Sophie und Thronerbe. Viktor Mück
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– Sieh mal, dort ist ein Pfad, vielleicht kann er uns zum Haus führen, – sagte Patrick.
Erschrocken und eingefroren gingen Sophie und Patrick durch den Pfad, der entlang dem See führte.
– Mir ist bange, – flüsterte Sophie.
– Mir auch, aber wir müssen gehen, – sagte Patrick.
Dem See entlang gegangen bogen sie auf den Pfad ab, der in die Waldinnere führte. Draußen war es so auch finster und kalt, Äste der Bäume knackten vor Wind, das Geräusch erinnerte gleichzeitig an Knacken und Kreischen, Kuckuckruf und Gekrächze der Vögel jagten Angst. Irgendwo hinter schien Sophie ein Geräusch im Busch, sie drehte sich um, aber niemand war dort. Nachdem sie ein wenig in die Waldinnere gegangen waren, hörte Sophie das Geräusch dem Knacken der Äste unter den Füßen gleich und einen Moment danach stürzte sich der Weg unter den Füßen, sie gerieten im Netz, das über das tiefe Loch hing. Hinter den Büschen her gingen Menschen, sie waren in schmutzige zerrissene Mänteln bekleidet, mit Äxten und Schwertern in den Händen.
– Guck mal, wen haben wir gefangen, – sagte der eine aus ihnen. – Und wer ist in unsere Gegend verschlagen worden? Ein Mädchen und eine Ratte-Spätentwickler.
– Ich bin keine Ratte, bin Mäuschen!!! – sagte Patrick empört.
– Wow, sie spricht auch noch! Ich bin sicher, man wird einen Haufen Gold für die sprechende Ratte zahlen.
– Wer seid ihr? – fragte Patrick sie.
– Ich heiße Edwin, und das sind meine Freunde. Und jetzt bin ich an der Reihe Fragen zu stellen, – sagte Edwin. – Wo kommt ihr her und was macht ihr in meinem Wald?
– Wir wissen nicht, wie wir hierher geraten sind? Wir überschwammen den See mit dem Boot, es fing an stark zu wehen und das Boot kippte um. Wir wurden wach am Ufer, sahen den Pfad und beschlossen, dass er uns nach Hause führen wird, antwortete Sophie.
– Hört auf uns zu volllabern! – sagte Edwin. – Und haben dich, Mädchen, die Mutti und der Vati nicht gelehrt, man darf den Erwachsenen nicht lügen? – wandte sich Edwin an Sophie.
– Ich lüge nicht. Lasst uns gehen, bitte!!! – flehte Sophie Edwin weinend.
– Nehmt ihr ab und ladet, – befahl Edwin seinen Freunden, – bringen wir sie nach Hause, und morgen beschließen wir, was mit ihnen zu machen.
– Vielleicht kann ein schmackhaftes Abendbrot aus ihnen werden, – sagte ein einäugiger Mann mit großen Brandnarben im Gesicht, während er Sophie und Patrick vom Netz befreite, – oder es ist besser sie morgen im Markt in die Sklaverei zu verkaufen, – setzte er lächelnd fort.
Sophie und Patrick wurden an Beinen und Händen angebunden und in den pferdebespannten Wagen gelegt. Sophie war sehr erschrocken, sie weinte und bat sie gehen zu lassen. Patrick beruhigte sie und versprach, dass alles in Ordnung wird und sie sich unbedingt herausfinden werden. In einiger Zeit hielt der Wagen, Sophie und Patrick verstanden, dass sie irgendwohin gefahren waren.
– Jungs, entladet alles, und bringt dieses Mädchen und die Ratte in den Keller und schließt sie ein, lasst sie dort bis gegen Morgen sitzen. Vergesst nicht Wasser und Flachbrot zu geben, sonst sterben sie bis gegen Morgen vor Hunger, – befahl Edwin.
Sophie und Patrick wurden in ein altes schmutziges Haus geführt. Es war dem verwahrlosten Haus gleich, nicht dem Haus, wo man leben kann. Sie gingen durch das Gastzimmer, kamen zur Treppe, die in die zweite Etage führte. Unter der Treppe war ein Tür, der Mann mit der Narbe machte sie auf und brachte Patrick und Sophie in den Keller. Weggehend begann er zu murmeln:
– Warum müssen wir die schwerste Arbeit erfüllen… Und er macht nur eins, befiehlt: holt was hierher, entladet dorthin, bringt und schreit ewig auf uns: was für blöd sind wir und Unglückskinder. Halt́s Maul, Winsler!!! Vielleicht sagst du ihn das alles? Wenn dir Mut fehlt, halte den Mund und mach deine Arbeit.
Es schien, dass der Mann mit der Narbe mit jemandem sprach, doch niemand war daneben. Er verließ den Keller und warf hinter sich die Tür ins Schloss. Im Keller lag auf dem Fußboden eine alte Matratze mit der staubigen Decke und eine fast zur Neige gebrannte Kerze, die der Mann mit der Narbe vor dem Weggehen in Brand setzte. Sophie setzte sich auf die Matratze und brach in Weinen aus.
– Was werden wir machen? – fragte sie Patrick.
– Keine Ahnung, – erwiderte er. – Ich meine, wir müssen etwas erfinden, aber zuerst ein wenig essen und schlafen, und morgen beschließen wir, wie wir machen können und was zu tun ist.
Sophie brach ein Stückchen Flachbrot ab und reichte es Patrick, sie aßen ein wenig und legten sich auf die Matratze. Sophie konnte noch lange nicht einschlafen, überlegte daran, was sie morgen erwartet, und die Mutti und der Vater sorgen sich vielleicht für sie und suchen schon nach ihr. Patrick schlief kaum die ganze Nacht, dachte, wie man aus dem Keller einen Ausweg finden kann. Er besichtigte den Keller und fand ein Fenster mit dem Gitter.
– Können wir versuchen das Gitter abzunehmen und durch das Fenster zu kriechen?! – schlug er Sophie vor.
Da man das Fenster nicht erreichen konnte, suchten sie nach etwas, worauf man sich stellen kann, aber außer zwei Fässer, die an der gegenüberliegenden Wand standen, gab es nichts. Patrick beschloss zu versuchen, das eine der Fässer zu verschieben. Zum Glück stellte es sich heraus, dass ein Fass leer war. Patrick und Sophie gelang es an das Fenster zu verschieben. Jetzt war geblieben, etwas Kleines zu finden, worauf man sich stellen und auf das Fass klettern kann, doch gab es Nichts Passendes im Keller. Patrick schlug Sophie vor, ihm auf die Schultern zu klettern und sie versucht mit den Hände den Fassrand zu erreichen und sich festzuhaken. Patrick stellte Sophie auf seine Schultern und warf sie mit voller Wucht nach oben, aber leider konnte sich Sophie nicht festhaken.
– Los, versuchen wir nochmals, – sagte Patrick Sophie.
Am zweiten Mal war es kaum gelungen, aber die Hände Sophies konnten sich nicht festhalten. Nachdem sie wider zu Atem gekommen waren, beschlossen sie nochmals zu versuchen. Patrick fasste Sophie um Beine und warf sie mit voller Wucht nach oben. Sophie streckte die Hände nach oben wie sie konnte und hakte sich am Fassrand fest.
– Los-los, ziehe dich herauf! – rief Patrick.
Sophie kletterte auf das Fass und begann das Gitter zu reißen. Obwohl das Gitter alt und rostig war, gelang es Sophie es nicht herauszureißen.
– Ich bin zu schwach, ich habe keine Kräfte das Gitter aufzumachen, – sagte Sophie.
– Versuch es kräftiger zu reißen, – rief Patrick mit dem Versuch Sophie Vertrauen einzuflößen.
Sophie riss mit aller Kraft, aber das Gitter gab ihr nicht nach.
– Sieh mal, Bolzen sind fast ganz aus der Wand herausgefallen. Bitte versuche noch kräftiger! – rief Patrick.
Der Schweiß perlte auf der Stirn Sophies, sie riss, wie sie es konnte. An diesem Moment hörte Patrick zuerst, dass jemand geht, und dann den Lärm der zu öffnenden Klinke. Es war Edwin. Sophie sprang von dem Fass aus auf die Matratze, sie legten sich und taten, als ob sie schliefen. Edwin stieg die Treppe herunter in den Keller.
– Steht auf! Es ist Zeit auf den Weg! – rief er Patrick und Sophie.