Ein glücklicher Mensch. Группа авторов

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mir. Du hast weder dich selbst noch die anderen benachteiligt, weder alles gegeben noch alles behalten. Du hast die goldene Mitte getroffen. Ich möchte, dass du mein Berater wirst.“

      Der reiche Herr ließ fünf Wagen voller Güter packen und verabschiedete den armen Mann würdevoll bis hinter das Tor. Und den wohlhabenden Bruder ließ er drei Tage hart arbeiten und ihn dann davongehen.

      Seitdem musste der arme Mann mit seiner Frau und seinen Kindern nie mehr Hunger leiden und lebte glücklich und zufrieden.

      EIN ALTER SOLDAT

      Es war einmal ein alter Soldat, der wurde aus der Armee entlassen. Da er sich noch rüstig fühlte und auch keine Familie und kein Zuhause hatte, suchte er nach einer neuen Arbeit. Er suchte sehr lange, konnte aber nichts finden. Einmal begegnete er einer alten Frau und erzählte ihr von seinen Sorgen. Die Alte sagte zu ihm:

      „Weit im Osten, in den öden Wüsten gibt es ein Glasschloss. In diesem Schloss lebt ein schwarzer Herr. Geh zu diesem Herrn und du bekommst eine Arbeit.“

      Der Soldat befolgte den Rat der Alten und ging in den Osten, um nach dem schwarzen Herrn im Glasschloss zu suchen.

      Am Abend legte er sich unter einen Apfelbaum. Der Apfelbaum raschelte mit seinen Blättern und fragte:

      „Wohin gehst du durch diese öde Landschaft, guter Mensch?“

      „Ich gehe zu dem schwarzen Herrn, der im Glasschloss lebt“, antwortete der Soldat.

      „Ich habe gehört, dass dieser Herr sehr viel weiß. Kannst du ihn fragen, wann ich Früchte tragen werde. Gestern waren hier Männer und sagten, wenn ich nächstes Jahr immer noch keine Früchte trage, dann werden sie mich fällen.“

      „Gut, ich frage ihn“, versprach der Soldat.

      Am nächsten Morgen ging er weiter, bis der Weg an zwei riesigen Bergen endete. Er konnte sie weder passieren noch umgehen, so steil und riesig waren sie. Ratlos stand er davor und bat die Berge:

      „Liebe Berge, seid doch so lieb und lasst mich durch.“

      „Und wohin gehst du?“, fragten die Berge.

      „Ich gehe zu dem schwarzen Herrn, der im Glasschloss lebt.“

      „Wir haben gehört, dass dieser Herr sehr viel weiß. Kannst du ihn fragen, wie lange wir hier noch Wache halten müssen. Wir vermissen das Leben.“

      „Gut, ich frage ihn“, versprach der Soldat.

      Die Berge teilten sich und ließen einen schmalen Weg frei.

      Der Soldat konnte ohne Weiteres durchgehen.

      So ging er weiter und kam an einen Fluss.

      Er schaute sich um: Es gab weder eine Brücke noch ein Boot, um den Fluss zu passieren. Er lief hin und her, fand aber keine Möglichkeit. So wandte er sich dem Fluss zu und bat ihn:

      „Lieber Fluss, sei doch so lieb und bring mich ans andere Ufer.“

      „Und wohin gehst du?“, fragte der Fluss.

      „Ich gehe zu dem schwarzen Herrn, der im Glasschloss lebt.“

      „Ich habe gehört, dass dieser Herr sehr viel weiß. Versprich mir aber, dass du diesen Herrn fragst, warum weder Fische noch andere Tiere in meinem Wasser leben.“

      „Gut, ich frage ihn“, versprach der Soldat.

      „Dann stell dich auf meine Wellen und ich bringe dich rüber.“

      Der Soldat stellte sich auf die Wellen, und der Fluss brachte ihn ans andere Ufer, so dass er sogar trocken blieb.

      Der Soldat sah schon von Weitem ein funkelndes Glasschloss. Er erreichte es noch vor Sonnenuntergang. Es war außergewöhnlich schön und von der untergehenden Sonne beleuchtet, funkelte es in allen erdenklichen Farben. Der Diener ließ den Soldaten in das Schloss herein. Kaum war er bei dem schwarzen Herrn, da sagte dieser zu ihm:

      „Ich weiß, du suchst eine Stelle. Die kannst du für ein Jahr haben, wenn du gute Dienste leistest.“

      „Darauf könnt ihr euch verlassen“, antwortete der Soldat. „Ich habe in der Armee gedient und während der ganzen Dienstzeit habe ich keine Rüge bekommen. Und ich habe dort lange gedient, bis ich alt wurde. Ihr könnt sicher sein, dass ich den Wünschen des Herrn gerecht werde.“

      Dann sagte der Herr zu seinem Diener:

      „Gib diesem Mann genug zu essen, bring ihn in sein Zimmer und gib ihm weiches Bettzeug. Ab morgen früh soll er Schafe weiden.“

      Am nächsten Morgen gab der Diener dem Soldaten eine Peitsche und eine Hirtenflöte und sagte:

      „Wenn du mit der Peitsche klitschst, werden sich die Schafe auf der Wiese verteilen, und wenn du mit der Hirtenflöte bläst, kommen sie alle wieder zusammen. Du musst nur aufpassen, dass die Wölfe keinen Schaden anrichten.“

      So begann der Soldat, die Schafe zu weiden. Er weidete sie gut. Es war ein Jahr vergangen: Alle Schafe waren heil und gesund, und der Soldat ließ keinen Wolf an die Herde heran.

      Am letzten Tag des Dienstjahres ließ der Herr den Soldaten zu sich kommen und sagte zu ihm:

      „Du hast gut gedient, jetzt darfst du um alles bitten, was du möchtest.“

      „Mein bester Verdienst ist, dass ich diese Arbeit hatte. Es war mir eine Freude. Ich möchte nur drei Fragen stellen, damit ich meine Versprechen halten kann, die ich dem Fluss, den zwei Bergen und dem Apfelbaum für ihre Hilfe gegeben habe.“

      „Das ist gut, dass du fragst, was du nicht weißt. Wer fragt, irrt sich nicht. Außerdem soll man seine Versprechen halten. Sie sind wie Schulden, man muss sie einlösen“, antwortete der Herr.

      Dann stellte der Soldat die Fragen:

      „Der Fluss hat mich auf seinen Wellen trocken ans andere Ufer gebracht, die Berge haben sich geöffnet und mich durchgelassen und der Apfelbaum hat mir eine sichere Übernachtung gewährt. Dafür haben sie mich gebeten zu erfahren, warum keine Lebewesen im Fluss leben, wie lange noch die Berge Wache halten müssen und warum der Apfelbaum keine Früchte trägt.“

      Der Herr antwortete:

      „Im Fluss werden sich Fische und andere Wassertiere vermehren, wenn der Fluss das erste lebende Opfer bekommt. Die Berge beenden ihre Wache, wenn sie wenigstens einen Menschen verschlucken, und der Apfelbaum wird Früchte tragen, wenn jemand das Gold unter seinen Wurzeln ausgräbt. Das sind die Antworten, die du weitergeben kannst. Ich möchte dir nur noch einen Ratschlag als Belohnung für deinen Dienst geben: Sei klug, wenn du ihnen dies erzählst, geh umsichtig damit um.“

      Der Soldat bedankte sich und ging denselben Weg zurück. Zuerst kam er zum Fluss. Der Fluss rief schon von Weitem: „Hast du den schwarzen Herrn gefragt, warum sich keine Lebewesen in meinem Wasser vermehren?“

      „Ja,

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