Moonlight Romance Staffel 3 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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Und im Handumdrehen stand er im Mittelpunkt des Interesses. Doch niemand hatte bislang auf dem Schiff eine Person mit einer solchen Maske herumlaufen sehen.
Doch der Eklat kam erst noch, als Jakob Fischbaum voller Stolz verkündete: »Und ich weiß, wer dieser Blutsauger ist!«
Im Nu war es mucksmäuschenstill geworden in der Lounge, selbst die Bordmitglieder, die mit dem Verteilen von Getränken beschäftigt waren und wenig oder gar kein Deutsch konnten, hielten den Atem an.
»Meine Frau hat ihn gesehen und zwar in genau dem Augenblick, als er seine Maske verloren hat. Und sie hat ihn erkannt!«
Der Rentner blickte sich beifallsheischend um, als habe er ein besonderes Verdienst daran, dass seine Frau etwas gesehen hatte. »Sie hat ihn erkannt!«, wiederholte er triumphierend.
»Wer ist es?« »Ist es ein Passagier oder ein Crewmitglied?« »Wie heißt das Ungeheuer?« So schwirrten die Fragen durcheinander.
»Es ist dieser Erste Steuermann!«, rief Fischbaum und sah sich triumphierend um. »Wie heißt er noch?«
»Arpad, mein Arpad?« rief Xenia in panischer Angst. »Das kann nicht sein! Arpad doch nicht!«
»Meine Frau hat ihn ganz sicher erkannt. Er hatte Ihre Freundin über die Schulter hängen und ist Richtung Gangway verschwunden.«
Jonny konnte Xenia gerade noch auffangen, ehe sie ohnmächtig zu Boden stürzte.
*
In der Nähe der »Tabula Trajana«, der Trajanstafel, die im Jahre 101 nach Christi Geburt zu Ehren des römischen Kaisers Trajan am nördlichen Ufer angebracht wurde, befindet sich auf der Südseite der Donau ein Eisentor, das eine natürliche Felsengrotte versperrt. Dieses Tor ist von enormen Ausmaßen und verschließt einen Stützpunkt der bulgarischen Binnenmarine. Gegenüber der in der Nähe errichteten kleinen Kirche, die Kilometer 967 schmückt, gibt es einen Zugang über eine Leiter, die mehrere Stockwerke in die Tiefe führt und über die diese Grotte erreichbar ist.
Normalerweise gehören die hier eingelagerten Flussfahrzeuge zur eisernen Reserve der bulgarischen Zivilverteidigung: Schnellboote, die mit jeweils einer Zwanzig-Millimeter-Kanone sowie mehreren Maschinengewehren ausgerüstet sind. Eins dieser Boote sticht allerdings aus der Menge der Fahrzeuge hervor: Die »Anti-Vlad«, was bedeutet »Gegen den Schlächter«, ist ein mit starker finanzieller Unterstützung der IAVA ausgerüstetes Einsatzboot, dessen Waffen geweihte Silbermunition verschießen und dessen Besatzungsmitglieder, alle in der Nähe des Standorts wohnhaft und nur im Alarmfall dienstverpflichtet, Reservisten sind, die normalen Berufen in der Umgebung nachgehen.
Der Alarm überraschte die Besatzungsmitglieder der »Anti-Vlad« im Schlaf, doch das regelmäßige Training für Einsatzbereitschaft und Kampfkraft zahlte sich aus: Innerhalb eine guten Stunde konnte der Wachhabende in der Grotte, der im 48-Stunden-Rhythmus Dienst tat, nach Sofia Kampfbereitschaft melden. Die IAVA wurde umgehend davon in Kenntnis gesetzt.
Parallel dazu war eine Hubschrauberstaffel in Bereitschaft versetzt worden; ein Erkundungshelikopter mit Nachtsichtgerät war sofort nach der Alarmierung in die Luft gestiegen und in der Nähe der »Danubia Queen« zu Boden gegangen. Frau Schmidt-Wellinghausen, von der IAVA in Genf mit der Koordinierung der Such- und Kampfeinsätze beauftragt, setzte sich umgehend mit dem Piloten in Verbindung, einem diensteifrigen Leutnant, der trotz der Dunkelheit unverzüglich mit der Suche nach Arpad und seiner Beute begann.
Was er allerdings an Erkenntnis sofort nach dem ersten Flug mitteilte, war das Nahen einer Schar von kampfbereiten Dörflern aus Dragovac, die sich fünf Kilometer vor der Anlegestelle 45 mit den beiden Fürstensöhnen in ihrem geländegängigen Fahrzeug getroffen hatten und nun im Schein von Fackeln den Weg suchten. Die Tatsache, dass Waffen zu erkennen waren, veranlasste den Piloten, den Rest der Hubschrauberstaffel anzufordern. Armbrüste mochten gemessen an heutiger Technologie veraltet sein, dennoch stellten die Bolzen, die daraus verschossen wurden, eine ernsthafte Bedrohung dar. Es gab sogar Hinweise, dass leichte Panzerungen, wie sie die Hubschrauber besaßen, von den Bolzen durchbohrt werden konnten.
*
Angelika war nur kurze Zeit ohne Bewusstsein gewesen. Als sie zu sich kam, lag sie auf hartem Untergrund. Ihr Kopf tat weh und als sie sich an die Stirn fasste, spürte sie Feuchtigkeit: Blut. Das erkannte sie, als sie ihre Finger betrachtete, die mit der Flüssigkeit in Berührung gekommen waren. Schlagartig kam ihr die Erinnerung zurück, was geschehen war.
Der nächtliche Gang im Schiff und das schwarze Monster mit seiner Maske, das ihr einen Hieb an die Schläfe versetzt hatte. Es hatte sie offensichtlich hierher verschleppt. Und dann kam es ihr siedend heiß: Jonny, was war mit Jonny? Hatte das Monster ihm auch etwas angetan, war er etwa verletzt? Oder schlimmer noch?
Sie richtete sich auf und sah sich um. Ihr war leicht schwindelig, wahrscheinlich war der Schlag an den Kopf daran schuld, doch sie riss sich zusammen.
Wo war das Monster, dieser Unmensch? Sie wollte aufstehen, doch da tönte aus dem nahen Gebüsch eine Stimme: »Sitzen oder liegen bleiben! Oder ich muss noch einmal zuschlagen, diesmal härter.«
Diese Stimme kannte sie. Sie kannte sie nur zu gut! Sie gehörte Arpad, Xenias Freund, den diese so sehr anhimmelte.
»Arpad?« fragte sie, blieb aber gehorsam sitzen. Noch einen Hieb gegen den Schädel wollte sie nicht riskieren.
»Das hast du nicht vermutet«, höhnte es aus dem Gebüsch. »Damit hat niemand gerechnet. Ich habe mich auch sehr zusammenreißen müssen, damit ich nicht eher erkannt wurde.«
»Aber warum ich? Warum hast du mich weggeschleppt?« fragte Angelika. Sie ahnte etwas, was sie sich nicht eingestehen wollte. Doch diese Ahnung sollte aufs Schlimmste bestätigt werden. Sie tastete an ihren Hals. Nichts!
»Wenn ich schon weglaufen muss, dann brauche ich doch Proviant«, bestätigte Arpad ihre Befürchtungen. »Noch habe ich dich nicht unter meinen Zähnen gespürt, doch gleich ist es so weit. Ich brauche Nahrung. Ich muss nur einen kleinen Augenblick verschnaufen, dann kommst du dran.«
*
Der Erkundungshelikopter behielt die auf den Anlegepunkt 45 zumarschierende Gruppe im Auge. Wegen der dicht stehenden Bäume und der Enge der Wege, die durch von Stürmen umgerissene Bäume teilweise blockiert wurden, waren die Reiter abgestiegen und auch die Fürstenbrüder waren aus dem Geländewagen ausgestiegen und marschierten an der Spitze des Zuges. Trotz der Fackeln kamen sie nur langsam vorwärts, denn auch der Weg war voller Löcher und die Sicht blieb mäßig bis bescheiden.
Auf der Donau hatte das Schnellboot der bulgarischen Binnenmarine inzwischen die »Danubia« Queen erreicht.
Kapitän Stojanow hatte kurz zuvor ein Drohtelefonat aus Bukarest aufgeschreckt: Hilfe von bulgarischer Seite sei nicht erlaubt, vielmehr streng untersagt, da die Bulgaren auf rumänischen Gebiet aktiv werden müssten. Dazu stünden eigene Kräfte bereit. Auf seine sofortige Rückfrage, bis wann er mit Unterstützung rechnen könne, hatte man ihn vertröstet: In zwei Tagen könne man eventuell …
Auf Frau Schmidt-Wellinghausens Rat hin hatte er auf UNO und EU und vor allem auf die Vereinbarungen der IAVA verwiesen, die diese für Notfälle international abgeschlossen hatte.
Woraufhin sich Bukarest nicht mehr gemeldet hatte.
Die Besatzung des Schnellboots