Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker

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Sammelband 6 Extra Western September 2018 - Alfred Bekker

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drüben sind noch die Pferde!“, rief mir Weber zu. „Wir müssen versuchen, sie zurückzutreiben.“

      Wir liefen auf die Felswände zu.

      Plötzlich krachte wieder ein Schuss! Und unmittelbar danach sah ich einen Schatten tief über dem Boden dahinhuschen: ein Puma!

      Ich riss mein Gewehr hoch und schoss. Gleichzeitig hatte Weber geschossen. Seine Sharps donnerte wie eine Kanone. Und der Puma überschlug sich plötzlich, stieß ein eigenartiges Geräusch aus und blieb dann liegen.

      „Ich glaube, wir haben ihn beide getroffen“, rief Weber keuchend, als er zu dem erlegten Puma hastete.

      Plötzlich sah ich rechts von mir eine Bewegung, und ich hörte Jesse brüllen: „Es sind zwei! Es sind zwei!“

      Ein zweiter Puma! Er sprang, flog durch die Luft auf Weber zu.

      Ich hatte das Gewehr schon an der Hüfte, feuerte auf den fliegenden Schatten, hebelte durch ... aber es gab keinen zweiten Schuss, denn jetzt landete der Puma direkt auf Webers Rücken.

      Der alte Goldsucher stolperte nach vorn, stürzte, und ich jagte auf den Puma zu, holte mit dem Gewehrkolben aus, um zuzuschlagen, aber da rollte der Puma schon zur Seite, und Weber, der hingefallen war, richtete sich auf.

      Der Puma, zuckte noch, und ich wollte ein zweites Mal auf ihn schießen, doch Weber sagte:

      „Es ist gut. Du hast ihn verdammt gut getroffen. Danke.“

      „Bist du verletzt?“, fragte ich.

      „Oh nein, mein Junge. Er hat mich nur umgerissen. Da habe ich immer gedacht, ich stünde fest auf meinen Beinen. Ein schwerer Bursche.“

      Jetzt kamen sie von allen Seiten, auch Abe mit der Fackel. Da sahen wir sie liegen.

      Jesse tauchte auf. „Habt ihr sie erwischt? Da drüben sind noch zwei. Denen habe ich ein paar vor den Latz geknallt. Aber, zum Teufel, sie haben zwei von unseren Maultieren erwischt. Wir müssen danach sehen Die Tiere sind weggelaufen. Aber ich wette, sie sind schwer verletzt.“

      Das eine fanden wir wenig später. Ihm war von einem Puma der Bauch aufgerissen worden. Die Gedärme hingen heraus. Aber das Tier stand noch; stand mit hängendem Kopf, die Ohren zur Seite. Ein entsetzlicher Anblick. Ich ging hin, nahm meinen Revolver und gab dem Tier den Gnadenschuss. Damit war es von seinen Qualen erlöst.

      „Es ist mein Tier“, sagte Joshua. „Jetzt hab’ ich nur noch eins.“

      Er irrte sich. Er hatte keins mehr. Denn das andere fanden wir wenig später. Es hatte sich noch bis zum Wasser geschleppt und war dort zusammengebrochen und vielleicht sogar im Wasser ertrunken, weil ihm die Kraft gefehlt zu haben schien, sich weiter zum Ufer zu schleppen.

      Wir zerrten das Tier heraus. Trotzdem meinte ich im Schein der Fackel gesehen zu haben, dass sich das Wasser an dieser Stelle schon rot gefärbt hatte.

      Später stellte sich heraus, dass Weber doch etwas von dem Angriff des Pumas zurückbehalten hatte. Seine Jacke war hinten aufgefetzt und auf seinem Rücken zog sich eine blutige Spur von der rechten Schulter bis zur linken Hüfte. Joshua verarztete den alten Goldsucher.

      *

      VON DA AN DACHTE NIEMAND mehr an Schlaf. Es war übrigens zwei Uhr morgens, und nicht, wie ich gedacht hatte, kurz nach dem Einschlafen gewesen, denn es war auf Jesses Wache geschehen.

      Die Maultiere und die Pferde waren so aufgeregt, dass wir noch eine Weile brauchten, sie zu beruhigen.

      Als es dann hell wurde, häutete Bill Belknap die vier Pumas ab. Jener, der Weber angesprungen hatte, war ein Männchen. Die anderen waren Weibchen.

      Keinem von uns war aufgefallen, dass sich der Himmel zugezogen hatte. Wir bemerkten es erst, als es hell zu werden begann. Von der Sonne war nichts zu sehen. Die Gipfel der Berge waren von Wolken umhüllt. Dabei herrschte eine eigenartige Schwüle. Es war eigentlich so wie vor einem Gewitter.

      Wenn es Gewitter gibt, dachte ich, sollten wir uns einen besseren Platz suchen, einen, wo wir geschützt sind. Etwa unter überhängenden Felsen oder dergleichen. Ich wandte mich daher an den Captain.

      „Als ihr da oben wart“, fragte ich ihn, „und die zwei Dickhornschafe erlegt habt, gab es da irgend etwas, wo wir uns unterstellen könnten?“

      Offenbar hatte er auch schon daran gedacht, aber er schüttelte den Kopf. „Da ist nichts. Im Gegenteil. Dort besteht noch die Gefahr, dass wir eine Menge Zeug auf den Kopf bekommen; oder ist dir etwas auf gefallen?“, wandte er sich an Jesse.

      Der hatte zugehört und schüttelte den Kopf.

      Otto Weber, der an seinem Packen hantiert hatte, kam herüber. „Das gefällt mir nicht. Das sieht nach Gewitter aus. Gewitter hier in den Bergen sind eine schlimme Sache.“

      „Dann besser hier als irgendwo da oben“, meinte Colfax.

      „Ich weiß nicht“, erwiderte der Alte. „Soviel besser ist das gar nicht. Vielleicht sollten wir wirklich sehen, dass wir eine andere Stelle finden. Hier ist Wasser; das gefällt mir nicht. Wasser zieht die Blitze an. Wenigstens müssen wir an eine andere Stelle gehen. Weiter dort hinüber, wo die Sträucher sind.“ '

      Er war von allen der einzige, glaube ich, der richtig begriff, was uns hier drohte. Auch der Captain, der hier schon in dieser Gegend gewesen war, hatte hier sicher noch kein Gewitter erlebt. Denn er sagte:

      „Es wird genügen, wenn wir ein Stück vom Wasser weggehen. Ich glaube nicht, dass wir irgendwo anders sicherer sind als hier. Wir werden Sturmleinen über die Zelte spannen, da kann gar nichts geschehen.“

      Ich war skeptisch. Ich kannte das Hochgebirge., Nicht nur die Windböen waren gefährlich; das Schlimmste für uns bedeuteten die Blitze. Andererseits sagte ich mir, dass John Colfax recht hatte, wenn er meinte, wir wären woanders auch nicht sicherer als hier. Sollten wir also ruhig hierbleiben.

      Ohne ein Wort zu verlieren und sich um die Diskussion zu kümmern, die jetzt entbrannte, lief der Alte los und holte seine Maultiere. Eines davon drückte er Joshua in die Hand und sagte: „Darauf legst du deinen Packen.“ Dann lud er seine eigene Packlast auf, nahm sein Maultier am Zügel und marschierte los.

      „Wo willst du hin?“, rief ich ihm zu.

      „Ich hab’ es euch doch gesagt. Weg vom Wasser.“

      Joshua folgte Weber, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, dasselbe zu tun wie Weber.

      Abe Winnigall kratzte sich im Nacken, sah erst mich an, blickte dann auf Weber und Joshua, schnappte sich dann ebenfalls seinen Packen und tat es dem Goldsucher nach.

      In dieser Frage schieden sich bei uns die Geister. Der Captain hatte John Colfax und Bill Belknap auf seiner Seite. Jesse kam zu mir und sagte: „Ich mach’ es so wie du. Würdest du mir vielleicht mal verraten, was du machst?“

      „Mir gefällt keines von beiden“, erwiderte ich. „Der Alte ist da hinten nicht sicher, und hier am Wasser

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