Hundsvieh. Daniel Badraun
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Graubünden ist Eishockeyland. Fußballer kommen hier kaum zur Geltung. Auch als Nicht-Sportler kann man sich dem kaum entziehen. Die Gespräche drehen sich oft um die kleine, schwarze Scheibe, ob man will oder nicht. In der Blütezeit des Sports in den späten 70er-Jahren waren neben Davos auch Arosa und der EHC Chur in der höchsten Liga der Schweiz vertreten. Drei von zehn Teams stammten aus der gleichen Region, das konnte finanziell nicht gut gehen, dafür lagen die drei Orte zu nah beieinander.
Davos hat es geschafft, sich als Traditionsclub zu modernisieren, seine Finanzen den neuen Anforderungen des modernen Leistungssports anzupassen, seither pilgern an jedem Spieltag Tausende Fans aus dem Flachland hinauf in den Alpenkurort, um Spiele zu sehen, die es auch in Bern, Zürich oder Lausanne zu sehen gäbe, allerdings nicht in dieser Atmosphäre. Davos war und ist Magie, der Rekordmeister brachte mit dem traditionsreichen Spengler-Cup, dem bekanntesten Clubturnier, Spitzenspieler aus Nordamerika, Tschechien, Russland, Deutschland und aus Nordeuropa über die Silvestertage in den Nobelkurort und schaffte so die Voraussetzung für den HC-Davos-Kult und für ein stets volles Stadion.
Arosa dagegen ist nach dem freiwilligen Abstieg aus finanziellen Gründen von der obersten Liga ins Bodenlose gefallen und erholt sich nach bitteren Jahren im Provinzhockey erst allmählich wieder, zaghaft werden neue Ziele formuliert, die an der guten alten Zeit anknüpfen sollen. Die Hauptstädter aus Chur unternehmen immer mal einen neuen Anlauf, um endlich wieder eine wichtige Rolle, wenn nicht in der obersten, so doch wenigstens in der zweitobersten Liga zu spielen. Doch Misswirtschaft, Skandale und fehlgeleitete Investitionen haben die ehrgeizigen Pläne des Clubs allzu oft allzu arg zerzaust. Hoffnungsträger entpuppen sich als Hochstapler, vermeintliche Stars aus dem Ausland konnten nach der Verpflichtung kaum Akzente setzen, die neuen Präsidenten mit den großen Geldbeuteln zogen sich schneller zurück, als sie gekommen waren. Doch jede Saison hoffen die Churer von Neuem auf ihr ganz persönliches Eishockeywunder.
Dass ich, Claudio Mettler alias Iwan Gryzko, daran teilhaben kann, macht mich trotz meiner zeitlebens schwachen Leistungen auf Schlittschuhen schon ein wenig stolz. So unterschreibe ich alles, bis mir die Finger schmerzen. Als ich einmal kurz aufschaue, sehe ich, wie Keller, der übereifrige Assistent von Fritschi, mit einem EHC-Chur-Shirt durch die Sportabteilung schlendert. Wir sahen uns gestern Abend im Kunsthaus zwar nur kurz, doch ich hinterließ sicher einen bleibenden Eindruck bei ihm. Schnell ducke ich mich hinter einem Plakat voller Eishockeyspieler.
»Für meinen Vater!«, sagt ein Dreikäsehoch neben mir, und ich schreibe: ›Nasdrowie Breschnev Gorbatschow Lenin Wodka Gryzko‹.
»Vielen Dank, Gryzko!«, flötet der Kleine ehrfürchtig und nimmt das Plakat entgegen.
Dann wird ein Shirt vor mir auf den Tisch gelegt. »Für Jonathan!«
Mit zitternden Fingern beginne ich zu schreiben.
»Haben wir uns nicht schon mal gesehen?« Keller geht auf die Knie.
»Kennen? No!«, flüstere ich mit rauer Stimme.
»Das ist nicht Iwan Gryzko!« Keller reißt mir das Shirt aus der Hand. »Dieser Mann ist Mettler, ein Dieb, ein Fälscher, er hat gestern Abend im Kunstmuseum eine Skulptur gestohlen!«
Bevor jemand reagieren kann, kippe ich den Tisch mit den Fanartikeln in Kellers Richtung, schalte zwei Verkäufer mit Bodychecks aus, höre noch den Jungen mit dem Plakat »Mann, der ist gut, noch besser als Gryzko!« rufen und renne los, hinter mir ein Riesengeschrei, vor mir an der Kasse Kubashi, der eben seinen Micro-Scooter bezahlt.
»Den nehme ich als Vorschuss mit, mein Freund!« Und schon flitze ich mit dem kleinen Tretroller um die Ecke und rase auf die Rolltreppe zu. Eine Mutter springt mit ihren Kindern zur Seite, eine ältere Dame nimmt ihr Hündchen auf den Arm, ein Rentner leert seine Einkaufstasche aus, irgendwie schaffe ich es die Treppe hinunter, kippe ein Gestell mit Kosmetika um, springe wieder auf meine Maschine, nehme die Kurve und bin endlich draußen vor dem Warenhaus.
Gegenüber vor dem Kunsthaus stehen zwei Polizisten, auch auf der Bahnhofstrasse sehe ich Uniformierte, der Weg hinunter zum Schnellzug ist versperrt. So hetze ich zum Postplatz, folge der Hauptstraße, überquere die Straße und die Schienen der Arosabahn, die hier wie eine Tram durch die Stadt holpert, dann nehme ich die Brücke über die Plessur. Hinter mir hupen etliche Autos, Reifen quietschen, doch das kümmert mich nicht.
Beim alten Zollhaus endlich die Abzweigung, die zur Lenzerheide hinaufführt. Es gibt keinen schnelleren Weg aus der Stadt hinaus.
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