Vom Geheimnis der schönsten Liebe. Charles H. Spurgeon

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Vom Geheimnis der schönsten Liebe - Charles H. Spurgeon

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er eure Last von euch und machte euch frei. Erinnert ihr euch dessen? Ich gedenke der Stätte, da ich den Herrn zuerst sah. Einige unter euch konnten nicht so bestimmt davon sagen, und ihr habt nicht nötig zu erröten, weil ihr es nicht könnt. Ist Jesus zu dir gekommen? Hat er dir deine Sünden vergeben? Hat er dich mit seiner Liebe getröstet? Dann gedenke heute daran. Gedenke seiner Liebe!

      Seitdem Jesus zum ersten Mal zu dir kam und dich rettete, bist du manchmal in Trübsal gekommen, und er hat dich getröstet. Er hat dich in deiner Arbeit aufrechterhalten. Du bist verdächtigt und geschmäht worden, aber er hat dich geehrt. Du hast dich leider seiner Liebe unwürdig erwiesen, aber er hat dir dein Abweichen vergeben. Du bist von ihm abgeirrt, aber er hat dich zurückgebracht. Gedenke seiner großen Liebe!

      Kommt denn und lasst uns zu dem köstlichen Gedenken der Liebe Christi verbinden. Die Predigt ist kurz, aber der Gegenstand ist lang, und ihr habt nun eine Veranlassung, zum Tisch des Herrn zu kommen und das Thema fortzusetzen, das ich euch angegeben habe: „Die Liebe Christi zu mir.“ Dann setzt es in Beziehung zu dem: „O meine armselige Liebe zu Christus.“ Wenn ihr eurer Liebe zu Christus gedenkt, sagt euch, wie gering das ist, woran ihr denkt. Seine große Liebe ist gleich der Sonne am Himmel. Eure Liebe ‒ und ihr werdet eure Sonnenbrille aufsetzen müssen, ehe ihr sie sehen könnt ‒, sie ist ein so kleines Ding. Gott gebe, dass sie heute wachse! Möchtet ihr am Tisch des Herrn eine solche Gnadenheimsuchung von Christus erfahren und so herrliche Gemeinschaft mit ihm haben, dass ihr imstande seid, in das Gelöbnis auszubrechen: „Wir wollen frohlocken und uns freuen an dir; wir wollen deiner Liebe gedenken.“

      „Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhen, das zwischen meinen Brüsten ruht.“ Hohelied Salomos 1,13

      Gewisse Theologen haben die Inspiration des Hohenliedes angezweifelt; andere haben es für nichts anderes gehalten als eine Probe von alten Liebesgesängen, und etliche haben sich gar gefürchtet, darüber zu predigen, weil es einen so hochpoetischen Charakter trägt. Der wahre Grund für all dieses Fernhalten von einem der himmlischen Teile des Wortes Gottes liegt in dem Umstand. dass der Geist dieses Liedes nicht leicht zu erreichen ist. Seine Musik gehört dem höheren geistlichen Leben an, und diese hat für ungeistliche Ohren keinen Reiz. Dieses Hohelied umschließt ein heiliges Gehege, durch welches niemand unvorbereitet treten darf.

      „Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füssen, denn die Stätte darauf du stehest. ist heiliges Land“, das ist die warnende Stimme, die aus dem verborgenen Gezelt heraus ertönt. Die historischen Bücher möchte ich mit dem äußeren Vorhof des Tempels vergleichen; die Evangelien, die Briefe und die Psalmen führen uns in das Heilige oder in den Vorhof der Priester; aber das Hohelied ist das Allerheiligste, vor welchem noch für geistlich unreif Wirkende der Vorhang hängt. Es sind nicht alles Heilige, die hier eintreten können, denn sie sind noch nicht zu dem heiligen Vertrauen des Glaubens und zu der innigen Vertrautheit der Liebe gelangt, die es ihnen ermöglicht, in ehelicher Liebe mit dem großen Bräutigam zu verkehren.

      Man sagt uns, dass die Juden es den jungen Studenten nicht gestatteten, dies Hohelied zu lesen, dass man die Jahre voller Reife für erforderlich hielt, ehe der Mann aus dem geheimnisvollen Liebesgesang den rechten Nutzen ziehen könne; vielleicht waren sie weise, auf jeden Fall aber schattete das Verbot eine große Wahrheit ab. Das Hohelied ist in Wahrheit ein Buch für ausgewachsene Christen; es bedarf eines Mannes von völligerem Wachstum, der sein Haupt an den Busen seines Meisters legt, um die erhabenen Berge der Liebe zu ersteigen, auf denen die Braut mit ihrem Geliebten steht. Das Hohelied wird vom ersten bis zum letzten Vers denen klar sein, die die Salbung empfangen haben von dem, der heilig ist, und dies alles wissen (1.Joh. 2.20).

      Sie sind so von dem Geist der Liebe durchtränkt, der aus diesem Buch heraus duftet, dass die, welche in der Schule der Gemeinschaft nicht gelehrt sind, ausrufen: „Wir können es nicht lesen, denn es ist versiegelt.“ Dieses Hohelied ist ein goldenes Kästchen, zu welchem mehr die Liebe als die Gelehrsamkeit der Schlüssel ist. Möchte es Gott gefallen, uns in der Gnade wachsen zu lassen und uns viel von dem Heiligen Geist zu gehen, dass wir mit Füßen gleich denen der Gazellen auf den Höhen der Schrift stehen und innigen Umgang mit Jesus Christus haben können.

      Lasst uns hinsichtlich unseres Textes sehr einfach handeln und zuerst bemerken, dass Christus den Gläubigen sehr köstlich ist; zweitens, dass guter Grund dafür vorhanden ist; drittens, dass gemischt mit dem Gefühl der Köstlichkeit hier das freudige Bewusstsein seines Besitzes ist und dass darum viertens sich ein ernstes Verlangen nach beständiger Gemeinschaft mit ihm zeigt. Wenn ihr noch einmal auf den Text blickt, werdet ihr diese Dinge darin finden.

      I.

      Zunächst: Christus Jesus ist den Gläubigen unaussprechlich köstlich. Die Worte schließen das offenbar in sich: „Mein Geliebter ist mir ein Bündel Myrrhen.“ Sie nennt ihn ihren „Geliebten“ und drückt so ihre Liebe auf das nachdrücklichste aus; er ist nicht nur der Geliebte, sondern der Vielgeliebte. Dann blickt sie sich um, um etwas zu finden, das an sich wertvoll und zugleich nützlich in seinen Eigenschaften ist, und Myrrhen erblickend sagt sie: „Mein Vielgeliebter ist mir ein Bündel Myrrhen.“ Ohne jetzt das Bild näher anzusehen, halten wir uns an den Ausspruch, dass Christus dem Gläubigen köstlich ist.

      Beachtet zunächst, dass dem Gläubigen nichts soviel Freude macht als die Gemeinschaft mit Christus. Fragt euch ihr, die ihr an seinem Tisch gesessen, wo solche Freude zu finden, wie ihr sie in Gemeinschaft mit Jesus genossen habt. Der Christ hat in den gewöhnlichen Gnadenerweisungen ebenso gut Freude wie andere Leute. Er kann sich an Gottes Gaben und Werken der Schöpfung freuen wie jeder andere. Er ist nicht tot für häusliche Freuden; er findet an seinem eigenen Herd glückliche Verbindungen, ohne welche das Leben wirklich traurig wäre. Seine Kinder erfüllen sein Heim mit Frohsinn, seine Frau ist sein Trost und seine Wonne, und seine Freunde sind seine Erfrischung; aber er wird euch sagen, dass er in all diesem nicht so wesentliche Wonne findet als in der Person seines Herrn Jesus. Brüder, hier ist ein Wein, wie ihn kein Weinberg auf Erden jemals liefert; hier ist ein Brot, das selbst die Kornfelder Ägyptens nicht hervorbringen könnten. Wo wir sahen, dass andere ihren Gott in irdischen Annehmlichkeiten fanden, da sagten wir: „Ihr mögt euch des Goldes, des Silbers und der Kleidung rühmen; ich will mich freuen in dem Gott meines Heils.“

      Nach unserer Überzeugung sind die Freuden der Erde im Vergleich zu Jesus, dem Himmelsmanna, wenig besser als die Treber für das Vieh. Ich wollte lieber ein wenig von Christi Liebe und von seiner Gemeinschaft als eine ganze Welt voll fleischlicher Wonnen. Was ist die Spreu gegen den Weizen? Was ein Traum gegen die herrliche Wirklichkeit? Was ist dieser Zeit Freude in ihrem besten Schmuck im Vergleich zu unserem Herrn in seinem verachtetsten Zustand? Wenn ihr etwas von dem inneren Leben wisst, werdet ihr alle bekennen, dass unsere höchsten, reinsten und beständigsten Freuden die Frucht von dem Baum des Lebens gewährt, der im Paradies Gottes wächst. Wie der Prediger sagte, so sagen wir: „Ich sprach zum Lachen: Du bist toll! und zur Freude: Was machst du?“ „Eitelkeit der Eitelkeiten; es ist alles eitel.“ Alle irdische Seligkeit ist von der Erde und irdisch, aber die Tröstungen der Gegenwart Christi sind gleich ihm himmlisch. Wir können unsere Gemeinschaft mit Jesus überschauen und finden keine Leere darin; in diesem Wein ist kein Bodensatz, in dieser Salbe keine tote Fliege. Die Freude am Herrn ist wirklich und fortwährend, und sie ist in Zeit und Ewigkeit wert, genannt zu werden „die einzige wahre Wonne“.

      Wir können deutlich sehen, dass dem Gläubigen Christus so köstlich ist, weil es außer Christus für ihn nichts Gutes gibt. Gläubige Seele, hast du nicht inmitten der Fülle einen schmerzlichen Hunger empfunden, wenn dir dein Herr fehlte? Die Sonne schien, aber Christus hatte sich verborgen, und die ganze Welt war dir dunkel. O welche heulende Wüste ist diese Welt ohne meinen Herrn! Wenn er sich in seinem Zorn nur einen Augenblick vor mir verbarg, verdorrten die Blumen meines Gartens, meine schönen Früchte verfaulten, die Vögel ließen ihren Gesang verstummen und schwarze Nacht senkte sich auf alle meine Hoffnungen hernieder. Nichts kann die Gemeinschaft des Heiles ersetzen;

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