Steirertanz. Claudia Rossbacher

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Steirertanz - Claudia Rossbacher страница 4

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Steirertanz - Claudia Rossbacher

Скачать книгу

Liebling«, erwiderte er schmatzend.

      »Sascha!«, warnte ihn Sandra.

      Er grinste sie mit vollen Backen an.

      Sandra seufzte. »Na schön, was bleibt mir anderes übrig? Wenn du sofort aufbrechen möchtest, frage ich halt Andrea.«

      Bergmann schluckte den letzten Bissen hinunter. »Vergiss deine Zahnbürste nicht.«

      Sandra schnitt eine Grimasse. Als hätte sie nicht ohnehin immer eine gepackte Reisetasche für weiter entfernte Einsätze parat gehabt. Genervt nahm sie ihm den leeren Teller samt Kuchengabel ab und steckte beides in den Geschirrspüler. Dann holte sie zwei Flaschen Blanc de Blancs Sekt aus dem Kühlschrank und legte zwei neue nach.

      Zurück im Wohnzimmer überreichte sie die eisgekühlten Flaschen ihrer besten Freundin und bat sie, die Gäste weiterhin mit Getränken und den vorbereiteten Häppchen zu bewirten. Solange der Vorrat eben reichte. Zum Abendessen hatte sie glücklicherweise nicht eingeladen. Wohl wissend, dass sie schlimmstenfalls zu einem Einsatz gerufen werden konnte. Dennoch war es ihr unangenehm, dass es nun tatsächlich so weit gekommen war, entschuldigte sie sich zum Abschied bei ihren Gästen.

      Niemand schien ihr böse zu sein. Alle, außer ihr, waren bestens gelaunt. Auch Andrea wirkte wieder vergnügt.

      »Würdest du mir bitte ein Stück Torte aufheben?«, wandte sich Sandra noch einmal an sie.

      »Ich stell es dir in den Kühlschrank. Oder soll ich’s lieber einfrieren? Wer weiß, wann du wieder nach Hause kommst?«

      Sandra seufzte erneut. »Heute vermutlich nimmer. Hoffentlich morgen. Stell’s bitte in den Kühlschrank, ja?«

      »Wird gemacht. Ich schalte dann den Geschirrspüler ein, wenn die Party vorbei ist«, versprach Andrea.

      »Hast du meinen Wohnungsschlüssel mit?« Die Freundinnen hatten diese schon vor Jahren untereinander ausgetauscht. Für solche und ähnliche Notfälle, die bereits eingetreten waren und vielleicht noch eintreten würden.

      Andrea nickte. »Ich sperr die Tür dann ab.«

      Sandra lächelte die Freundin dankbar an, ehe sie Bergmann aus dem Wohnzimmer folgte.

      2.

      Kurz vor Stainach warf Sandra einen Blick auf das Armaturenbrett des zivilen Dienstwagens. Unterwegs war die Außentemperatur auf minus sechs Grad Celsius gesunken. Zehn Grad weniger als bei ihrer Abfahrt vor anderthalb Stunden in Graz, wo es für die Jahreszeit ziemlich warm war. Außer ein paar unergiebigen Flocken im November hatte es in der Landeshauptstadt in diesem Winter noch gar nicht geschneit.

      Auch den Jahreswechsel hatte Sandra bei Plusgraden im Freien gefeiert. Beim raketenfreien Silvesterspektakel am Hauptplatz, das nach Corona-bedingter Absage im Vorjahr heuer wieder stattgefunden hatte. Vereinzelt waren aus den Nebengassen der Altstadt verbotene Böller zu hören, noch weiter entfernt Raketen am Nachthimmel zu sehen gewesen. Am Hauptplatz selbst schossen die Wasserfontänen bis übers Rathaus hinaus in die Höhe, eindrucksvoll choreografiert zu Musik, Licht- und Feuereffekten. Was in einer klirrend kalten Winternacht geschehen würde, wenn das Wasser in der Luft gefror und als Eisregen auf die umstehende Menschenmenge herniederprasselte, wollte sich Sandra lieber nicht ausmalen. Oder würde das Silvesterspektakel bei Minusgraden abgesagt werden? Die extradicke Salzschicht, die vorsichtshalber auf dem Hauptplatz gestreut worden war, konnte kaum verhindern, dass dieser sich zumindest stellenweise in eine gefährliche Eisfläche verwandelte. Anscheinend vertrauten die Veranstalter auf die Erderwärmung. Auch Sandra konnte auf Eis und Matsch in der Stadt verzichten. Ein paar Bäume auf dem mit Beton versiegelten Hauptplatz, die an heißen Sommertagen Schatten spendeten und für Abkühlung sorgten, hätte sie sich dennoch gewünscht.

      Sie folgte weiterhin der Ennstal-Bundesstraße. Die Gipfel der verschneiten Berge leuchteten in der untergehenden Sonne. Heuer war der Schnee dort, wo er hingehörte. In den Alpen. Wenn auch nicht in solchen Massen wie im Winter 2019/20, als die Obersteiermark regelrecht im Schnee versunken war. Bis zu zehn Meter hohe Schneewehen hatte man damals am Altausseer Loser gemessen. Und auch andernorts Rekordwerte verzeichnet. Ein kurzes Schnaufen an ihrer Seite ließ sie zu ihrem Beifahrer hinüberblicken.

      Bergmann döste vor sich hin.

      Wenigstens konnte sie sich ungestört dem Verkehr und dem Alpenglühen widmen. Vor ihnen thronte Schloss Trautenfels auf einem Felsvorsprung über der Enns. Rechter Hand ragte der schneebedeckte Grimming eindrucksvoll in den Abendhimmel. Früher hatte man den mächtigen frei stehenden Gebirgsstock für den höchsten Berg der Steiermark gehalten. Jedoch reichte das Dachsteingebirge noch um einiges höher hinauf, bis zum Gipfel des Hohen Dachsteins auf fast 3.000 Meter.

      An der Ampel hielt Sandra an und setzte den Blinker, um gleich auf die Salzkammergutstraße abzubiegen, als Bergmann die Augen öffnete und sich umsah. Auf seiner Seite lag die Ortschaft Pürgg malerisch auf einem kleinen Felsplateau.

      »Na? Ausgeschlafen?«, erkundigte sich Sandra.

      Bergmann antwortete mit einem Gähnen.

      »Voll schön hier, gell?«, fragte sie rein rhetorisch. Sandra wusste genau, dass der gebürtige Wiener kein Freund der Berge war. Unabhängig von der Jahreszeit. Nomen est omen traf gewiss nicht auf Bergmann zu. Woher auch immer sich sein Familienname ableitete. Ebenso wenig konnte sich der Chefinspektor mit Bergbewohnern anfreunden. Was zumeist auf Gegenseitigkeit beruhte. Weiter als bis zum nächsten Grat oder Gipfel können die engstirnigen Provinzler nicht sehen, war er überzeugt. Selbstredend galt das für ihn auch im übertragenen Sinn. In einigen Fällen mochte er damit sogar recht haben. Sandra glaubte auch, dass die Mentalität der Menschen nicht zuletzt von der Landschaft geprägt wurde. Aber sie versuchte wenigstens, ihnen möglichst vorurteilsfrei zu begegnen. Selbst wenn das nicht immer ganz einfach war.

      Der Blick nach Tirol zeigte, dass Felix Mitterer mit seiner Piefke-Saga sogar noch untertrieben hatte. An Weitblick fehlte es im »Heiligen Land« so manchem, der auf Profite aus der Tourismuswirtschaft nicht verzichten wollte. Selbst wenn er Menschenleben gefährdete. Warum sonst hatte man Liftanlagen und Bars in Ischgl nach Bekanntwerden der ersten Covid-19-Fälle erst nach Tagen geschlossen? Wäre verantwortungsvoll und unverzüglich reagiert worden, hätte sich das Corona-Virus nicht dermaßen rasant in halb Europa verbreiten können. Aber nachher war man bekanntlich immer schlauer. Hoffentlich. Am Imageschaden und an den Schadenersatzprozessen hatte nicht nur Tirol, sondern ganz Österreich zu kiefeln gehabt.

      Bergmann blieb ihr eine Antwort schuldig und widmete sich seinem Smartphone.

      Sandra musste schmunzeln. Nicht zum ersten Mal fiel ihr auf, dass sie sich wie ein altes Ehepaar verhielten. Wenngleich sie nicht unterwegs in den Urlaub waren, sondern zu einem Einsatzort, um die Ermittlungen in einem mutmaßlichen Tötungsdelikt aufzunehmen.

      Endlich schaltete die Ampel auf Grün. »Schau mal, dort oben liegt Pürgg!«, sagte Sandra. »Der steirische Heimatdichter Peter Rosegger hat dem romantischen Örtchen seinerzeit den Namen ›Steirisches Kripperl‹ verpasst.«

      Bergmann blickte über seine Lesebrille hinweg und gähnte demonstrativ.

      »Die Häuser und Gassen drängen sich um zwei Kirchengebäude herum. Um die Pfarrkirche und die Johanneskapelle, die für ihre romanischen Fresken bekannt ist«, gab sie die Fremdenführerin. Weniger um Bergmanns Interesse zu wecken als aus Stolz auf ihre steirische Heimat.

      Ihr Beifahrer war längst wieder mit seinem Handy beschäftigt.

      »Jetzt

Скачать книгу