Küstengold. Kurt Geisler

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Küstengold - Kurt Geisler

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      Kurt Geisler

       Küstengold

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Zwischen den Meeren August. Wie jeden Sommer hat sich Helge Stuhr in St. Peter-Ording erholt. Er lernt dort in vergnüglicher Runde Leute kennen, die im Energiehandel tätig sind und es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen. Kommissar Hansen bittet seinen Freund Stuhr nach Rendsburg, um ihm den Tatort zu zeigen, an dem ein Abteilungsleiter der dortigen Stadtwerke von einem Windrad erschlagen wurde. Allerdings bekommt auch die Presse Wind von dem Mord. Schnell wird klar, dass der Tathergang nach dem gleichen Muster verlief wie zwei vorherige Morde an Mitarbeitern von Stadtwerken in Eckernförde und Kiel. Es stellt sich schnell heraus, dass der nächste Tatort die Neumünsteraner Stadtwerke sein könnten. Der windige Direktor der Stadtwerke hat aber ganz andere Sorgen, denn er will Gespräche mit einer russischen Energiefirma wegen der Übernahme führen. Stuhr findet eine heiße Spur, die in das Atomkraftwerk Brokdorf führt …

      Kurt Geisler, geboren 1952 in Kiel, ist eingefleischter Schleswig-Holsteiner. Nach seinem Studium der englischen, dänischen und deutschen Sprache arbeitet er lange Zeit als Lehrer, bis er ins Bildungsministerium berufen wurde. Er lebt in der Landeshauptstadt. In seiner Freizeit fotografiert er gerne. Seine Bilder waren bereits in verschiedenen Ausstellungen zu sehen und haben seinen Blickwinkel für das literarische Schaffen geschärft. »Küstengold« ist sein dritter Kriminalroman um das ungewöhnliche Ermittlertrio.

      Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:

      Friesenschnee (2011)

      Bädersterben (2010)

      Impressum

      Personen und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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      © 2012 – Gmeiner-Verlag GmbH

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      [email protected]

      Alle Rechte vorbehalten

      3. Auflage 2017

      Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

      Herstellung: Julia Franze

      E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von Kurt Geisler

      ISBN 978-3-8392-3938-4

      Die Stunde Null

      Genüsslich stemmte Stuhr sein Weizenbier zum Beginn seines Urlaubs gegen die Sonne. Endlich, er hatte es geschafft, dem geschäftigen Trubel in Kiel zu entkommen. Wie jeden Sommer hatte er auf gutes Wetter gelauert und sich für eine Woche in St. Peter-Ording an der Nordsee einquartiert. Er liebte an diesem mondänen Badeort die schönen Plätze zum Flanieren, die eleganten Hotels und das grüne, geschichtsträchtige Hinterland.

      Auch dieses Jahr hatte er zur Erstbesteigung den Pfahlbau Arche Noah erwählt, um gleich am Ende der Seebrücke mit Blick auf den weitläufigen Strand vor St. Peter-Ording sein Einlaufbier zu genießen.

      Seit dem letzten Jahr hatte sich allerdings manches verändert. Die Terrasse war jetzt riesengroß, neue Scheiben erlaubten eine weiträumigere Sicht, und vom Service herrschte nun auch hier das Feeling der berühmtesten Bretterbude der Republik, der Sansibar auf Sylt.

      Das manifestierte sich selbst auf dem Bierdeckel mit den gekreuzten Säbeln: Sansibar Arche Noah.

      Der erste Schluck in der jodhaltigen Luft der Nordsee war immer der schönste, und er beglückwünschte sich ausgiebig dazu. Schnell trat das wohlige Gefühl des Wegdösens bei ihm ein. Ja, er wollte in dieser Ferienwoche alles von sich fallen lassen und zu seinen inneren Wurzeln zurückkehren. Vielleicht würde er noch einmal ganz von vorn anfangen, nach all dem, was er im letzten Jahr erlebt hatte.

      Mit Jenny. Ohne Jenny.

      Stuhr lehnte sich entspannt auf seinem bequemen Liegestuhl zurück, um die Sonne in sein Antlitz einzusaugen. Das gelang auch einige Zeit, bis eine gepflegte schlanke weibliche Bedienung seine besinnliche Phase störte, um auf dem verwaisten Tisch neben ihm einen rötlichen Drink abzustellen. Dann öffnete sie eine Zigarettenschachtel Overstolz und zog drei Zigaretten hervor, um sie mit einem Reserviert-Schild abzustellen.

      Overstolz, das war der klangvolle Name einer alten Marke. Stuhr konnte sich aus seiner Kindheit noch gut an die Werbung erinnern. Im Geschmack liegt der Genuss.

      Nachdenklich widmete sich Stuhr wieder seinem Sonnenbad, bis ihn ein irritierendes Flackern störte. War ihm seine Erholung nicht vergönnt?

      Stuhr blinzelte in die Sonne, aber erkennen konnte er nichts. Verärgert stand er auf, um die Lage besser einschätzen zu können. Nun verfolgte er, wie ein kleines brummendes Sportflugzeug unterhalb der Sonne ansetzte, um auf dem Sand vor dem Pfahlbau zu landen. Das würde kein leichtes Unterfangen sein, denn der Pilot konnte dazu nur den kleinen Sandstreifen nutzen, der nicht verschlammt, aber auch noch nicht ausgetrocknet war. Verboten war es vermutlich auch.

      Die Badegäste, die sich auf diesem schmalen Streifen befanden, stoben in Panik schreiend auseinander, und dann ließ bereits das Dröhnen der wie eine lahme Ente absackenden Maschine die Windschutzscheiben der Terrasse erzittern.

      Die blonde Bedienung schien ebenfalls Interesse an der Vorstellung gefunden zu haben. Gebannt verfolgte sie das Schauspiel.

      Das Ende des Fluges gestaltete sich spektakulär. Beim Auslaufen geriet der Vogel in eine quer stehende Wasserrinne und steckte prompt die Nase in den Strand, wodurch der Propeller heftig den sandigen Untergrund aufwühlte, bis sich ein abgebrochener Luftschraubenflügel mit unerwarteter Wucht durch die aufschreienden Strandgänger in Richtung Nordsee verabschiedete. Schließlich blieb die Maschine mit hochgerecktem Heckflügel wie eine tauchende Ente im Untergrund stecken.

      Lame Duck Approach, so würde das sicherlich sein ehemaliger Kollege Oberamtsrat Dreesen in seinem angeeigneten Fliegerlatein betiteln. Einige Strandgänger stöpselten sich die Finger in die Ohren, weil sie eine gewaltige Explosion befürchteten.

      Die trat auch ein. Allerdings nur in der Form, dass ein groß gewachsener Mann die rechte Seitentür öffnete und leichtfüßig aus dem verunglückten Fluggerät sprang. Der Schaden schien ihn nicht weiter zu stören, denn er strebte hurtig auf den Pfahlbau zu.

      Jetzt kraxelte auch der Bruchpilot auf der anderen Seite der verunglückten Maschine aus dem Cockpit und begann kopfschüttelnd den Zustand seines Fluggerätes zu inspizieren. Ein Blick auf den malträtierten Propeller verdeutlichte ihm, dass ein neuerlicher Start ausgeschlossen war.

      Selbst schuld, sagte sich Stuhr und flößte sich genüsslich einen zweiten Schluck von seinem köstlichen Getränk ein.

      Die Kellnerin seufzte und drehte sich weg, um sich wieder ihrem Tagesgeschäft zu widmen. Sie

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