Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Читать онлайн книгу Butler Parker Staffel 9 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 7
»Ich weiß es nicht. Es ist nicht zu greifen oder zu beschreiben. Ich spüre nur, daß irgend etwas in der Luft liegt. Sie werden Paul nicht in Ruhe lassen.«
»Denken Sie jetzt an irgendeine bestimmte Person?«
»Nein, ich meine das allgemein. Ich meine die Mörder! Sie werden nicht aufstecken. Sie werden es so lange versuchen, bis sie endlich Erfolg haben!«
»Dagegen läßt sich hoffentlich etwas tun«, meinte Rander beruhigend, »bis auf uns und die Boys ist das Camp im Moment also leer?«
»Erfreulicherweise«, sagte Joan Christie, die sich jetzt an Paul Maudling wandte, »und wir sollten Tabora Lodge ebenfalls so schnell wie möglich verlassen, Paul. Hier sind wir auf die Dauer nicht sicher.«
»Darüber kann man noch ausführlich reden«, schlug Rander vor, der sich wunderte, daß sein Butler sich nicht am Gespräch beteiligte. Josuah Parker schien von einem Wandertrieb erfaßt zu sein. Er schritt gemessen an den Bungalows vorbei und verschwand dann zwischen den strohbedeckten Rundhäusern. Er machte wahrscheinlich so etwas wie eine Bestandsaufnahme und sondierte das Terrain.
Was übrigens haargenau stimmte.
Butler Parker prägte sich die Lage der Rundhäuser ein und begutachtete die Chancen, sich hier verteidigen zu können. Er war längst zu einem Entschluß gekommen und wollte dafür eintreten, daß man blieb und hier im Camp auf den Angriff der Mörder wartete. Nach dem Abzug der Reisegesellschaft würden der oder die Mörder die günstige Gelegenheit nutzen, ihren Plan endlich zu vollenden. Dabei wollte Parker aber ein Wörtchen mitreden und die betreffenden Leute empfangen.
Er wußte nicht, was er von der Aufzählung Maudlings halten sollte. Kam Maudlings Sohn Ron als potentieller Mörder in Betracht? Oder Maudlings Konkurrenz Hagerty? Versprach sich diese Joan Christie einen Vorteil von der Ermordung des Mannes, der sie in den kommenden Wochen heiraten wollte?
Oder hatte Maudling ihnen etwas verheimlicht? Ging es um ganz andere Dinge? Waren politische Momente im Spiel? Hatte er nur daran gedacht, sich aus Chikago einige Leibwächter zu verschaffen?
Parker kam zu dem Schluß, daß ihr Gastgeber noch längst nicht alle Karten auf den Tisch gelegt hatte. Irgendein Geheimnis mußte sich noch in einem seiner Rockärmel verborgen halten.
Als Parker dann den entsetzten Aufschrei aus Sue Westons Mund hörte, blieb sie stehen und ging etwas schneller als gewöhnlich zurück zum Wagen.
Weder von Sue Weston noch von Mister Rander war weit Und breit etwas zu sehen. Ganz zu schweigen von Paul Maudling und Joan Christie.
*
»Nur ein Gecko«, sagte Maudling auflächelnd und zeigte auf einen der langzüngigen Insektenvertilger, der an der Wand entlanghuschte und dann im Dachgebälk des Rundhauses verschwand.
»Ich dachte schon an eine Schlange«, sagte Sue aufatmend und löste sich etwas verlegen von Mike Randers Brust.
»Hier oben haben wir keine Schlangen. Meine Boys gehen das Camp pro Tag ein paarmal nach ihnen ab. Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben, Miß Weston.«
»Ich werde Sie bei Gelegenheit daran erinnern«, gab Sue zurück, »das alles hier ist noch ziemlich fremd für mich.«
»Man gewöhnt sich an alles«, tröstete Joan die Sekretärin des Anwalts, »selbst an das Gebrüll der Löwen. Und an das Trompeten der Elefanten, wenn sie zur Tränke kommen. Das Camp ist völlig sicher. Unterhalb vom Hügel haben wir eine dichte Dornenhecke aufgebaut. Sie ist unpassierbar, wirklich.«
Parker hielt sich im Hintergrund, nachdem er herausgefunden hatte, warum Sue Weston aufgeschrien hatte. Er hielt sich ungewöhnlich zurück. Er studierte die Gesten der Gastgeber, ihre Sprache, Ihren Tonfall. Er suchte nach verräterischen Dissonanzen. Wie gesagt, er war nach wie vor fest davon überzeugt, daß Maudling ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte.
Hatte wirklich nur Joan Christie von ihrer Ankunft gewußt? Hatte sie dieses Wissen möglicherweise weitergegeben? Arbeitete sie mit den Mördern zusammen? Diese Vorstellung erschien dem Butler geradezu grotesk, aber er wollte sie auf keinen Fall beiseite schieben.
Oder wurde Maudling von seinen Angestellten bespitzelt? Für wen arbeitete dieser Joe Ugalla, der sie auf den Elefantenpfad gelockt hatte? Gab es zwischen ihm und Joan Christie eine geheimnisvolle Querverbindung?
Parker legte seinen Universal-Regenschirm über den linken Unterarm und folgte einem Boy, der die beiden schweren Reisetaschen hinüber in ein Rundhaus trug. Parker war mit der Wahl dieses Bungalows vollkommen zufrieden.
Durch eines der Fenster konnte er hinunter zum See und zur Tränke sehen, durch ein zweites Fenster ließen sich die beiden Gebäude kontrollieren, in denen man seinen jungen Herrn und Sue Weston untergebracht hatte.
Als der Boy gegangen war, öffnete der Butler die beiden Reisetaschen und befaßte sich intensiv mit ihrem Inhalt. Er rüstete sich zusätzlich aus. Er glaubte fest daran, daß weitere Überraschungen nicht lange auf sich warten ließen.
*
Es war Abend geworden.
Nach einem erstklassigen Dinner im langgestreckten Gastraum saßen Paul Maudling, Joan Christie, Mike Rander und Sue Weston auf der überdachten Veranda, tranken Whisky auf Eis und beobachteten aus ihren bequemen Sesseln heraus die Tiere an der Tränke.
Zebras, Büffel, Gnus und Antilopen sorgten ausgiebig für ihren privaten Wasserhaushalt. Sie ließen sich vorerst nicht von einer Gruppe von Löwen stören, die noch weiter hinten in der Savanne lagen.
Giraffen stelzten gravitätisch heran. Eine Pavian-Herde zog mit Flankensicherung vorsichtig an den See. Gazellen standen auf dem Sprung und ließen das Löwenrudel nicht aus den Augen. Es herrschte Großbetrieb an der Wasserstelle. Dort war der See wahrscheinlich so flach, daß die Tiere ohne Furcht vor Krokodilen trinken konnten.
Bis plötzlich die Vogelschwärme aufstiegen und die Tiere für eine Art Riesengasse sorgten. Weit aus dem Busch stampften majestätisch die Elefanten heran, Kühe und Kälber in der Mitte. Mit einer Selbstverständlichkeit, die beeindruckend war, stiegen die Elefanten ins Wasser. Sie übersahen die übrigen Wildtiere ohne jede Arroganz, um mit menschlichen Begriffen zu sprechen.
Parker genoß dieses Schauspiel. Er befand sich am Rand des Camps und holte sich die einzelnen Tiergruppen mit einem Fernglas heran. Er achtete aber nicht nur auf die Tränke, sondern beobachtete zwischendurch immer wieder die Savanne und den dichten Busch an den Ufern des Sees.
Was sich auszahlte, wie sich nach zehn Minuten herausstellte. Parker ließ sein Glas am Seeufer entlangwandern, als er plötzlich für wenige Sekunden einen Landrover ausmachte, der Zebra-Look trug.
Rückte der geheimnisvolle Mörder an? Erschien vielleicht dieser Joe Ugalla mit seinen vier Helfershelfern? Parker griff nach seinem Universal-Regenschirm und versuchte etwas zu erkennen. Er hatte den Eindruck, daß die Tiergeräusche sich änderten. Das Nachtgetier schien aufgeschreckt worden zu sein. Einige bisher lärmende Vögel strichen ab und stießen dabei krächzende Schreie aus.
Der Mond war jetzt nur noch zu erahnen. Vom kalten, nächtlichen Himmel mit seinen ansonsten strahlenden Sternen war nicht mehr viel zu sehen. Wolkenbänke schoben sich auf und überlappten sich. Die Dunkelheit war fast vollkommen.
Dann