Altes Wissen - Neuer Tod. Petra Mehnert
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„Mit Ihrer Frau bin ich schon fertig und hätte auch noch ein paar Fragen an Sie, falls sie mein Kollege nicht bereits gestellt hat“, eröffnete Herr Kiss sein Gespräch mit dem Zeugen.
„Und welche wären das?“, schnappte Herr Bockmeyer und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust.
„Mich interessiert, warum Sie und Ihre Schwester kein gutes Verhältnis zueinander haben“, fragte er geradeheraus, was seine Gegenüber, ihren Minen nach zu urteilen, in Erstaunen versetzte. Also hatten sie wohl noch nicht darüber gesprochen.
„Woher wollen Sie wissen, wie unser Verhältnis ist?“, knurrte Harald Bockmeyer und biss die Zähne zusammen.
„Ihre Frau hat das angedeutet“, sagte Joska nur.
„Aha ... die muss es ja wissen. Aber was hat das alles mit dem Tod unserer Mutter zu tun?“, fragte er herausfordernd.
„Bis jetzt noch nichts, aber das versuchen wir ja, herauszufinden. Es kann also nicht sein, dass Sie und Ihre Schwester gemeinsam geplant haben, Ihre Mutter umzubringen? Nur so als Idee?“, warf Joska in den Raum und beobachtete den Zeugen dabei ganz genau.
„Wir beide zusammen? Das ist wirklich lächerlich!“, rief Herr Bockmeyer und fing tatsächlich zu lachen an.
„Für uns ist das nicht lächerlich, aber wenn Sie also wirklich so ein schlechtes Verhältnis zu Ihrer Schwester haben, dann haben entweder Sie oder Linda alleine Ihre Mutter vergiftet?“, fragte Joska herausfordernd, was Herrn Bockmeyer aufspringen ließ.
„Ich habe es Ihrem Kollegen schon gesagt - niemand aus meiner Familie hat etwas mit dem Tod unserer Mutter zu tun! Keine Ahnung, woher sie das Gift hatte und warum sie es genommen hat! Vielleicht hatte sie einfach die Schnauze voll von ihrem Säuferleben, was weiß denn ich!?“, rief er aufgebracht und starrte die beiden Kommissare wütend an.
„Bitte setzen Sie sich wieder, Herr Bockmeyer! Sie sind hier nur als Zeuge, aber wenn Sie sich weiterhin so aufführen, kann sich das auch schnell ändern!“, befahl Joska Kiss und Harald Bockmeyer setzte sich widerstrebend wieder auf seinen Stuhl.
„Tut mir leid, wirklich! Aber verdächtigt zu werden, die eigene Mutter umgebracht zu haben, ist schwer zu verdauen! Zumal ich in letzter Zeit mit den Nerven etwas runter bin“, entschuldigte sich Herr Bockmeyer, worauf Sascha sofort einhakte:
„Warum denn, Herr Bockmeyer?“
„Na ja ... seit ein paar Wochen hab ich ständig Probleme mit meinen Tieren! Zuerst ist meine Katze verschwunden, dann haben die Hasen und Meerschweinchen nichts mehr gefressen und meinen Hirschen und Rehen geht es irgendwie auch nicht gut. Ich kann mir das alles nicht erklären und mache mir allmählich große Sorgen!“
„Meinen Sie, es gibt da einen Zusammenhang zwischen diesen Vorfällen und dem Tod Ihrer Mutter?“, wollte Joska wissen.
„Keine Ahnung, aber das erscheint mir schon etwas weit hergeholt. Warum sollte das jemand tun? Wenn man mir schaden wollte, dann würde er doch meiner Mutter nichts tun. Wir hatten doch kein inniges Verhältnis zueinander“, erklärte der Zeuge.
„Außer, der Täter wusste davon nichts und hat es wirklich auf Sie abgesehen“, murmelte Joska mehr zu sich selbst, versetzte Herrn Bockmeyer damit aber in Panik.
„Auf mich abgesehen? Aber warum denn? Ich habe keine Feinde!“, bekräftigte er, doch das kam für die Kommissare etwas zu schnell.
„Wirklich keiner, dem Sie mal auf die Füße getreten sind?“, fragte Joska, was Herrn Bockmeyer schon wieder aufspringen ließ.
„Aber deshalb bringt man doch niemanden um und vergreift sich an wehrlosen Tieren!“, brauste er auf.
„Also haben Sie sich doch mal bei jemandem unbeliebt gemacht?“, hakte der Kommissar nach.
„Nein, hab ich nicht!“, schrie der Mann jetzt beinahe, was den Beamten doch etwas verdächtig vorkam. Beide schienen jedoch diese Befragung nicht weiterführen zu wollen, denn Joska sagte in ruhigem Tonfall:
„Das war´s fürs Erste, Herr Bockmeyer. Halten Sie sich aber bitte weiterhin zu unserer Verfügung. Sie finden alleine hinaus?“
„Ja. Guten Tag die Herren!“, sagte Harald Bockmeyer erleichtert und rauschte hinaus.
„Der Typ hat was zu verbergen, da bin ich ganz sicher. Aber was und wie kriegen wir das raus?“, fragte Joska und sah seinen Kollegen herausfordernd an. „Wen außer den Familienmitgliedern könnten wir noch befragen? Edith Bockmeyer hat ja anscheinend sehr zurückgezogen gelebt, hatte keinerlei Kontakt zu irgendwem - außer zu ihrem Arzt, aber der konnte uns ja auch nichts weiter sagen. Es ist zum Verrücktwerden!“
„Und selbst wenn das Labor herausfinden sollte, dass in einer der Flaschen das Gift drin war, hilft uns das auch nicht viel weiter. Außer sie finden noch andere Fingerabdrücke auf den Flaschen als die der alten Bockmeyer, aber daran glaub ich nicht“, seufzte auch Sascha und beide verfielen in grüblerisches Schweigen. Da hinein platzte ausgerechnet ihre Chefin.
„Was ist denn mit euch los? Ihr seht ziemlich niedergeschlagen aus! Der Fall aus Ottenbach?“, fragte sie und setzte sich zu ihnen.
„Jap!“, sagte Joska und setzte seine Vorgesetzte schnell in Kenntnis der momentanen Lage. „Alle Familienmitglieder haben wir befragt und keiner will es gewesen sein und keiner weiß was. Wenn auf den Flaschen keine weiteren Fingerabdrücke drauf sind, weiß ich gerade auch nicht, wie wir da weiterkommen sollen!“, bekannte Joska und seufzte vernehmlich.
„Dann wartet doch erstmal dieses Ergebnis ab. Vielleicht ergibt sich daraus dann eine erste Spur. Falls nicht, solltet ihr mal in der Vergangenheit von Edith Bockmeyer nachforschen. Vielleicht findet ihr da ein Motiv für den Mord. Bevor wir nicht alles versucht haben, lege ich den Fall nicht als Selbstmord zu den Akten!“, bestimmte die Chefin und ließ ihre beiden jungen Kollegen wieder alleine.
„Nachforschungen in die Vergangenheit - das ist doch dein Metier, Sascha“, sagte Joska hoffnungsvoll, denn dazu hatte er überhaupt keine Lust. „Ich höre mich in der Gegenwart bei den Ottenbachern noch ein bisschen um. Mit irgendjemandem muss die Frau doch Kontakt gehabt haben!“
„Guter Plan, ich klemm mich gleich dahinter. Du fährst auch gleich nach Ottenbach?“
„Nein, ich gehe erst nochmal meine Fortbildungsunterlagen durch. Zur Mittagspause fahre ich dann nach Hause zu Noras Familie zum Essen und danach versuche ich was rauszufinden“, entschied Joska und ging nicht ganz so schwungvoll wie sonst in sein Büro. Eigentlich hatte er heute keinen Elan mehr zum Lernen, aber er musste! Die Prüfungen standen bald an und wegen des neuen Falls würde er noch weniger Zeit zum Büffeln haben. Seufzend setzte er sich an seinen Schreibtisch, jedoch nicht ohne sich vorher bei Lola einen Kaffee bestellt zu haben.
7
Die sechsundzwanzigjährige Messermacherin Nora Angerer hatte sich sehr gefreut, als ihre Mutter verkündet hatte, dass ihr Freund Joska heute mit ihnen zu Mittag essen würde. Delfina Angerer kochte jeden Mittag für die ganze Familie und so saßen sie nun zu sechst in der großen Küche des alten Wohnhauses von Noras Großeltern, in dem sich auch die Messerwerkstatt befand. Nach deren Tod