Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 31
»Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit waren gerade auf dem Weg Zu Ihnen«, schaltete sich Parker ein, »ich möchte mir erlauben, eine Anzeige zu erstatten, die sich auf einen Mann bezieht, der ungefragt in mein Hotelzimmer eindrang und mich mittels einer Handfeuerwaffe bedrohte.«
»Wie war das?« Banding schien den Butler erst jetzt zu sehen.
»Dank einiger Umstände, die erfreulicherweise zusammentrafen, konnte ich mich den Nachstellungen dieses Subjektes entziehen«, redete der Butler weiter. »Besagter Mann bedrohte mich massiv mit einer Handfeuerwaffe.«
»Und ich wurde gekidnappt«, schaltete sich jetzt Mike Rander ein. »Ich war auf dem Weg zu einem gewissen Mister Ritchel, als ich von einem Wagen überholt wurde. Der Fahrer zwang mich mit Waffengewalt in seinen Wagen.«
»Demnach muß festgestellt werden, daß die heile Welt hier doch nicht so recht in Ordnung zu sein scheint«, meinte der Butler würdevoll.
»Trinken wir erst mal«, sagte Sheriff Banding und hob sein Glas. Rander und Parker taten ihm Bescheid und nippten an dem Getränk.
»Ich frage mich als Anwalt, ob wir nicht offiziell Anzeige erstatten sollen«, sagte Rander dann. »Was halten Sie davon, Sheriff?«
»Darf ich vorschlagen, die besagten beiden Herren selbst zu fragen?« ließ Parker sich in diesem Moment vernehmen und deutete hinüber in die kleine Halle, in der die beiden Hilfssheriffs Steve Nolands und Mel Folders zu sehen waren. Sie hatten gerade das Hotel betreten und schauten sich suchend um.
Als sie Rander, Parker und ihren Sheriff am Bartresen sahen, wußten sie augenscheinlich nicht, was sie machen sollten. Sie hatten wohl eine andere Situation erwartet.
»Sie meinen Nolands und Folders?« Sheriff Banding lachte leise und gekünstelt. »Das sind meine beiden Mitarbeiter.«
»Ein klassischer Fall von Amtsanmaßung«, stellte der Anwalt gelassen fest.
»Der aber verständlich ist«, beruhigte Banding seine beiden Gäste. »Wir sind hinter einem Burschen her, der ’ne Frau überfallen und belästigt hat. Eine üble Geschichte. Man hat Sie verwechselt, weil Sie fremd sind.«
»Darf man erfahren, um welche Dame es sich handelt, die belästigt worden ist?« fragte Parker höflich.
»Wie? Nein. Dienstgeheimnis!« Banding räusperte sich betont. »Tja, ich muß jetzt gehen. Ich wünsche Ihnen einen netten Aufenthalt. Auch wenn die Stimmung im Moment gereizt ist hier in Lemmon Bay. Die Leute sind verbittert.«
»Diese Verbitterung hängt womit zusammen, Sir?« erkundigte sich Butler Parker gemessen.
»Mit diesen Überfällen«, sagte Sheriff Banding, »es handelt sich nämlich um eine Serie von Verbrechen. Diebstähle, Belästigungen von Frauen. Sie sind mit Mister Ritchel näher bekannt?«
»Überhaupt nicht«, erwiderte Rander, wie er es zusammen mit seinem Butler und Ritchel vereinbart hatte. »Ritchel schrieb vor einigen Wochen eine Gesellschaft an, deren Rechtsvertreter ich bin. Ich bin hier, um Kontakt mit ihm aufzunehmen.«
»Wegen seiner Grundstrücke?« sagte Banding gespielt desinteressiert.
»Dienstgeheimnis«, erwiderte jetzt Rander und lächelte neutral, »in ein paar Tagen kann ich vielleicht die Katze aus dem Sack lassen, Sheriff!«
»Falls Sie meine Hilfe brauchen, stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung«, verabschiedete sich Banding, »und was meine beiden Mitarbeiter angeht, so bitte ich um Entschuldigung. Die Boys schießen manchmal übers Ziel hinaus. Wird nicht wieder Vorkommen!«
*
Josuah Parker vertrat sich wieder mal die Beine.
Er lustwandelte über den Marktplatz und näherte sich wie zufällig dem Büro des Sheriffs, vor dem zwei Streifenwagen standen. Er hatte sich vergewissert, daß Sheriff Banding und dessen Mitarbeiter Noldans und Folders im Büro waren.
Parker blieb vor einem der Fenster stehen, dessen Springrollo von innen heruntergezogen war. Er zündete sich umständlich eine seiner schwarzen Zigarren an und benutzte dazu Streichhölzer. Als der schwarze Torpedo endlich brannte, ließ der Butler ganz zufällig die Streichholzschachtel auf der Fensterbank liegen. Und zwar dicht in Scheibennähe.
Dann schritt er wieder zurück auf den Marktplatz und ließ sich auf einer Bank in der Nähe der Autobus-Station nieder. Von seinem Platz aus konnte er das Büro des Sheriffs gut überblicken. Zwischen den schwarz behandschuhten Fingern seiner rechten Hand tauchte plötzlich eine zweite Streichholzschachtel auf, die überraschenderweise Stimmen reproduzierte.
Parker bediente sich wieder mal gewisser technischer Hilfsmittel. Die Streichholzschachtel auf der Fensterbank war ein Sender, der mit einem Hochleistungs-Richtmikrofon gekoppelt war. Die Streichholzschachtel in seiner Hand war der dazugehörige Empfänger. Diese beiden Geräte hatte der Butler in seiner privaten Bastelstube in Chikago konstruiert.
Sonderliche Hemmungen, mit diesen Geräten zu arbeiten, hatte er nicht. Er bediente sich einfach jener Mittel, die in Kreisen der Wirtschaft und der Regierung verwendet werden. Parker brauchte einen gewissen Informationsvorsprung, um aktiv werden zu können. Er paßte sich damit nur notgedrungen der jeweiligen Situation an.
»… nicht zu glauben«, kam Sheriff Bandings Stimme aus der kleinen Streichholzschachtel in Parkers Hand, »läßt sich von einem komischen Butler restlos aufs Kreuz legen. Verliert seinen Dienstausweis und seine Kanone dazu. So was muß man sich mal vorstellen.«
»Ist ja schon gut, Sheriff«, erwiderte Mel Folders betreten, »ich bin ’reingelegt worden! Okay! Passiert nicht noch mal. Aber auch Noldans ist schließlich übers Ohr gehauen worden.«
»Ich habe den Anwalt unterschätzt«, räumte Steve Noldans ein, »Kann ja jedem mal passieren. Beim nächsten Mal sind wir eben vorsichtiger!«
»Und ob wir vorsichtig sein müssen!« Sheriff Bandings Stimme hatte sich etwas beruhigt. »Ich stelle jetzt erst mal fest, mit wem wir es genau zu tun haben. Bis dahin wird nichts unternommen. Sobald aber die Lage geklärt ist, laß ich mir was einfallen. Und ich garantiere euch, daß mir was einfallen wird.«
»Was machen wir mit Ritchel, Chef?« erkundigte sich Steve Noldans.
»Vorerst nichts!«
»Versteh ich nicht«, sagte Folders gedehnt, »nur wegen der beiden Typen sollen wir …«
»Nur wegen der beiden Typen«, sagte Sheriff Banding nachdrücklich. »Das sind Profis, wenn ihr mich fragt. Denkt daran, wie sie euch ’reingelegt haben! Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ihr könnt eure Retourkutsche immer noch fahren, Jungens. Und dann mit voller Pulle, das verspreche ich euch.«
Parker war aufgestanden und schlenderte zurück zum Büro des Sheriffs. Er wußte jetzt Bescheid. Tony Ritchel hatte also nicht gelogen. Und Sheriff Banding war der Mann, der das Kesseltreiben gegen Ritchel leitete.
Parker schlenderte am Fenster vorbei, ließ die erste Streichholzschachtel in der Tasche verschwinden und lüftete dann höflich seine schwarze Melone, als die beiden Hilfssheriffs Noldans und Folders aus dem