Sammelband 6 Extra Western September 2018. Alfred Bekker

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Sammelband 6 Extra Western September 2018 - Alfred Bekker

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es wenigstens. Morgen geht die Wanderei wieder los. Und immer bergauf, mein Junge, immer bergauf! Wer weiß, was hinter dem Pass ist!“

      „Wenn es ein Pass ist“, erwiderte er. „Es sieht so aus, als ginge es dahinter immer noch weiter nach oben. Eine Himmelsleiter ist das, aber kein Weg.“

      Am nächsten Tag musste ich noch oft an seine Bemerkung von der „Himmelsleiter“ denken.

      *

      AUCH AM NÄCHSTEN TAG war strahlender Sonnenschein. Aber wir merkten, dass die Luft allmählich dünner wurde. Obgleich wir wenig tranken, schwitzten wir, und unsere Kleidung war durchnässt wie nach einem Regen. Auch die Tiere keuchten, schnaubten und wurden immer langsamer. Dabei hatten wir die Packlasten aufgeteilt, so dass die Reittiere auch einen Teil der Packlast schleppen mussten, denn zum Reiten bot sich offensichtlich vorerst keine Gelegenheit mehr.

      Am Morgen des nächsten Tages zogen wir beizeiten weiter. Noch am Vormittag erreichten wir das, was wir ursprünglich mal für einen Pass gehalten hatten. Es war nur kein Pass. Hinter diesem Bergeinschnitt ging es, genau wie John befürchtet hatte, weiterhin bergauf, und wir sahen von hier aus das gewaltige Felsmassiv des Union Peak. Es sah aus, als gäbe es in dieser Richtung kein Weiterkommen mehr. Und tatsächlich endete nach einiger Zeit diese Felsleiste an einem Schotterhang. Auch das waren Reste eines Lawinenniedergangs. Der Schotterhang reichte bis zu einem Felskamm hinauf. Ob wir wollten oder nicht, es gab gar keine Wahl. Wir mussten offensichtlich den Schotterhang empor und dann über den Felskamm hinweg.

      „Es wäre besser“, meinte Weber, „einer ginge voraus und sähe sich an, ob es da hinten auch irgendwie weitergeht. Dann können wir anderen auf sein Zeichen hin mit den Mulis und den Pferden versuchen hinaufzukommen.“

      Wir waren alle einverstanden. Ich meldete mich freiwillig, für die anderen zu erkunden. Ich machte das nun einmal gern.

      Ohne Pferd, nur mit dem Gewehr, arbeitete ich mich über den Schotter nach oben. Schon so war es schlimm genug. Immer wieder rutschte man weg, trat Gestein los, das dann in die Tiefe polterte und noch mehr loses Gestein mitriss. Jedesmal drohte es zu einer Lawine zu werden.

      Aber ich kam gut nach oben und erreichte den Felsenkamm. Bis jetzt würde es möglich sein, mit den Maultieren und den Pferden hinauf zu gelangen.

      Als ich mich umdrehte und zurück sah nach unten, sah ich meine Gefährten und die Tiere winzig klein in der Tiefe.

      Der Felsenkamm war höher, als sich von unten aus angesehen hatte. Aber ich fand so etwas wie einen Einschnitt, durch den man die Tiere bringen konnte.

      Nach Meinung des Captains, der sich aber nicht mehr sehr genau erinnern konnte, erstreckte sich hinter dem Felsenkamm ein weites Tal. Ich würde es gleich ergründen können. Zunächst war es wichtig zu erfahren, ob wir mit den Maultieren und den Pferden durchkommen würden.

      Tatsächlich gab es da oben in dieser gewaltigen Felswand einen Spalt, der von unten wie ein dünner Riss im Fels ausgesehen hatte, sich aber nun, da ich davorstand, als breit erwies. Breit genug, dass wir mit den Tieren hindurchkommen konnten und auch die Packlasten nicht abzuschnallen brauchten.

      Ich benötigte fast eine halbe Stunde, bis ich durch diesen schluchtartigen Einschnitt hindurch war. Und dann sah ich das Tal. Es lag, umgeben von gewaltigen Bergen, wie eine Schüssel vor mir. Ziemlich in der Mitte befand sich ein See. Sein Wasser wirkte von hier aus tiefblau. Die Bergriesen spiegelten sich mit ihren weißen Mützen in der Oberfläche des Wassers. Es war ein herrliches Bild.

      Ich blieb ein paar Sekunden lang stehen, um es mir anzusehen. Die Entfernung bis zu diesem See mochte schätzungsweise zwei Kilometer betragen. Man konnte sich täuschen in dieser glasklaren Luft, zumal der See weit tiefer lag als jene Stelle, auf der ich mich befand. Und dann entdeckte ich noch etwas. Um es genauer sehen zu können, zog ich das Spektiv aus der Tasche, stellte es auf Schärfe ein, suchte den Rand dieses Sees ab. Plötzlich sah ich sie: Dickhornschafe; wie von mir erwartet. Ich zählte mehr als zwei Dutzend. Überwiegend handelte es sich um Jungtiere.

      Sie schienen mich aber trotz der großen Entfernung gewittert zu haben. Der Wind stand auf sie zu. Ich beobachtete, wie sie die Köpfe hoben, und vor allen Dingen ein etwas seitlich stehender größerer Bock immerzu in meine Richtung starrte. Ganz genau konnte ich das nicht sehen. So gut war mein Spektiv nicht.

      Aber plötzlich machte dieser einzeln stehende Bock einen regelrechten Luftsprung und jagte dann auf den grünen Mattenhang zu, der rechter Hand zu einer der Steilwände hinführte, die den Rand dieses Bergkessels bildeten. Im selben Augenblick raste die gesamte Herde aus dem Stand heraus dem großen Bock nach. Sie entwickelte ein unheimliches Tempo, obgleich es ziemlich bergan ging.

      Dann verschwanden sie zwischen den Felsen. Es musste da eine Felsspalte oder eine Schlucht geben, die ich von hier aus nicht sehen konnte. Jedenfalls waren sie mit einem Mal weg. Aber es gab mir Hoffnung, dass wir Wildbret erlegen konnten. Und damit waren unsere Proviantprobleme wieder einmal gelöst.

      Dieses Tal sah so verlockend aus. Der herrliche See da unten, die grünen Hänge, die Felsen, die das Tal abschirmten, und der Sonnenschein, der alles schöner machte, der es regelrecht vergoldete. Dass dieses Tal für uns eine tragische Bedeutung haben sollte, ahnte ich nicht im entferntesten. Aber es war so.

      *

      ZUNÄCHST EINMAL SIGNALISIERTE ich den anderen, dass die Passage frei wäre, und sie kamen mit den Tieren herauf. Es dauerte dann noch gut vier Stunden, bis wir einen günstigen Platz in der Nähe des Sees erreicht hatten und dort unser Lager aufschlugen.

      Es war das erste gute Lager. Rundum Gras für die Tiere und auch für uns Aussicht auf frisches Fleisch. Der Captain und Jesse Richmond machten sich sofort auf die Jagd, während die anderen Brennmaterial holten, die Packlasten abluden, absattelten, Feuer schürten und unsere drei Kessel mit Wasser füllten und über die Feuer hängten.

      Übrigens konnte man hier vom See aus die Stelle gut erkennen, in der die Dickhornschafe verschwunden waren. Es war tatsächlich eine Schlucht. Nur nicht sehr breit. Der Grund stieg ziemlich steil an, und dort hinein waren der Captain und Jesse gegangen. Wir konnten sie aber nicht mehr sehen, aber wir hörten sie. Dann plötzlich fiel irgendwo in dieser Schlucht ein Schuss. Wie Donnerhall kam es aus den engen Felswänden heraus, und auf der anderen Seite dieses Bergkessels hallte das Echo wider. Unmittelbar danach fielen noch zwei Schüsse.

      „Das sieht aus, als hätten sie Erfolg gehabt“, meinte Abe, der sich zu mir gesellte und in den Händen ein Stück Riemen hielt.

      Ich nickte nur, sah auf den Riemen und entdeckte, dass der abgerissen war. Er stammte offenbar von der Verschnürung der Packlast. „Was ist damit?“, fragte ich. „Soll der geflickt werden?“

      Abe schüttelte den Kopf. „Nein, nein! Ich habe einfach kürzer geschnallt. Sag mal, Callahan, der Plan ist genau. Auch dieser See ist eingezeichnet. Aber da ist etwas, was ich nicht begreife. Sieh’s dir doch mal an!“ Er holte den Plan aus der Tasche, kauerte sich hin und schlug ihn auseinander. „Siehst du, hier ist der See.“ Er deutete auf eine Stelle der Skizze, wo der See tatsächlich eingetragen war. „Aber hier neben dem See ist ein Ausrufezeichen. Was könnte das bedeuten?“

      „Wir sollten den Captain fragen. Er ist doch schon einmal in dieser Gegend gewesen.“

      „Sagt

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