Gesicht der Angst. Блейк Пирс
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„Lass es uns trotzdem versuchen. John war ein gesunder Kerl, oder? Ein Fitness-Freak.“
„Sein Mitbewohner sagte, dass er fast seine ganze Freizeit im Fitnessstudio verbrachte. Er war topfit.“
„Und ein netter Kerl war er auch.“
Zoe zog eine Grimasse. „Er spendete Geld für wohltätige Zwecke und half sonntags in einer Suppenküche aus. Das bedeutet nicht unbedingt, dass er ein netter Kerl war. Viele Leute tun so etwas, weil sie etwas zu verbergen haben.“
„Du stellst nur Vermutungen an“, sagte Shelley und schüttelte den Kopf. „Wir können da nichts hineininterpretieren. Er hatte einen sauberen Lebensstil. Keine Drogen, keine Verurteilungen, nicht einmal Probleme am Arbeitsplatz.“
„Sie war das genaue Gegenteil.“ Zoe zeigte bei ihrer letzten Aussage auf ein Foto einer lächelnden Callie Everard, die in die Kamera strahlte und eine Bierflasche in der Hand hielt, während ein betrunken aussehender junger Mann seinen Arm um ihre Schultern legte.
„Nun, vielleicht auch nicht. Ja, sie hatte früher in ihrem Leben einige Probleme mit Drogen. Aber sie ging mit dreiundzwanzig Jahren in eine Entzugsklinik, schloss das Programm erfolgreich ab und hatte seitdem nichts mehr mit Drogen zu tun. Sie war seit ein paar Jahren clean. Wieder auf dem richtigen Weg.“
Zoe zog es in Betracht. „Vielleicht könnte da die Verbindung liegen. Beide führten ein sauberes Leben, wenn auch erst seit kurzem.“
„Du meinst eine Art Fitnesskult oder so etwas?“, fragte Shelley.
Zoe warf ihr einen finsteren Blick zu.
„Na ja, es ist möglich“, sagte Shelley. „Sieh dir nur mal den ganzen Kram mit den Heimtrainern an. Und dieser Selbsthilfekult, der die Frauen dazu gebracht hat, mit dem Gründer zu schlafen und ihm ihr ganzes Geld zu schenken.“
„Okay, ich denke, in diesem Punkt muss ich dir zustimmen.“ Zoe war nicht mit allen Einzelheiten vertraut, aber sie hatte gehört, wie die Fälle erwähnt wurden. Shelley hatte in gewisser Weise Recht. Man wusste nie wirklich, was unter der Oberfläche vor sich ging, bis man sich tief genug hineingegraben hatte.
Sie sah sich Fotos von beiden an und suchte nach Gemeinsamkeiten. Solche Fälle waren immer frustrierend. Mit einem einzigen Opfer konnte man die Beweise zielstrebig analysieren und sich auf jedes kleine Detail dieser einen Person fixieren. Bei drei oder mehr Opfern hatte man genügend Datenpunkte, um ein Muster zu bilden. Um zu erkennen, dass der Mörder eventuell nur in bestimmte Regionen reiste oder nur Blondinen unter 1,70 m im Visier hatte oder dass an jedem Tatort ein bestimmtes Muster gefunden wurde.
Mit zwei Opfern war es viel schwieriger. Man konnte die Dinge nicht auf die gleiche Weise zusammensetzen. Eine zahlenmäßige Ähnlichkeit könnte ein Zufall sein, der durch ein neues Opfer wieder zerstört werden würde. Man könnte bemerken, dass es sich bei beiden Alterszahlen um Primzahlen handelte, nur damit sich das später wieder als bedeutungslos erwies. Man konnte nicht erkennen, was wichtig und was nur eine falsche Fährte war, die das eigene Gehirn, ohne wirkliche Absicht, zusammengebastelt hatte.
„Es gibt eine Sache, die sie gemeinsam haben“, sagte Zoe und klopfte auf die Bilder. „Tätowierungen. Dowling hatte einen Tiger auf seinem linken Bizeps. Everard hatte eine Rose aus Punkten auf dem rechten Oberschenkel. Sie war auf dem Weg zu einem Freund, um sich ein neues Motiv auszusuchen.“
Shelley zuckte die Achseln. „Rechtfertigt das wirklich eine Verbindung? Viele Menschen haben Tattoos.“
Zoe blätterte durch die Fotos und bemerkte weitere Tattoos, die auf verschiedenen Aufnahmen zu sehen waren. Sie stammten fast alle von den Social-Media-Profilen der Opfer, und es sah so aus, als seien beide stolz darauf gewesen. Stolz darauf, sie zu zeigen. Hatte das etwas zu bedeuten? „Sie hatten beide mehr als ein Tattoo. Schau mal. Beide waren quasi voll davon. Dowlings ganzes Bein, bis hinunter zum Fuß, war mit ihnen bedeckt. Und Everard hatte noch welche auf ihrem Rücken und Bauch.“
„Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob das wirklich etwas bedeutet. Es ist heutzutage einfach eine kulturelle Sache.“
Zoe rümpfte die Nase. „Eine kulturelle Sache?“
„Ja, klar. Ist dir das bisher nie aufgefallen? Viele Leute lassen sich jetzt mit Anfang zwanzig tätowieren. Sie bedecken ihren ganzen Körper. Sogar Gesichter und Hände. Viele Promis zum Beispiel. Justin Bieber, Ariana Grande und so. Rapper, Sänger und sogar Sportler. Das ist im Moment halt cool.“
„Tattoos im Gesicht oder auf den Händen klingt nach einer wirklich schlechten Idee“, sagte Zoe und zog dabei eine Grimasse. „Stell dir mal vor, du kannst diesen Fehler, den du in jungen Jahren gemacht hast, nie wirklich verstecken, nämlich den Fehler, sich für immer etwas Dummes auf den Körper tätowieren zu lassen.“
„Irgendwo muss es doch noch eine Verbindung zwischen ihnen geben“, fuhr Shelley fort. „Ich wette, es war in ihrem Privatleben. Vielleicht kannten sie beide dieselben Leute. Aus einer Bar oder einem Club, eine Gruppe von Freunden, ein Cousin, der einen Cousin kannte. Vielleicht waren sie zusammen auf derselben Veranstaltung, ohne es überhaupt zu wissen. Wir müssen einfach weitergraben, bis wir es finden.“
Zoe nickte. „Nun, dann weiß ich, wo wir anfangen sollten.“ Sie nahm Callie Everards Akte und notierte sich die darin aufgeführte Adresse. „Der Freund, den sie besuchen wollte: Javier Santos.
KAPITEL SIEBEN
Zoe lief in dem kleinen Atelierraum umher und betrachtete die Illustrationen und Zeichnungen, die überall verstreut lagen. Ob Javier talentiert war oder nicht, konnte sie nicht beurteilen, dafür hatte sie nicht genug Ahnung von Kunst. Man sah allerdings sofort, dass er sehr produktiv war.
„Sind dies alles Entwürfe für Tattoos?“, fragte sie und versuchte, sie sich einzuprägen.
„Ja, klar.“ Javier nickte. „Die meisten von ihnen wurden schon benutzt. Ich kann Ihnen aber auch etwas Einzigartiges zaubern, wenn sie möchten.“
Zoe warf ihm einen Blick zu, um zu sehen, ob er einen Witz machte. Er meinte es anscheinend ernst, was das Ganze noch schlimmer machte.
„Ich glaube eher nicht“, sagte sie und hoffte, dass er das Thema nicht wieder anschneiden würde. Sie wollte die Befragung nicht jetzt schon ruinieren (noch bevor sie überhaupt angefangen hatte), indem sie ihm erzählte, was sie von Menschen hielt, die sich tätowieren ließen.
Besonders Tattoos wie diese hier: zufällige, wahllose Kunstwerke. Zoe konnte es gerade noch verstehen, wenn sich jemand die Karikatur eines Frauengesichts als Kunstwerk an die Wand hängen oder in ein Buch kleben würde. Aber es für den Rest des Lebens auf den Körper tätowieren zu lassen? Das Gesicht dieser Person zu tragen – dieser fiktiven Person, die weder einem selbst noch sonst jemandem etwas bedeutet, die nur aus den zufälligen Tagträumen eines Künstlers geboren wurde?
Es kam ihr wirklich seltsam, vor, und sie wusste nicht, ob sie jemandem vertrauen konnte, der bereit war, aus etwas so Bedeutungslosem ein dauerhaftes Statement zu machen.
„Wie Sie wollen.“ Javier zuckte mit den Achseln, offensichtlich störte ihn ihr Desinteresse nicht wirklich. „Ich weiß nicht, was ich mit dem Entwurf machen soll, den ich für Callie gemacht habe. Ich habe erst überlegt, ob ich ihn mir selbst stechen lassen soll, aber das könnte etwas seltsam sein.“
„Warum?“, fragte Zoe. Wenn jemand, der in einen Mordfall verwickelt war, dachte, dass etwas „seltsam“ erschien,