Buchreihe:Respekt - Wirtschaft -. Joe Martin

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Buchreihe:Respekt - Wirtschaft - - Joe Martin

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In einer Welt, in der ständig von respektlosen Menschen versucht wird, durch politische Einflussnahme mehr Profit zu machen, und durch Umgehungsmanöver Regeln gelockert und umgangen werden, wird die Ungleichheit größer und immer mehr Menschen wird es schlechter und schlechter gehen. Zwangsläufig.

      Das war kriminell von Anfang an – Cum-Ex-Betrug

       „Wollen wir wirklich in einer Welt leben, in der jeder jeden bescheißt?“, dies waren die Worte, die der Vorsitzende Richter in einem Prozess zu einem der größten Wirtschaftsskandale sprach, die Deutschland je erlebt hat. Der Betrugsskandal ist momentan am Köcheln, denn die Angeklagten beziehungsweise die Verurteilten im sogenannten Cum-Ex-Betrug haben ihr Recht auf Berufung in Anspruch genommen.

       Roland Zickler ist einer der Richter, die kein Blatt vor den Mund nehmen. In einfachen Worten wusch er den Angeklagten den Kopf. Klar und deutlich waren seine Worte, auch wenn er immer versuchte alle Aspekte zu hören. Also auch die der Angeklagten.

       Er fragte, vielleicht weil er es selbst nicht glauben konnte, bezüglich der Rolle der im Jahr 1798 gegründeten, angeblich „renommierten“ Bank M.M.Warburg & CO (AG & Co.) KGaA: „Und da kommen Sie hin und verkaufen denen den Griff in die Staatskasse, und da geht keinem von denen die Augen hoch?“ Der Angeklagte Frey antwortete: „Nein, es habe keine moralischen Skrupel gegeben, es sei immer nur um Gewinnmaximierung gegangen.“

      Um mindestens 440 Millionen Euro wurde der Staat betrogen

       Diese Gewinnmaximierung hat den Steuerzahler schlappe 440 Millionen gekostet. Mindestens. Das ist der Betrag, um den es bei diesem ersten Prozess seit dem September 2019 ging. Wie groß der gesamte Schaden durch diese – laut Richter Zickler – kriminellen Machenschaften ist, wird sich noch herausstellen. Im Moment sind 55 Milliarden, also 55 Tausend Millionen, identifiziert. Etwas mehr als „nur“ 400 Millionen!

       Die Warburg Bank gibt sich indes weiterhin seriös. Auf der Webseite schreiben sie gleich ganz oben „Zuverlässigkeit ist eine der tragenden Säulen unseres Bankhauses. Sie ist die Grundlage für das gegenseitige Vertrauen zwischen Ihnen und uns als Ihrer Bank. Viele unserer Kunden sind bereits seit mehreren Generationen mit unserem Haus verbunden. In dieser dauerhaften und engen Verbundenheit kommt der Wert unserer Tradition ganz unmittelbar zum Ausdruck“. Und so weiter und so weiter. Bla bla bla …

       Immerhin verwenden sie das Wort „renommiert“ nicht. Das hatte der Zeuge Frey immer wieder verwendet, bis dem Richter die Hutschnur hochging und er anordnete: „Je länger ich Ihnen zuhöre, umso größere Probleme habe ich mit dem Adjektiv ,renommiert‘ - Bitte verwenden Sie den Begriff sparsam“.

       Scheinbar ist er der Meinung, dass Kriminelle nicht renommiert sein können und in unserer Gesellschaft keinen guten Ruf haben sollten. Ich werde auf diese großen Betrügereien der Turbokapitalisten weiter hinten im Buch noch genauer eingehen. Es wird um Millionen, Milliarden, ach was schreibe ich, es wird um Billionen, Millionen Milliarden Euro oder Dollar, Beträge mit 8 oder 9 Nullen gehen. Bleib am Ball, es wird spannend.

      Kleinere Machenschaften – Tönnies

       Zuvor drehen wir jedoch einmal ein kleineres Rad. Respektlosigkeit, Ausbeutung von Menschen und abscheuliche Machenschaften, die gegen jedes Tierwohl verstoßen, findet man leichter als die ganz großen Betrügereien.

       Ein gutes Beispiel ist der Fleischproduzent Tönnies in Nordrhein-Westfalen. Er und sein Unternehmen sind das perfekte Negativ-Beispiel für den verlorenen oder nicht vorhandenen Respekt vor Menschen und dem Tierwohl. Obwohl der Skandal hohe Wellen schlägt, gerade zu der Zeit als ich diese Zeilen im Sommer 2020 schreibe, bin ich sicher, dass sich die Wogen glätten werden, die Menschen den Skandal schnell vergessen werden und alle wieder zum sogenannten „business as usual“ zurückkehren. Aber, weil der Fall Tönnies geradezu ein Paradebeispiel für die Perversionen des ungezügelten Kapitalismus darstellt, lohnt es sich an dieser Stelle, diese „Schweinerei“ einmal näher anzusehen.

      So eine Schweinerei

       Schweine müssen gefüttert werden. Mästen nennt man das. Völlig unabhängig, wie sie gehalten werden, sie müssen fressen, damit sie groß werden und damit man sie dann schlachten kann. Sie müssen gemästet werden. Das ist die Welt, in der wir heute leben.

       Die heutige Tierhaltung und das Mästen an sich hat mit Tierwohl gar nichts mehr zu tun. Unter schlimmsten Umständen werden die Tiere gehalten, damit sie schnell wachsen, richtig wachsen und damit sie so früh wie möglich schlachtreif werden. Aber allem voran steht eben die Fütterung. Weil in Deutschland nicht genügend Schweinefutter produziert wird, muss man es importieren.

       Deshalb findet man große Schweinefarmen und Schlachtbetriebe in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Futter kann günstig auf dem Seeweg dorthin geliefert werden und aus diesem Grund leben in den Landkreisen Vechta und Cloppenburg sechsmal so viele Schweine wie Menschen.

       Jeder Dritte arbeitet rund um diese Industrie. Man spricht zwar von Schweinezucht, aber es ist inzwischen eine Industrie. Eine Industrie wie die Auto- oder Tourismusindustrie, die Luftfahrt- oder die Computerindustrie. In der Schweinezucht geht es also auch industriell zu und Profit ist das Ein und Alles.

       Jedes Unternehmen muss automatisieren und Kosten sparen, wo immer es geht. Kosten sparen kann man, indem man Maschinen einsetzt, Prozesse standardisiert und automatisiert. Allerdings sind solche Maßnahmen sehr kostenintensiv und nur große Marktteilnehmer mit guten Verbindungen zum Kapital können sich einen solchen Ausbau leisten.

       Alleine deshalb sind sie dann auch immer wieder gezwungen weiter Kosten zu optimieren und zu automatisieren, damit die Investoren mit entsprechenden Gewinnen belohnt werden können. Einziges Ziel dieser Unternehmen ist Profit und noch mehr Profit. Es ist der ungezügelte Kapitalismus in Aktion.

      Einzelne Bauern haben keine Chance

       Mitmachen kann zwar jeder, aber durch den Zwang zur Automatisierung und das zur Verfügung stehende Kapital können nur große und rein auf Profit getrimmte Unternehmen gewinnen. Kleine Unternehmen oder gar einzelne Bauern haben keine Chance. Wer den Schweinen ein bisschen Lebensraum gibt, kann keinen Profit machen.

       Wer sich ein bisschen um das Tierwohl kümmert, kann keinen Profit machen. Wer sich also „dumm“ verhält, erhält auch keine Kredite und kann deshalb auch keine Profite an Investoren ausschütten. Wem das Tierwohl mehr wert ist als eine ordentliche Rendite, der wird abgedrängt von denen, für die Tiere nur industrielle Waren sind.

       Das führt zur Machtkonzentration. Konzerne entstehen, die die Regeln machen. 80 % aller Schweine werden von zehn großen Konzernen geschlachtet. Die Schlachterei Tönnies kommt laut Interessengemeinschaft der Schweinehalter auf ca. ein Drittel aller Schweineverarbeitung.

       Ein solch großer Marktanteil muss natürlich erkämpft und verteidigt werden. Ein solches Volumen muss organisiert werden und so strukturiert, dass es sich auch noch lohnt. Das Tierwohl spielt bei Tönnies keine große Rolle, weil die Schweine je dort eh nur geschlachtet werden. Allerhöchstens kann man analysieren, wie sie getötet werden und was mit den Tieren passiert, bevor sie getötet werden. Aber dort sind sicher keine großen Einsparungen zu erzielen.

      Kostensenkung

       Massive Kostensenkungen sind nur auf zwei Arten zu erzielen. Zum einen beim Einkauf der Schlachtprodukte, also der Schweine, und zum anderen bei der Haltung der anderen Tiere, die die Schweine verarbeiten. Wenn du jetzt kurz verwirrt bist, dann deshalb, weil ich die Menschen, die bei Tönnies schlachten, auch als Tiere bezeichnet habe. Biologisch gesehen sind wir ja auch nur Tiere. Wir haben zwar eine andere Gesellschaftsform als die Schweine entwickelt und können lesen und rechnen,

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