Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker

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Sammelband 6 Extra Western September 2018 - Alfred Bekker

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still. Hier oben regte sich nichts. Sogar der ständig fächelnde Wind hatte sich um diese Nachtstunde total gelegt.

      Ahnungsvoll, sah ich hinauf zu den Gipfeln dieser Felsgiganten. Ich kannte nur von zweien den Namen. Den einen, den höchsten, nannten sie Union Peack. Er war über viertausend Meter hoch. Ein Stück weiter ragte eine andere Spitze empor, und das sollte, so hatte mir Weber gesagt, der Fremont Peak sein. Auch so ein Gigant von über viertausend Metern.

      Es war Mondschein. Das volle Licht des Erdtrabanten ließ den Schnee von oben auf den Bergen bläulich erscheinen; darunter waren die Felsen violett bis schwarz.

      Als ich so da hinaufblickte, hatte ich zum ersten mal das Gefühl, dass nicht alles so glatt gehen würde, wie es von uns vorausberechnet war. Natürlich hatten wir Schwierigkeiten einkalkuliert. Von Weber, der sich hier oben recht gut auskannte, wussten wir eine Menge über die Berge. Vor allen Dingen der Captain hatte viele Erfahrungen, was das Gebirge anging. Er war vor drei Jahren noch hier oben gewesen, bevor sie ihn nach Arizona gegen die Apachen geschickt hatten. Und hier in den Bergen, das hatte er uns gesagt, konnte man schon einige Überraschungen erwarten. Und beiläufig hatte er einmal von einem Schneesturm im Juni erzählt.

      Jetzt war Juli! Ich konnte mir keinen Schneesturm dort oben vorstellen. Der Schnee da oben glänzte am Tag, wenn die Sonne draufschien. Auch jetzt tat er es im Mondlicht. Das war der Beweis, dass die oberste Schicht angetaut war und nachts wieder gefror.

      Ich war noch nie im Leben auf so einem Felsgiganten gewesen; nicht in dieser Höhe. Aber der Captain hatte uns erzählt, dass die Luft da oben ziemlich dünn war und alle Anstrengung doppelt auf den Körper einwirkte. Deshalb hatten wir nicht zuviel Gepäck mitgenommen. Vor allen Dingen Proviant.

      Was mich etwas beunruhigte, war noch immer der Mangel an Wild. Wir hatten heute, statt frisch Erlegtes zu verzehren, von unserem mitgenommenen Proviant nehmen müssen. Er musste lange reichen. Wer wusste, ob es da oben etwas gab. Zwar hatte der Captain behauptet, da oben sei es besser als hier unten, aber ich hegte da, ehrlich gestanden, erhebliche Zweifel.

      In dieser ersten Nacht geschah nichts. Auch der nächste Tag ging gut vorüber. Wir bemühten uns, unsere Kräfte einzuteilen und ließen den Tieren Zeit. Und als es steiler wurde, saßen wir ab und führten Pferde und Maultiere bergauf. Der Captain hatte jetzt die Führung übernommen. Er nahm sich Zeit, aber wir kletterten stetig weiter.

      An diesem zweiten Tag machte sich schon bemerkbar, wer das Marschieren nicht gewohnt war. Das galt am meisten für Winnigall, John Colfax, Bill Belknap und Jesse Richmond. Zum Teil galt es auch für mich selbst. Der Captain, Weber und Joshua schienen eine Ermüdung infolge des Marschierens überhaupt nicht zu kennen. Bei dem Schwarzen kam es mir so vor, als würde der mit jedem Schritt, den er bergauf ging, lebhafter.

      Ich merkte bei mir selbst, dass ich die letzte Zeit sehr viel geritten war. Das Laufen war ich so richtig nicht mehr gewohnt, aber ich hatte Mokassins angezogen, um nicht in den hochhackigen Reitstiefeln laufen zu müssen. Abe, John, Jesse und Bill hatten auf meinen Rat hin auch vorgesorgt. Trotzdem ging besonders Bill am Abend dieses zweiten Tages, wie er selbst sagte, „auf den letzten Füßen“. Er hatte sich Blasen gelaufen und schlurfte mit Mühe die letzten Schritte bis zum erwählten Lagerplatz.

      Dieser Lagerplatz ließ uns schon ahnen, dass wir nicht immer so wunderbar die Nacht verbringen konnten wie tags zuvor. Zwar befanden wir uns wieder in der Nähe eines kleinen Wasserfalls, der von einem herunterstürzenden Bach verursacht wurde, aber es existierte praktisch keine ebene Fläche. Nicht einmal der Pfad, den wir heraufmarschiert waren, hatte sich verbreitert. Aber noch war es überhaupt kein Pfad. Wir wussten nicht, wie es weiter oben aussehen würde. Da gab es nur Vermutungen.

      Den Goldsucher hatte ich nicht mehr fragen können. Auf seiner Karte, die Abe in der Tasche hatte und ab und zu herausnahm, existierte nur eine gestrichelte Linie. Doch bis jetzt stimmte die Zeichnung sehr genau mit den landschaftlichen Gegebenheiten überein. Der Pfad, dem wir folgten, verlief auf einen Bergeinschnitt zu, und ich glaubte, dass dort so eine Art Pass sein musste, den wir überqueren mussten. Was hinter diesem Einschnitt lag, wusste keiner von uns. Auch der Captain nicht.

      An diesem zweiten Abend wurden wir schon etwas schweigsamer. Und es stellte sich auch heraus, dass Bill nicht der einzige war, der sich Blasen gelaufen hatte, auch Abe schien wunde Füße zu haben. Aber da wurde nicht viel Aufhebens gemacht. Abe schwor auf Rindertalg und schmierte sich damit die Füße ein, während Bill dem Rat Otto Webers vertraute und eine Salbe benutzte, die Weber in einer Blechdose bei sich führte. Es sollte sich heraussteilen, dass diese Salbe besser als Rindertalg war. Aber der Vergleich war erst am nächsten Tag möglich.

      Es herrschte eine allgemeine Spannung. Die Fröhlichkeit war wie weggeblasen. Der erste, wirklich anstrengende Tag lag hinter uns, obgleich es keine Komplikationen gegeben hatte. Aber die Steigungen hatten erheblich zugenommen. Wir mussten den ganzen Tag zu Fuß gehen, die Möglichkeit, im Sattel zu sitzen, bot sich nicht mehr. Sie sollte sich auch am nächsten und am übernächsten Tag nicht bieten.

      Am nächsten Tag dann erwartete uns eine handfeste Überraschung. Der Weg, so schmal, dass gerade ein Pferd auf ihm gehen konnte, fiel linker Hand von uns steil ab, rechts ragten die Felsen auf. Im Laufe des Vormittags erreichten wir eine Stelle, wo ein Felssturz stattgefunden hatte und unser Pfad jäh endete. Diese schmale Felsstufe, der wir bis hierher gefolgt waren, wurde von dem Felssturz unterbrochen. Der hatte die halbe Wand mitgenommen, und es ging nicht weiter.

      Es war nicht einmal möglich, dass wir an den Tieren vorbeikamen, um nach vorn zu gehen. So schmal war die Felsleiste, auf der wir uns befanden. So konnten wir uns nur zurufen, aber damit taten wir keinen Schritt mehr nach vorn.

      Der Captain rief nach hinten:

      „Unser Pfad ist von einer Lawine weggerissen worden. Die Geröllstrecke ist etwa fünfzig Schritt breit. Man müsste versuchen, hinüber zu kommen. Aber das Geröll ist lose. Die Tiere werden abrutschen. Ich werde sehen, dass ich eine Gasse anlegen kann.“

      Da hatten wir unser erstes Problem. So etwas lässt sich niemals vorausberechnen. Das Aller schlimmste war, wir konnten die Tiere nicht wenden, wir konnten nicht einmal nach vorn. Aber das mussten wir, denn der Captain konnte ja diese Gasse, die er anlegen wollte, nicht allein schaufeln.

      Auf allen vieren wie ein Tier arbeitete sich Abe Winnigall unter dem Maultier des Captains nach vorn. Jetzt waren sie schon zwei, und er hatte seinen Spaten mitgebracht.

      „Schafft ihr es?“, rief Weber, der ziemlich in der Mitte des Zuges war.

      „Wir versuchen es!“, brüllte Abe nach hinten.

      Ich war übrigens ganz am Schluss. Jetzt verfluchte ich diese Tatsache natürlich.

      Es hieß warten. Was die beiden da vorn schaufelten, konnte ich mir denken.

      Die Lawine hatte eine Art Straße in den Felsen gerissen. Man hätte auch Fluss dazu sagen können. Es ging steil hinunter; aber dennoch war Geröll liegen geblieben. Schon ein Tritt auf diese Geröllstrecke konnte alles erneut in Bewegung setzen. Der Schotter würde dann wie Wasser fließen; steil genug war es dafür. Und nun versuchten die beiden vorn Geröll abzuschippen, so etwas wie einen Pfad, eine Ebene zu bauen. Und ich konnte mir vorstellen, dass immer wieder neues Geröll von oben nachrutschte.

      Aber nun hatten wir wenigstens Glück im Unglück. Dadurch, dass diese Lawine offenbar schon vor längerer Zeit niedergegangen war, vielleicht schon im vorigen Jahr, hatte sich das Geröll gesetzt. Es lag fester, als wir zu hoffen wagten. Und nach vier Stunden hatten die beiden so eine Art Gasse geschaffen. Zuerst führten sie das Maultier des Captains hinüber; einer nahm es vorn, der andere ging

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