Vom Geheimnis der schönsten Liebe. Charles H. Spurgeon
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Ich bin noch nicht fertig, denn Myrrhen wurden im Morgenland zur Verschönerung gebraucht. Wir lesen von Esther, ehe sie dem Ahasveros zugeführt wurde, dass sie samt den Jungfrauen die Weisung erhielt, sich vorzubereiten, und dazu gebrauchte sie u. a. Myrrhe. Die orientalischen Frauen glaubten, dass sie Falten und Flecken von dem Gesicht entferne, und sie gebrauchten sie beständig zur Vervollständigung ihrer Reize. Ich weiß nicht, wie das sein kann; aber das weiß ich, dass den Gläubigen nichts so schön macht als sein Umgang mit Jesus. Er ist schön in Gottes Augen, in den Augen der Engel und in den Augen der Menschen. Ich kenne einige Christen, mit denen umzugehen eine große Wohltat ist. Lasst mich euch sagen, dass der beste Maßstab für die Nützlichkeit eines Christen in dem Grad zu finden ist, in welchem er mit Jesus gewesen ist und von ihm gelernt hat. Sagt mir nicht, dass es der Gelehrte oder der Mann der Beredsamkeit oder der Reiche ist, sondern der wirklich starke Mann ist der Mann Gottes. Der mit Jesus gewesen ist, der ist eine Säule in der Gemeinde und ein Licht der Welt.
Und ich darf diesen Punkt nicht schließen, ohne zu sagen, dass die Myrrhe sehr wohl wegen ihrer Verbindung mit dem Opfer als ein Zeichen unseres Herrn angesehen werden kann. Die Myrrhe gehörte zu den köstlichen Rohstoffen, die zur Bereitung des heiligen Öls zur Salbung der Priester verwandt wurden, und ebenso zu dem Räuchwerk, das beständig vor Gott brannte. Es weist hin auf den Charakter Christi als das Opfer, welches allem zugrunde liegt, das Christus seinem Volk köstlich macht. Du Lamm Gottes, unser Opfer, wir müssen dein gedenken!
Mit dem allem ist sicherlich genug über die Myrrhe gesagt worden. Habt noch Geduld, da wir eben noch bemerken müssen, dass er ein Bündel Myrrhen genannt wird oder auch, wie einige übersetzen: ein Beutel Myrrhen oder eine Büchse Myrrhen.
Es gab drei Arten von Myrrhen: die Myrrhe im kleinen Zweiglein als Sträußchen, die, wenn sie verbrannt wurden, einen lieblichen Duft ausströmten; dann die Myrrhe als getrocknete Spezerei und dann drittens die Myrrhe als flüssiges Öl. Wir wissen nicht, auf welche Art hier Bezug genommen wird. Aber warum heißt es „ein Bündel Myrrhen“? Zunächst wegen der Menge. Es ist nicht ein Tröpflein, sondern eine Flasche voll, nicht ein winziges Stielchen oder Blüte, sondern ein ganzes Bündel. In Christus ist genug für meine Bedürfnisse.
Ein Bündel ferner wegen der Mannigfaltigkeit, denn in Christus ist nicht nur das eine, das not ist, sondern „ihr seid vollkommen in ihm“, in ihm ist das Nötige Nimm Christus in seinen verschiedenen Ämtern, und du findest eine wundervolle Mannigfaltigkeit: Prophet, Priester, König, Bräutigam, Freund, Hirte. Nimm ihn in seinem Leben, in seinem Sterben, in seiner Auferstehung, Himmelfahrt, Wiederkunft, in seinen Vollkommenheiten: Sanftmut, Mut, Selbstverleugnung, Liebe, Treue, Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit ‒ in jedem Fall ein Bündel. Er ist wegen seiner Mannigfaltigkeit „ein Bündel Myrrhen“.
Er ist ferner ein Bündel Myrrhen wegen der Bewahrung und Erhaltung und Dauer ‒ nicht lose Myrrhen, die herabfallen, auf denen herumgetreten wird, sondern Myrrhen zusammengebunden, als ob Gott alle Vollkommenheiten und Vortrefflichkeiten in seinem Sohn zusammengebunden hätte; nicht auf die Erde geschüttete Myrrhe, sondern Myrrhe in einer Büchse, bewahrt in einem Kästchen. Die Kraft und Vortrefflichkeit, die von Christus ausgeht, ist heute noch ebenso stark wie an dem Tage, da die Frau seines Kleides Saum anrührte und geheilt wurde. Er kann heute noch „selig machen aufs völligste alle, die durch Ihn zu Gott kommen“.
Ferner ein Bündel Myrrhen, um zu zeigen, wie fleißig wir davon nehmen sollten. Wir müssen ihn gleichsam zusammenfassen, unsere Gedanken von ihm und unsere Erkenntnis von ihm wie unter Schloss und Riegel halten, damit uns der Teufel nichts davon stehle. Wir müssen seine Worte sammeln, seine Anordnungen schätzen, seinen Vorschriften gehorchen ‒ alles zusammenbinden und ihn als ein köstliches Bündel Myrrhen beständig bei uns behalten.
Und doch wieder ein Bündel Myrrhen wegen der Besonderheit, als ob er nicht für jedermann gewöhnliche Myrrhe wäre. Nein, hier ist auszeichnende, unterscheidende Gnade, ein Bündel zusammengebunden für sein Volk und bezeichnet mit dessen Name vor Grundlegung der Welt. Ohne Zweifel ist hier eine Anspielung auf das Riechfläschchen, das in jedem Land gebraucht wird. Jesus Christus gibt seinen Geruch nicht jedermann, sondern denen, die es verstehen, den Pfropfen zu lüften, die es verstehen, in die Gemeinschaft mit ihm einzugehen und vertrauten Umgang mit ihm zu haben. „Mein Geliebter ist mir ein Fläschchen Myrrhen.“
III.
Unsere dritte Wahrnehmung sollte sein, dass mit dem Gefühl von Christi Köstlichkeit ein Bewusstsein des Besitzes verbunden ist. Es heißt: „mein Geliebter“. Mein Zuhörer ist Christus ein Geliebter? Ein Heiland, das ist gut; aber mein Heiland, das ist das Beste von allem. Was nützt mir das Brot, wenn es nicht mein ist? Dann kann ich Hungers sterben. Was hat Gold für einen Wert, wenn es nicht mein ist? Dann kann ich doch im Armenhaus sterben. Diese Köstlichkeit muss mein sein. „Mein Geliebter.“ Hast du je mit der Hand des Glaubens Christus erfasst?
Brüder, wollt ihr ihn heute wieder erfassen? Ich weiß, ihr wollt. Ich wünschte, dass auch die, die ihn noch nie aufgenommen haben, ihn jetzt aufnehmen und sagen: „Mein Heiland!“ Hier ist sein Sühnopfer, das freiwillig für euch geopfert ist. Möchtet ihr Gnade genug haben, es anzunehmen und zu sagen: „Mein Heiland. Mein Heiland!“ Hat dein Herz ihn aufgenommen? Es ist wünschenswert, dass wir beide Hände gebrauchen, die Hand des Glaubens und die Hand der Liebe, denn das ist die rechte Umarmung wenn wir beide Hände um den Geliebten legen. Sprecht nicht von einer Religion, die im Kopf wohnt, aber nie ins Herz kommt; sie wird dir nie den Himmel bringen. Es muss nicht nur heißen: „Ich glaube dies und das“, sondern auch: „Ich liebe.“
Aber dies ist nicht das einzige Wort. „Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhen.“ Vielen ist er das nicht, sondern nur eine Wurzel aus dürrem Erdreich. Ein dreibändiger Roman ist ihnen lieber als dieses Buch. Sie gehen lieber ins Theater oder zum Tanz, als dass sie Gemeinschaft mit ihm suchen. Nun, sie mögen erwählen, was sie wollen, denn jedes Geschöpf hat so sein eigenes Vergnügen; mir aber, mir ist er ein Bündel Myrrhen, und wenn kein anderer ihn so findet, mir wird und soll er es sein. Der Ungläubige sagt: „Es ist kein Gott.“ Der Atheist möchte mich verspotten. Sie mögen sagen, was sie wollen; aber mir ist mein Geliebter ein Bündel Myrrhen. Ich weiß, es gibt etliche, die da sagen, sie haben ihn erprobt und ihn nicht köstlich erfunden; sie haben sich deshalb von ihm gewandt und sind zur Welt zurückgegangen, weil sie nichts Begehrenswertes an Christus fanden; aber mir ist mein Freund ein Bündel Myrrhen. O Christ, was du nötig hast, das ist eine persönliche Erfahrung, eine positive Erfahrung, und keine Religion ist auch nur einen Strohhalm wert, welche nicht aus deiner Seele entspringt. Ja, du musst sagen können: „Mag die ganze Welt irregehen; aber ‚mir ist mein Geliebter ein Bündel Myrrhen’. “
IV.
Der praktische Punkt soll den Schluss bilden. Ein Bewusstsein des Besitzes und des Genusses wird den Christen stets veranlassen, beständige Gemeinschaft zu wünschen. „Er“ oder richtiger „es soll zwischen meinen Brüsten ruhen“. Die Gemeinde sagt nicht: „Ich will dieses Bündel Myrrhen auf meine Schultern nehmen.“ Christus ist dem Christen keine Last. Sie sagt nicht: „Ich will dieses Bündel Myrrhen auf