Jahrbuch der Baumpflege 2020. Группа авторов
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5.2 Xylotrechus chinensis
Seit 2018 neu auf der Warnliste ist auch Xylotrechus chinensis (Cerambycidae). Dieser Bockkäfer befällt hauptsächlich Maulbeerbäume (Morus spp.), aber auch Birnen (Pyrus spp.) und Weinreben (Vitis vinifera). Der Bockkäfer kommt ursprünglich in verschiedenen Ländern Ostasiens vor und ist inzwischen auch in Europa aufgetreten (Abbildung 2). In Spanien wurde 2013 ein erster Ausbruch in Katalonien gefunden. Der Käfer hat sich dort bereits etabliert und mittlerweile gelten im Befallsgebiet von ca. 44 km2rund 10–45 % der Maulbeerbäume als befallen (SARTO I MONTEYS 2018). Die Schäden entstehen im Stamm und in Ästen, wo sich die Larven entwickeln. Befallene Bäume werden geschwächt und sterben schließlich ab. Im Juni 2018 wurden auch in Sagunto und Almenara elf befallene Maulbeerbäume gefunden (EPPO 2018a).
Abbildung 2: Verbreitungskarte von Xylotrechus chinensis (EPPO 2019)
Im Jahr 2017 wurden in Griechenland Maulbeerbäume in der Nähe eines Hafens gefunden, die stark mit X. chinensis befallen waren. Bis 2018 wurden insgesamt ca. 200 befallene Bäume gefunden, die Ausbohrlöcher zeigten oder vertrocknet aussahen (EPPO 2018b). In Frankreich wurde 2018 ein Ausbruch von X. chinensis in einem Privatgarten gefunden. Bis Oktober 2019 gab es in Frankreich zwei Ausbrüche. Der Einschleppungsweg konnte nicht genau geklärt werden, aber man vermutet, dass in beiden Fällen Verpackungsholz eine Rolle gespielt haben kann, denn die Ausbrüche liegen in der Nähe von Häfen (EPPO 2018c; EPPO 2019b).
2017 wurden lebende Käfer von X. chinensis in Dekorationsmaterial aus Holz festgestellt, das aus China importiert werden sollte. 2019 wurde bei Einfuhrkontrollen ein Befall der Gattung Xylotrechus an Holzpaletten aus der Ukraine gefunden. Offensichtlich kommen also verschiedenartige Produkte aus Holz für eine Einschleppung des Bockkäfers infrage. Aufgrund der Beanstandung in Dekorationsmaterial führte das JKI eine Express-Risikoanalyse durch und die Sendung wurde begast, um den Schadorganismus abzutöten und eine Einschleppung zu verhindern. Es wird angenommen, dass sich der Schadorganismus eventuell auch in Deutschland ansiedeln kann (SCHRADER 2017a).
5.3 Dendroctonus valens
Seit Mai 2019 neu auf der EPPO „Alert List“ ist Dendroctonus valens (Scolytidae). Dieser Borkenkäfer befällt vor allem Kiefern-Arten (Pinus spp.), wurde aber gelegentlich auch an Fichten (Picea spp.) und Lärchen (Larix spp.) nachgewiesen. Der Borkenkäfer kommt ursprünglich in Nordamerika vor und wurde von dort nach China verschleppt (Abbildung 3), vermutlich mit Holzstämmen aus dem Westen der USA (FAO 2007). In China ist es zu großen Schäden auf einer Fläche von mehr als 700.000 ha Pinus-Beständen gekommen (GAO 2005). Es wird geschätzt, dass seit der Einschleppung nach China in den 1980er Jahren mehr als 10 Millionen Bäume diesem Schädling zum Opfer fielen. Aufgrund dieser großen Schäden wurde D. valens auf die Warnliste der EPPO gesetzt. Ein Auftreten in Europa ist bisher noch nicht bekannt geworden (EPPO 2019c).
Dendroctonus valens besiedelt vor allem den unteren Stamm und frei liegende Wurzeln der Bäume. Die Galerien der Larven in der inneren Rinde können die Bäume vollständig umfassen und letztlich den Baum zum Absterben bringen. Als erste Erkennungsmerkmale für einen Befall werden große, rötlichweiße rohrförmige Auswürfe beschrieben, die sich auf der Rinde zeigen oder als Pellets zu Boden fallen und am Fuße des Stammes sichtbar sind (FAO 2007). Es kann bei einem Befall mit dem Borkenkäfer auch zu einem Befall mit verschiedenen Pilzen kommen, die mit den Käfern assoziiert sein können. Leptographium procerum wurde bei Befall in China isoliert und ist vermutlich zusammen mit dem Käfer nach China eingeschleppt worden (SUN et al. 2013).
Abbildung 3: Verbreitungskarte von Dendroctonus valens (EPPO 2019)
5.4 Chrysobothris femorata
Im Oktober 2019 wurde der Flachköpfige Apfelbaumbohrer Chrysobothris femorata (Buprestidae) auf die Warnliste der EPPO gesetzt, nachdem der Käfer bereits 2017 bei der Einfuhrkontrolle in Stämmen von Juglans nigra gefunden wurde, die aus den USA nach Deutschland importiert werden sollten. Auch eine Risikoanalyse aus Norwegen zu Hackschnitzeln wies auf ein phytosanitäres Risiko des Schädlings hin. Der Flachköpfige Apfelbaumbohrer ist in Nordamerika heimisch und kommt bisher in Europa noch nicht vor (Abbildung 4). Die Express-Risikoanalyse des JKI ergibt jedoch, dass sich C. femorata in Deutschland und Europa ansiedeln und erhebliche Schäden hervorrufen könnte (SCHRADER 2017b).
C. femorata ist polyphag und befällt mehr als 30 Laubbaumarten wie beispielsweise Arten von Acer, Malus und Populus, aber auch Carpinus, Crataegus, Ulmus und Prunus (EPPO 2019d). Er legt Eier unter der Rinde oder in Rindenrisse ab, wobei er häufig gestresste Bäume oder neu gepflanzte, aber gesunde Bäume bevorzugt. Die Larven fressen das Phloem und das Splintholz von Stämmen und Zweigen und überwintern teils in langen Fraßgalerien, die bei jungen Bäumen den gesamten Stamm umfassen können. Die Adulten fressen an den Blättern. Da der Käfer einen Großteil seines Lebenszyklus im Bauminneren verbringt, ist ein frühzeitiges Auffinden eines Befalls schwierig (SCHRADER 2017b).
Abbildung 4: Verbreitungskarte von Chrysobothris femorata (EPPO 2019)
6 Neuer Schadorganismus oder neue Schäden durch andere Ursachen
Nicht immer ist klar, ob neu beobachtete Schäden an Pflanzen auch auf ein neues Auftreten eines Schadorganismus zurückzuführen sind. Durch veränderte Bedingungen, beispielsweise des Klimas, können lange etablierte, unter ursprünglichen Bedingungen eher harmlose Organismen erhebliche Schäden verursachen. Der Pilz Neonectria neomacrospora gilt als ursächlicher Erreger der Komplexerkrankung Tannen-Rindennekrose an Tannen (Abies sp.). Aufgrund heftiger Ausbrüche in Tannenbeständen in Skandinavien seit 2008 wurde vermutet, dass der Pilz neu in der EU ist. Daher wurde N. neomacrospora 2017 in die EPPO-Warnliste aufgenommen. Expertenbefragungen, alte Herbarbelege und Literatur legen allerdings nahe, dass der Pilz schon seit mindestens 1887 in der EU vorkommt. Das verstärkte Auftreten und die erheblichen Schäden der Krankheit bis hin zum Absterben der Bäume sind vermutlich auf zunehmend günstige Klimabedingungen für die Tannenstammlaus zurückzuführen, die einen weiteren essentiellen Bestandteil der Komplexerkrankung darstellt. Obwohl sich mittlerweile ein hohes Schadpotenzial zeigt, werden amtliche Maßnahmen aufgrund der weiten Verbreitung des Schadorganismus nicht für zielführend gehalten (WILSTERMANN et al. 2019).
7 Schlussfolgerungen