Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker

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Sammelband 6 Extra Western September 2018 - Alfred Bekker

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      Otto Weber kam näher. Er hatte sich seine Pfeife angezündet, blieb dann neben uns stehen und sah interessiert auf die Karte. „Alles richtig?“, wollte er wissen.

      „Bis jetzt ja“, erwiderte ich. „Abe wundert sich nur über das Ausrufezeichen neben dem See.“

      Weber machte schmale Augen und blickte in die Runde. „Sieht an sich ganz friedlich aus, hier. Und ich glaube, die Jungs haben auch Glück gehabt und etwas erlegt. Da drüben, da kommen sie!“

      Er deutete zu der schmalen Schlucht hinüber und tatsächlich konnte ich die beiden sehen, wie sie den Schotterhang herunterkamen. Sie schienen etwas zu schleppen. Also hatten sie Wildbret erlegt. Gute Aussichten für uns alle.

      Mir fiel das Ausrufezeichen wieder ein. Ich sah Weber an und erkannte, dass er ebenfalls daran zu denken schien. Er biss sich auf der Unterlippe herum, strich sich nachdenklich über seinen gewaltigen Schnauzbart und meinte dann: „Er muss sich etwas dabei gedacht haben! Vor was will er warnen? Vor dem Wasser? Das Wasser scheint mir gut zu sein. Es ist kristallklar und riecht nicht schlecht. Und die Tiere saufen es, denn es wimmelt hier unten von Spuren und Fährten.“

      Ich nickte. Außer den Fährten der Dickhornschafe hatten wir auch Spuren von Pumas gesehen. Aber auch die von anderen kleineren Räubern, wie Mardern und Frettchen. Und natürlich gab es noch unzählige Abdrücke von Vogelfüßen.

      Ich sah Weber wieder an. Er war ein besonnener, ein ruhiger Mann, und er hatte mehr Erfahrung als irgendein anderer von uns. Das hatte ich sehr bald gemerkt.

      „Ich glaube nicht, dass es das Wasser ist“, meinte er. „Ich nehme an, die Gefahr droht von den Bergen aus. Felssturz vielleicht, Lawine. Aber die Felsen wirken massiv. Höchstens die Schlucht. Da drüben, wo die beiden jetzt kommen. Es sieht aus wie eine Lawinenstraße.“

      „Ich glaube, wir sollten uns nicht allzuviel Gedanken machen. Wir müssen eben wachsam sein“, erwiderte ich.

      Abe lachte. „Wachsam müssen wir sein, wenn wir Gold gefunden haben. Sieh dir die Jungs an! Die reden schon wieder von Gold und vom Reichtum. Sie teilen Dinge auf, die sie noch gar nicht besitzen.“

      Er blickte zu John Colfax und Bill Belknap hinüber, die sich lachend ausmalten, wie es sein würde, wenn sie beide reich wären. Bill sprach vor allen Dingen von Mädchen. Das schönste wäre ihm dann gerade noch gut genug.

      „Das ist noch harmlos“, meinte Weber mit einem kurzen Blick auf die beiden. „Aber wenn wir das Gold haben, geht der Ärger wirklich los. Es ist ein Zeug, das alle verrückt macht. Man muss schon sehr viel besessen haben, um kaltblütig zu sein. Ich glaube nicht, dass junge Menschen das überhaupt können. Man muss, denke ich, in meinem Alter sein, um damit fertig zu werden und sich zu beherrschen. Und auch da ist es noch schwer. Wenn man das erst in den Händen hält und sich ausmalt, was man dafür bekommen kann, dann geht es los. Es ist ein Teufelszeug. Ich hätte besser an diesem Trail nicht mitgemacht. Aber da seht ihr es. Auch ein Mann, der so alt ist wie ich, kommt nicht davon los. Es ist wie ein Rausch, der einen überkommt, wenn man es hat. Es beginnt schon, wenn man irgendwo fündig ist.“

      Ich hatte schon einmal Gold gesucht, mit sehr mäßigem Erfolg allerdings. Ich wusste nur, dass es eine unheimliche Arbeit ist, eine Schinderei. Und oft genug verdient man, wenn man so arbeitet, woanders dasselbe. Aber nirgendwo ist die Chance so groß, mit einem Schlag reich zu werden, so reich, dass man ausgesorgt hat. Aber die wenigsten Goldsucher, die reich geworden sind, haben diesen Reichtum richtig angelegt, haben etwas daraus gemacht.

      *

      WIR KAMEN NICHT MEHR dazu, weiter über dieses Thema zu sprechen, denn nun wurden die beiden Jäger mit großem Hallo begrüßt. Jeder von ihnen hatte ein Jungtier erlegt. Jungtiere waren um diese Jahreszeit schon fast erwachsen. Die nächsten Minuten vergingen mit dem Abhäuten, wobei am liebsten jeder geholfen hätte. Dann trat Joshua in Aktion. Er weidete die Tiere aus, strich ihr Äußeres mit Öl ein und bereitete die Spieße vor.

      Als das Wildbret schließlich über dem Feuer gedreht wurde, standen wir alle rundum und sahen erwartungsvoll, wie sich nach und nach der Braten zu bräunen begann. Joshua ließ es sich nicht nehmen, das Wildbret selbst zu begießen. Und obgleich keiner von uns nur einen Tropfen Alkohol getrunken hatte, brandete die Stimmung hoch. Wir sangen, und Jesse spielte dazu mit seiner Mundharmonika. Dann begann Abe Winnigall zu tanzen. Wir anderen standen im Kreis herum und klatschten den Takt mit den Händen. Indessen drang der Duft des Bratens immer deutlicher in unsere Nasen und ließ uns das Wasser im Mund zusammenlaufen.

      Unsere Tiere grasten und hatten seit Tagen wieder Frischfutter. Das Gras hier oben war ziemlich dünn, aber doch saftig genug, und es stand reichlich zur Verfügung, so dass die Maultiere und die vier Pferde sich nähren konnten. Allerdings mieden sie jene Stellen, wo die Dickhornschafe gefressen hatten. Aber.es war genug da, und unsere Tiere konnten sich das Futter im ganzen Bergkessel suchen. Weglaufen würde gewiss keines der Tiere.

      Allerdings mussten wir aufpassen. Die Pumaspuren waren eine eindringliche Warnung, und unsere Maultiere würden, wenn wir nicht über sie wachten, eine Beute der Pumas werden.

      Als es dunkelte, loderten die beiden Feuer so hoch, dass der Lichtschein an den Felswänden widerspiegelte. Der ganze Talkessel war von einem rötlichen Schimmer erfüllt.

      Die Braten waren längst gar, und Joshua hatte das Fleisch verteilt, soweit wir es gleich essen wollten. Das übrige wurde in Portionen zerlegt, mit feinem Salz außen bestreut und in erhitzte Leinensäcke gepackt. So konnte sich das Fleisch lange halten.

      Noch einmal schlug die Stimmung hohe Wellen. Wir sangen nach dem Essen, und schließlich debattierten wir wieder über das Gold. Stundenlang wurde von nichts anderem geredet. Jeder ließ seinen Träumen freien Lauf. Mir fiel allerdings auf, dass der alte Weber und ich diejenigen waren, die am wenigsten über Gold sprachen. Vielleicht war es das, was uns anzog. Wir saßen noch eine Weile beieinander und erzählten uns, aber was wir redeten, hatte mit Gold nichts zu tun.

      Schließlich teilte der Captain die Wachen ein, und ich bekam die letzte vor dem Morgen. Da wollte ich keine Zeit mehr versäumen und legte mich bald schlafen. Obgleich die anderen noch lachten, sangen und laut redeten, schlief ich schnell ein.

      Aber es sollte kein sehr langer Schlaf werden.

      *

      ICH HATTE DAS GEFÜHL, gerade eine halbe Stunde geschlafen zu haben, als mich ein Schuss weckte. Dass es ein Schuss war, begriff ich nicht sofort. Aber ich schreckte hoch, und da knallte es schon wieder. Ich sah etwas weiter entfernt aufblitzen und hörte dann Jesse Richmond brüllen: „Pumas! Jungs, Pumas! Kommt, helft mir!“

      Die beiden Feuer waren bis zur Glut heruntergebrannt, aber da hatte schon Abe Winnigall eine der Fackeln heraus, hielt sie in die Glut und schon brannte sie an.

      Als ich aufsprang, sah ich, wie Otto Weber mit seiner großkalibrigen Sharps-Büffelbüchse losrannte.

      Ich lief ihm mit meiner Winchester hinterher. Aber ich sah noch nichts Richtiges. Der Fackelschein hatte mich geblendet, und ringsum war es stockdunkel, wie es mir vorkam.

      Aber bald konnte ich die Umrisse der Gegenstände besser erkennen.

      Ein paar

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