist schließlich kein Geheimnis.«
Jana hatte aufmerksam zugehört. Halb ernst, halb ironisch sagte sie nun: »Da kann einem ja richtig mulmig werden.«
Sie trat von einem Bein auf das andere und fügte lachend hinzu: »Glücklicherweise bin ich nur eine kleine EDV-Maus und damit außerhalb der Gefahrenzone.«
Florian und Max lachten nun auch.
»Na, warte es ab«, sagte Florian und grinste.
»Vielleicht sollten wir bei Regine eine Gefahrenzulage einfordern«, scherzte Max und fuhr fort: »Aber nun mal im Ernst. Entweder gibt es wirklich einen Zusammenhang zwischen dem Anrufer und den Erkrankungen, dann hören wir noch von ihm, oder er ist einfach nur ein Spinner. Für den Moment vergessen wir ihn am besten.«
»Vermutlich hast du recht.« Florian wandte sich gedanklich wieder den Erkrankungen zu. »Ich frage mich, ob die Mediziner wirklich nichts wissen.«
»Bestimmt gibt es inzwischen Hinweise, denen sie nachgehen. Aber solange die nicht gesichert sind, wird auch nichts der Öffentlichkeit mitgeteilt«, sagte Max und ergänzte resigniert: »Das kennen wir doch.«
Florian schwieg. Er goss sich Kaffee nach. Ein leichter Hauch von Parfum, mit einer Spur Sandelholz und Blütenessenzen versetzt, die er nicht einordnen konnte, stieg ihm trotz des bitteren Kaffeegeruchs in die Nase. Er überlegte. Es könnte eine Spur Bergamotte in ihrem Parfum enthalten sein, und vielleicht auch etwas Jasmin oder Veilchen. Florian war sich nicht sicher, aber es roch angenehm.
»Und, wie steht es mit den Talkgästen, alles im Griff?«, fragte Max.
»Ich bin noch dran, aber heute Nachmittag werde ich dir hoffentlich eine Traumbesetzung präsentieren können.«
Max bedachte Florian mit einem zweifelndem Blick. »Halt dich ran, wir brauchen wenigstens gute Leute, wenn wir schon kaum Fakten haben.« Er senkte die Stimme. »Möglicherweise hält das Gesundheitsamt bewusst Informationen zurück.«
»Warum sollten sie das tun?« Florian musterte ihn interessiert.
»Um keine Panik in der Bevölkerung auszulösen.« Max sah Florian ernst an. »Täglich steigt die Zahl der Erkrankungen. Wer weiß, wie viele es heute erwischt.«
Florian schwieg, ihm war unbehaglich zumute. Er war sich aber sicher, dass es nicht Wenige sein würden. Vielleicht schlürften sie gerade ebenso ahnungslos ihren Kaffee wie er. Auch er konnte theoretisch vergiftet sein. Oder sie atmeten ahnungslos die Luft, die den Virus bereits in sich trug.
Max seufzte und wandte sich an Jana: »Umso wichtiger ist es, dass wir für die Sendung etwas in Erfahrung bringen. Ich brauche die allerletzten Neuigkeiten aus der Uni-Klinik. Wenn du es schaffst, vor der Redaktionskonferenz. Die Situation ist ernst.«
»Liegen dir diese Informationen nicht längst vor?«, fragte Jana erstaunt.
»Im Prinzip ja, aber ich weiß garantiert noch nicht alles.«
»Was brauchst du konkret?«
»Namen und Anschriften der Opfer. Symptome bei Einlieferung, egal wo, Ergebnisse der Blutuntersuchungen und Analyse der Mageninhalte, sofern vorhanden. Ergebnisse der virologischen Forschung, was immer du an Daten kriegen kannst«, sagte Max.
Jana sah mit einem skeptischen Blick zu Florian, aber Max beruhigte sie mit den Worten: »Ist schon o. k. Florian wird es für sich behalten, dass du für uns in fremden Netzen surfst.«
Er lächelte Jana betont aufmunternd zu und klopfte Florian lässig auf die Schulter. Der trat unwillkürlich einen Schritt zurück und dachte, dass sich sein Freund erstaunlich gut mit Jana verstand. Wahrscheinlich hatte er sie längst angebaggert.
Jana sah zu Max. »Dein Wort in Gottes Ohr.«
Bereits halb aus der Tür fügte sie hinzu: »Also gut. Ich werde mir Mühe geben.«
Nachdem Jana den Raum verlassen hatte, ging Max zum Fenster und blickte hinaus. Sinnierend sagte er zu Florian: »Wer weiß, was die Leute gegessen und getrunken haben, bevor sie ins Krankenhaus gekommen sind?«
Florian zog einen Menüvorschlag seines italienischen Lieblingsrestaurants Alfredo, das ganz in der Nähe des WDR lag, aus der Tasche und las vor: »Variation von gebratenen Jakobsmuscheln und Langostinos auf Löwenzahnsalat, Gemüserisotto mit gegrillten Calamari, geschmorter Seewolf mit gestoßenem Koriander und zum Dessert weißer Pfirsich auf Muskatzabaione mit Pistazieneis.« Er sah Max grinsend an. »Na, das haben die, die jetzt flach liegen, hoffentlich nicht gegessen, denn ich habe vor, es mir am Wochenende einzuverleiben. Komm doch mit, ich lade dich ein.«
Max überlegte einen Moment. »Danke. So lecker das klingt, ich koche ab sofort nur noch selbst.«
»Du und selbst kochen?« Florian musste so heftig lachen, dass er einen Hustenanfall bekam.
»Jawohl, und du bist mein Gast.«
»Und was gibt’s? Hartgekochte Eier?«, stieß Florian hervor.
»In meinem unerschöpflichen Kochbuchfundus lässt sich bestimmt eine Kleinigkeit finden, die Gnade vor deinem Gourmetgaumen findet.« Max’ Stimme klang säuerlich.
Florian schnäuzte sich. Er war heute in wagemutiger Stimmung, das hatte er sich bereits in der Bahn bewiesen, und so sagte er: »Ich bin gespannt. Dann lass dir mal was einfallen.«
»Donnerstag?«
»O. k.« Florian machte eine kurze Pause: »Geht’s auch kalorienreduziert?«
»Hör mal, wenn du darüber nachdenkst, bei Alfredo essen zu gehen, brauchst du bei mir erst recht nicht mit einer Diät anzufangen.« Max’ Blick fiel auf den Bauch seines Freundes, und er grinste: »So schlimm ist es doch