Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Warum machen S’ net, was Sie vorhatten, bevor Sie von seiner Krankheit wußten?« fragte Sebastian zurück. »Geh’n S’ auf den Tanzabend, flirten und tanzen S’ mit ihm, und wenn er etwas für Sie empfindet, dann wird er aus sich herauskommen und Ihnen erzählen, wie’s um ihn steht.«
Jetzt lächelte sie.
»Ja, Hochwürden, das werd’ ich tun«, antwortete sie. »Und selbst wenn’s überhaupt keine Hoffnung mehr gibt, werd’ ich mit ihm zusammensein, solang’, wie der liebe Gott uns noch läßt.«
Der Geistliche brachte sie an die Kirchentür.
»Hoffnung gibt’s immer«, sagte er zum Abschied. »Man muß nur fest an sie glauben.«
Nachdenklich sah er ihr hinterher, wie sie den Kiesweg zur Straße hinunterging. In seinem Leben waren ihm schon viele verschiedene Schicksale begegnet, doch jenes, von dem er eben erfahren hatte, schien ihm das schwerste von allen zu sein.
Ein junger Mann, in der Blüte des Lebens und doch dem Tod geweiht.
Die Glocken von St. Johann riefen die Gläubigen zur Abendmesse. Pfarrer Trenker ging in die Kirche zurück, dorthin, wo die Madonna stand. Sebastian bat, wie zuvor Lisa, um Kraft und Hoffnung für den Kranken, und schloß das Madel in sein Gebet ein.
Dann ging er zur Tür zurück, um sein Schäfchen zu begrüßen. Als er wenig später die Messe las, ahnte keiner von ihnen, was ihren Hirten bewegte.
*
»Jetzt schau’ dir das an!« sagte Sepp Villinger fassungslos und deutete auf die Menschenmenge im Saal des Löwen.
Die beiden jungen Männer standen im Eingang und konnten gar nicht glauben, was sie sahen. Hinter ihnen reckte Lisa den Kopf.
»So, meine Herrschaften«, begrüßte sie der Wirt, »da vorn’ hab’ ich für Sie reserviert.«
Er brachte sie an einen Tisch, an dem bereits andere Teilnehmer der Wochenendreise Platz genommen hatten. Alle hatten sie sich festlich gekleidet, und auch die Einheimischen trugen Festtagskleidung. Trachtenanzüge und Dirndl zumeist. Lisa und ihre Begleiter setzten sich, gleich darauf kam eine Saaltochter und fragte nach ihren Wünschen. Das erste Getränk war im Pauschalpreis für die Reise enthalten.
Zuvor hatte es ein köstliches Dreigängemenü gegeben. Nach einer klaren Rindssuppe mit Leberknödeln, wurde gebratenes Schweinefilet serviert. Dazu gab es eine aufgeschlagene Buttersauce, marktfrische Gemüse und Kartoffelkroketten. Die Krönung war ein ›Omelette surprise‹. Dafür wurde Vanilleeis in einen Mantel aus Biskuit gehüllt und alles mit einer süßen Eischneemasse garniert. Auf silbernen Platten kam das Dessert dann in den Backofen, wo sich durch die Hitze das Ei wunderbar bräunte und zu Baiser wurde. Die Hausmädchen trugen die mit bunten Fähnchen und Wunderkerzen garnierten Platten, unter dem Beifall der Gäste, an die Tische und schnitten das Überraschungsomelett dort auf. Natürlich wurde dazu das Licht im Raum gelöscht, damit die brennenden Kerzen zur Geltung kamen.
Der Kontrast aus heißem Baiser und kaltem Vanilleeis zauberte wirklich überraschenden Effekt auf die Zungen, daher der Name dieser köstlichen Nachspeise.
Alle Teilnehmer an diesem Abendessen waren einhellig der Meinung, daß Irma Reisinger drei Sterne am Köchehimmel gebührten.
Die Kapelle auf der Empore begann mit einem fetzigen Schlager, um die Stimmung anzuheizen. Sepp und Florian sahen sich fragend an.
»Du zuerst«, meinte Florian Brunner schmunzelnd, »du hast es am meisten nötig.«
Er meinte damit, daß der Freund, angesichts dessen, was er beim Abendessen verdrückt hatte, die Kalorien dringend wieder abtanzen müsse.
»Allerdings nur, wenn Lisa will«, fügte er hinzu.
Das Madel sah auf.
»Tanzen? Da laß ich mich net zweimal bitten«, lachte sie und schob ihren Stuhl zurück.
Ausgelassen wirbelten sie mit den anderen Paaren über die Tanzfläche, und für einen Moment war vergessen, was Lisas junges Herz bedrückte. Nach einer weiteren flotten Melodie, schloß sich ein langsamer Walzer an.
»Ich hab’ Florian gebeichtet, daß ich dir von seiner Krankheit erzählt hab’«, sagte Sepp, während sie sich langsam im Rhythmus der Musik bewegten.
»Und – war er dir bös’?«
Ihr Tanzpartner schüttelte den Kopf.
»Nein. Seit wir uns kennen, und das sind mittlerweile schon sieben Jahr’, haben wir immer über alles reden können. Manchmal gab’s schon Situationen, wo’s hätt’ kritisch werden können. Aber durch uns’re Offenheit, mit der wir uns begegnen, haben wir’s immer wieder geschafft, Differenzen zu klären, bevor sie zu einem wirklichen Problem werden konnten.
Ich hab’ ihm auch gesagt, wie’s um dich steht...«
Das Madel sah ihn mit großen Augen an.
»Wie hat er reagiert?«
»Ich glaub’, er ist sehr glücklich.«
Sie tanzten in der Nähe ihres Tisches, und Lisa sah zu Florian hinüber, der auf seinem Platz saß und nachdenklich vor sich hinschaute.
Nachdem Sepp ihm von Lisas Gefühlen erzählt hatte, war er von einem unbeschreiblichen Glücksgefühl erfüllt gewesen. Doch inzwischen hatte dieses Gefühl kühler Ernüchterung Platz gemacht. Florian Brunner fragte sich, ob er Lisa wirklich an sich binden durfte. Das Schicksal, das ihm bevorstand, schloß eine glückliche Beziehung eigentlich aus, denn sie konnte nicht von Dauer sein.
Konnte er wirklich erwarten, daß sie sich an ihn band, in der Gewißheit, daß ihnen nur eine kurze Zeit vergönnt war?
Mit gemischten Gefühlen war er zum Abendessen gegangen. Zum einen freute er sich auf sie, zum anderen wäre er lieber für sich auf dem Zimmer geblieben.
Seine, trotz aller Schicksalsschläge, positive Einstellung ließ ihn schließlich am Essen und Tanz teilnehmen. Hatte er doch dem Freund erklärt, daß er sich nicht zurückziehen und in sich vergraben wolle.
Nur wie er Lisa begegnen sollte, wenn die Stunde gekommen war, in der sie sich erklärte, das wußte er nicht.
»Wollen wir tanzen?« hörte er sie fragen und blickte auf.
Sepp hatte sie an den Tisch zurückgebracht. Aufmunternd nickte er dem Freund zu. Florian lächelte und stand auf.
Lisa spürte, wie ihr Herz vor Aufregung und Glück raste, als er ihre Hand nahm und sie auf das Parkett führte. Dann vergaß sie alles um sich herum. Sie hatte die Augen geschlossen und schwebte wie auf Wolken durch den Saal.
*
Florian erging es nicht anders. Er fühlte sich glücklich, wie seit langem nicht mehr.
Es muß Liebe auf den ersten Blick sein, dachte er. Wieder wurde ein langsamer Walzer gespielt, und Lisa hatte ihre Arme um seinen Hals geschlungen.
»Ich